Wahlkampf, Prädikat ekelhaft

Kaum gab es am Samstag die ersten Meldungen über die große Bedrohung des japanischen Atomkraftwerks Fukushima, haben sich Claudia Roth und ihre Oppositions-Freunde hingestellt und hysterisch, aber natürlich tief betroffen Wahlkampf gemacht, was sie jedoch umso lauter abgestritten haben und abstreiten, je lauter die Vorwürfe werden. Sie wolle jetzt nicht die Kernenergie zum Wahlkampfthema machen, wusste Frau Roth zu sagen, hat es dann aber schon im nächsten Satz getan, wahrscheinlich wohlwissend, was sie da gerade vor ihren Wahlkampfkarren spannt. Leiser vielleicht als gewohnt, immer mit der Betonung darauf, dass die Gedanken bei den Opfern in Japan seien, stets versehen aber mit dem Hinweis darauf, dass es bei uns höchste Zeit sei, die Meiler abzuschalten, weil ja jederzeit Ähnliches bei uns passieren könnte. Es ist natürlich Zeit für einen Atomausstieg, das ist auch meine klare Meinung, wenn dann aber bitte weltweit; solange Kohle, Gas und Diesel für den Großteil der Energie sorgen, kann, soweit ich das beurteilen kann, nicht einfach ein Ausstieg vollzogen werden, wenn wir dann mutterseelenallein auf unserer atomfreien Insel in Europa leben und zeitgleich fossile Brennstoffe zur Stromgewinnung gebraucht werden, die bei steigendem Energiebedarf auch keine Dauerlösung sind. Oder sollen wir etwa nicht E10 tanken und mit Tempolimit durchs Land fahren, um den CO2-Ausstoß zu senken? In England und Frankreich herrscht offenbar großes Erstaunen über die deutsche Atomhysterie.

Ich würde gerne wissen, ob über einen Atomausstieg in Deutschland bzw. über die Laufzeitverlängerung in ähnlich hysterischer Weise diskutiert würde, stünden nicht u.a in Baden-Württemberg und Sachsen in den nächsten Wochen Landtagswahlen an, deren Ausgang noch recht offen ist. Vereint stellt sich dann die Opposition vor das Bundeskanzleramt und schimpft und beschwört Weltuntergangsszenarien herauf und wirft der Regierung Aktionismus und Wahlkampfmanöver wegen des Moratoriums vor. Könnten sie sofort abschalten, wären sie in der Verantwortung? Nein! Wahlkampfgebrüll, wie am Stuttgarter Bahnhof. Hätten Merkel & Co. nicht reagiert, wäre doch auch geschrien worden, jetzt reagieren sie und überdenken ihr Handeln, auch das ist blöd. Wahlkampf eben. Dennoch: Die jetzt abgeschalteten alten Meiler bei der Laufzeitverlängerung weiterzubetreiben, war schlicht scheiße und in der Tat ein Rohrkrepierer.

Was soll die Panikmache in Deutschland, die wie eine Welle durchs Land schwappt? Gebetsmühlenartig wird uns die riesengroße Gefährdung durch die Kernkraft im eigenen Land vor Augen gehalten, Geigerzähler werden knapp und man betont, wie unglaublich viele Deutsche gegen Atomkraft seien. Ebenso würden doch in Umfragen 70% der Deutschen gegen Schokolade sein, würde man ihnen so geballt zeigen, unter welchen Bedingungen Kakao geerntet wird. So essen wir weiterhin, wenn nicht gerade Fastenzeit ist, Schokolade und verbrauchen eben Strom. Immer mehr. Und billig sollte und muss er auch sein.

Mit manchen Leuten würde ich mich übrigens niemals nebeneinander stellen.


Bildschirmfoto: ZDF (14.03.2011)

Auch Claudia Roth muss  – wie immer – laut ihre Meinung kundtun, gerne in ähnlicher Gesellschaft wie Herr Gabriel, das haben sie ja schon vor gut zwei Wochen als Lordsiegelbewahrer des Wissenschaftstandorts Deutschland bewiesen.


Bildschirmfoto: ZDF (14.03.2011)

Wenn dann auch noch Klaus Ernst, der Oberatomexperte, fordert, dass Deutschland sofort aus der Kernenergie aussteigen soll, dann soll er sich mal von der KP in Peking einladen lassen, um auch die Chinesen davon zu überzeugen, keine neuen Reaktoren zu bauen, vielleicht kann Alt-Bundeskanzler Schröder seinen Kumpel Putin von ähnlichem überzeugen, nachdem er einst der Kanzler war, unter dessen Führung der deutsche Atomausstieg in die Wege geleitet wurde, und jetzt im BW-Wahlkampf ebenfalls ordentlich gegen unsere Regierung wettert. Und Claudia Roth sollte dahin gehen, wo der Pfeffer wächst, und in Indien betroffen rumschreien, dass auch dort keine neuen Reaktoren gebaut werden. Die Kuh ist schließlich in Indien heilig. Ich habe keinen Bock auf teureren Strom, wenn nur wir Deutschen brav aussteigen und alle anderen munter weitermachen.

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

2 Kommentare

  1. Auf quer kam ein netter Bericht.

    1. Beim Anblick des Reaktors in Temelin wurde mir schlecht
    2. Die hässlichen Überlandleitungen von Nord nach Süd sowie teilweise Schattenwerfenden Windräder bzw. stinkenden Biogasanlagen will auch keiner vor der Tür
    3. Die alten Meiler gehören weg – aber europaweit. Da könnte die EU endlich mal zeigen, dass deren Reglementierung auch mal Sinn macht.

    Ich befürchte nur, dass die Lämmer noch lauter blöken wenn die Tage in Japan alles hoch geht / durchbrennt. Nur eine Frage der Zeit. Leider.

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