Abschiedsvorlesung von Prof. Norbert Richard Wolf

Wehmut beschleicht mich. In den Jahren meines Studiums waren seine Vorlesungen und Seminare stets so etwas wie der Höhepunkt der Woche. Wenn das Hauptseminar am Montag um acht begonnen hatte, blieb mir meist noch die Vorfreude auf die Vorlesung am Donnerstag-Mittag, die immer mehr war als bloße Wissensvermittlung. Immer gab es auch kleine und große Anekdoten, bissige Kommentare zum tagesaktuellen Geschehen und Seitenhiebe auf noch so dumme Banalitäten, stets versehen mit dem Zusatz, ein Sprachwissenschaftler müsse alles wahrnehmen und alles lesen, sei es auch die Nachricht über den neuen Schoßhund einer gewissen Paris Hilton.

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Quelle: www.sprawi.de

Exakt ein Jahr nach meiner Abschiedsvorstellung an der Uni tritt nun morgen mit Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Norbert Richard Wolf ein ganz Großer ab und gibt seine Abschiedsvorstellung in der Neubaukirche. Ich hatte mir eigentlich vorgenommen, heute zu seiner letzten offiziellen Vorlesung ans Hubland zu fahren, nur habe ich gestern von meinem lieben Weggefährten Jürgen Grabowski erfahren, dass diese schon letzten Donnerstag stattgefunden hat, sehr schade. Herr Wolf ging sein Abschied wohl ähnlich nah wie mir letzten Jahr, ich denke, nach über 30 Jahren an unserer Uni noch etwas sehr viel näher.

Ein Salzburger, der einer DER Experten für unseren wunderschönen unterfränkischen Dialekt ist, ein begnadeter Lehrer und humorvoller Mensch, ich habe unglaublich viel von Prof. Wolf gelernt und werde an ihn immer als ersten denken, wenn ich an meine Hochschullehrer zurückdenke. Deklinationen und Konjugationen im Deutschen, ich glaube, niemand kann das interessanter präsentieren als Herr Wolf. Ein weiterer großer Österreicher, mit dem Unterschied, dass ich ihn mehrere Jahre lang live erleben durfte.

Ich wünsche ihm für seinen Ruhestand alles Gute und danke ihm für viele Highlights meines Studiums.

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Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

9 Kommentare

  1. Selbst ich als sonst bekanntermaßen Scheuklappentragender Medizinstudent habe mal ein oder zwei seiner wirklich gelungenen Vorlesungen beiwohnen dürfen. Ein Prof wie ihn sich der noch-nicht-desillusionierte Student vorstellt.

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