Alle wollen die E-Gitarre von Tokio Hotel

Die BILD weiß es mal wieder ganz genau. Jeder will diese „Signierte Epiphone Joe Perry Gitarre von Tokio Hotel“, die unter dieser Beschreibung bei einem bekannten Online-Auktionshaus für einen guten Zweck angeboten wird. Was ist der gute Zweck, frage ich mich nun selbst. Ist es denn Leuten tatsächlich im Moment weit über 12.000 € wert, dass einer der vermeintlich androgynen Milchgesichter nun nicht mehr in die Saiten greifen kann? Lösen die sich auf? Ist das der gute Zweck? Aber 12.000 €?!?!?! Was man dafür alles machen kann! Wie kann man überhaupt das entsetzlich Ge-„Schrei“ von diesen Möchtegern-Rockstar-Ossis ertragen, geschweige denn begeistert auf ein Konzert von denen gehen, um dort in Ohnmacht zu fallen, weil die so süß sind? Die sind noch nicht mal androgyn, weil „anér, andrós“ „Mann“ bedeutet und die können ja nun nicht Männer mit weiblichen (gyné, gynaikós – die Frau) Zügen sein, weil sie keine Männer sind. Die treffen keinen Ton, jeden einzelnen hat wahrscheinlich der Monsun weggeschwemmt. Es ist scheinbar wirklich nur eine Sache der richtigen Vermarktung, wenn eine solche „Band“ mit einer solchen „Musik“ Erfolg hat und solche „Stars“ zu sein scheinen, dass jemand für deren handsignierte Gitarre ein Vermögen auszugegeben bereit ist. Die sind in nicht allzu ferner Zukunft wieder so was von weg vom Fenster (wie der tote Spanner), dass sich keiner mehr für ein Instrument einer kurzzeitig bekannten Musikkapelle interessiert. Kleine Skandälchen, Geständnisse, angebliche Hausverbote in Berliner Hotels, die Maschinerie arbeitet. Haben Jugendliche heute wirklich so wenig Geschmack, was Musik angeht? Entweder Tokio Hotel oder eben Gangsterrap-Scheiße von Typen, die freiwillig Döner-Deutsch sprechen. Hilfe! Armes Deutschland! Was haben wir da für einen tollen „Geschmack“ gehabt: Scooter, Marusha, Westbam, Sven Väth, die haben wenigstens noch was „geschaffen“, ohne eine bestimmtes Image pflegen zu muessen, um die entsprechende Zielgruppe zu erreichen und abzuzocken. Unsere Techno-Sounds waren wie geschaffen für die polyphone Klingelton-Manie – aber das gab es damals noch nicht!

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Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

3 Kommentare

  1. Schon wieder so ein halber klugscheisser-Artikel! Langsam mach sich das Zusammenwohnen doch bemerkbar! Werde hiermit Bundessmileyschutz fuer diesen Smiley beantragen.

  2. Ich muss doch damit angeben, dass ich nicht nur Latein, sondern auch Alt-Griechisch kann. Sprechen kann ich es nirgends, muss ich mich halt im Internet damit profilieren. Ich kann dir den Organon mal rueberbringen, von manchen auch Optanon genannt, weil sie das Rho und das Gamma als p und t lesen. Das mit dem Smilie stimmt, das gehoert dir!

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