Adolf Hitler geköpft

Was ist so empörend an der Tatsache, dass Adolf Hitler im heute eröffneten Wachsfigurenkabinett von Madame Tussaud ausgestellt wird? Warum muss man da groß herumpalavern, ob das nun in Ordnung ist oder eben nicht? Der Mann ist leider untrennbar mit unserer Geschichte verbunden und trotz aller Gräueltaten eine wichtigere Person der Zeitgeschichte als David Beckham oder Paris Hilton.

Was nun einen Spinner aus Berlin-Kreuzberg dazu trieb, der Wachsfigur Hitlers nicht einmal eine Stunde nach der Eröffnung aus Protest den Kopf abzuschlagen, weiß der wohl selbst nicht. Ihn erwartet nun wohl eine dicke Rechnung und eine Strafe noch dazu, er wurde nämlich noch im Museum verhaftet und wegen Sachbeschädigung und Körperverletzung angezeigt.

Auch Bundeskanzler a.D. Dr. Helmut Kohl zeigt sich nicht ganz einverstanden mit der Ausstellung seiner Wachsfigur in der deutschen Filiale von Madame Tussaud, er hat angeblich nicht seine Zustimmung gegeben, dort ausgestellt zu werden. Würde Kohls Figur nicht dort stehen, wäre das sehr schade, ist er doch – allerdings im positiven Sinn – ebenfalls untrennbar mit der deutschen Geschichte verbunden.

Was ich viel schlimmer finde als eine ausgestellte Hitler-Figur in einem Wachsfigurenkabinett in Berlin sind die saublöden Hitler-Witze von zweit- und drittklassigen Witzfiguren, die sich selbst als Comedians bezeichnen, weil sie glauben, damit beim Publikum zu punkten.

[Nachtrag am 06. Juli] Intelligent und scharfzüngig wie immer, der Spiegel-Kommentar von Henryk M. Broder zum endlich geglückten Hitler-Attentat und den dämlichen Stellungnahmen im Vorfeld der Eröffnung des Wachsfigurenkabinetts von Madame Tussaud in Berlin.

Veröffentlicht am
Kategorisiert in Allgemein

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

16 Kommentare

  1. Pingback: Gossip City
  2. Ich habe Hitler vor über 10 Jahren schon im Londoner Madame Tussaud gesehen und da wurde er richtig gut als ‚Tyrann‘ oder „Schrecken der Weltgeschichte‘ in Szene gesetzt. Also durchaus auch eher negativ…

  3. *kopfschüttel*

    Es gibt wohl keine normalen Menschen mehr auf dieser Welt…

    Die Diskussion versteh ich übrigens auch nicht. Aber gut, manche müssen halt immer diskutieren… 😉

  4. Seine Berliner Wachsfigur wirkt auf den Fotos auch nicht eben sympathisch.

    Es ist für viele aber wichtig, grundsätzlich dagegen sein, vor allem dann, wenn man mit Hitler argumentieren kann.

  5. Hab auch kein Verständnis für den Affen…
    Da macht sich einer viele Gedanken und ne Menge Arbeit und stellt dort eine Wachsfigur von Hitler auf und dann kommt ein Trottel und macht des Ding futsch. Vor allem, hat die Museumsleitung extra vorher noch beschrieben, wie Hitler abgebildet ist und dass es sich um eine Situation handelt, in der Hitler gegen Kriegsende (sozusagen am Boden der Tatsachen) dargestellt ist.
    Hier wird kein Hitler vergöttert, hier handelt(e) es sich um eine ganz normale Darstellung einer leider in unserer Geschichte wichtigen Person.

  6. Der Hitler aus Berlin erinnert sehr stark an den gebrochenen Hitler, den Bruno Ganz so eindrucksvoll darstellte. Ich weiß nicht, wo da das Problem liegt, ihn auszustellen. Ein „Denk mal!“-Denkmal.

  7. Stimmt! Und genau deswegen versteh ichs auch net.
    Aber wie ich grad gelesen habe, kostete die Wachsfigur in der Herstellung 200.000 €uro.
    Ich hoffe mal, dass das der nette Herr aus Kreuzberg nun zu spüren bekommt.

  8. Nur 10% davon dürften ihn eine Zeit lang richtig bluten lassen. Aber er hat es dem Hitler wenigstens mal richtig gegeben.

  9. Ich verstehe das auch überhaupt nicht. Da können sich plötzlich wieder alle echauffieren und wichtig machen, um auf den Betroffenheits-Zug aufzuspringen.

    Im Hamburger Panoptikum steht schon seit 60 Jahren ein Wachs-Hitler und das interessiert keine Sau.

  10. Im Berliner Panoptikum meine ich 1991 auch einen Hitler gesehen zu haben.

    Der eingebaute Nazometer springt bei zu vielen Menschen zu schnell an, es wurde doch keine Statue für Hitler aufgestellt.

  11. Grünen-Chef Bütikofer hat Verständnis, da er die Veranstaltung in bester Roth-Manier empörend findet, da Verbrechen so banalisiert werde. Daher müsse auch eine solche direkte Aktion manchmal sein.

    Sehr interessant, bald gibt es wahrscheinlich Mahnmachen und Spendensammlungen für den Täter, der sein Interview für Spiegel TV sicher auch nicht umsonst gemacht hat. Ein solcher Streiter für den Antifaschismus muss einfach unterstützt werden. Endlich hat einer gehandelt!

  12. Habe ich heute woanders auch schon gelesen. Traurig eigentlich. Dann kriegt er halt 50 oder 100€ weniger und hat an der eigenen Dummheit richtig zu knabbern. Oder eben nicht.

    Wahrscheinlich bekommt er bald noch eine Belohnung für seine Tat, weil er ja seinen Antifaschismus so deutlich gezeigt hat.

  13. Pingback: Anonymous

Kommentare sind geschlossen.