Ein Pärli in der Straba

Was war denn das für ein Gespann vorhin in der Straßenbahn?! Er, in etwa Mitte Vierzig, kam wohl eben mit dem Zug an, der große Rollkoffer ließ mich das zumindest erahnen, und war rammelig bis zum Gehtnichtmehr. Mit seinem Schnauzer, seinem Stirnband und seinem höchst unangenehmen Mischgestank aus Raucherabteil und Körpergeruch war er nun wahrlich kein Adonis, aber auch die Frau, ebenfalls etwa in dem Alter, war keine Schönheit. Eine wunderbare Lederhaut dank Proletentoaster. Während er sich freute und sie am liebsten schon in der Straßenbahn mehrmals begattet und besprungen hätte, war sie höchst genervt ob seines dauernden Knutschdranges und gab nur widerwillig Küssli. Er hat sie aber auch immer richtig angeschlabbert. Zwischendurch hat sie festgestellt, dass es in der Straba schon wieder so stinkt, hat das aber noch nicht auf ihren Typen geschoben, über dessen Ankunft sie mehr und mehr stinkig zu sein schien. „Du nervst“ war die erste Bemerkung in Richtung des Aggro-Knutschers, der ein Gebahren wie ein Zuchtbulle zeigte und munter weiterschlabberte, ohne sich an ihren Bemerkungen zu stören, dass er sie nerve. „Du stinkst.“ Auch das hielt nicht nicht davon ab, weiter Küssli zu verlangen. Habe ich doch gleich an Erwin Pelzig gedacht: „Komm! Gibb Küssli! Ich nämm auch die Zigarette raus.“ Sie war nämlich viel mehr damit beschäftigt, laut zu überlegen, ob sie gleich in die und die Straße am Heuchelhof fahren sollten, um den gebrauchten Fernseher abzuholen, da sie sonst an Silvester nix zum Schauen hätten. Sie will also fernsehen, er aber bestimmt nicht… Leider musste ich am Dom aussteigen.

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“