Am Ticketschalter am Hauptbahnhof

Es ist gar nicht so einfach, eine Karte für die Hin- und Rückfahrt zu kaufen, wenn bereits für eine Schulklasse mit zwei Lehrern Zugtickets gekauft wurden, ein Gruppenpreis gewährt wurde, dann aber eine dritte Begleitperson, in diesem Fall ich, dazukommt, um ebenfalls mit denselben Zügen und einem Mountainbike nach Garmisch zu fahren bzw. von Bozen Richtung Unterfranken.

Angefangen hat es schon auf dem Parkplatz: Mein fester Vorsatz, keinen Parkschein zu lösen, um es drauf ankommen zu lassen, ob ich einen Strafzettel bekomme, wurde früh aufgegeben, da eine Mitarbeiterin der Verkehrsüberwachung ganz unauffällig zwischen den parkenden Autos herumstreunte, stets auf der Lauer nach Parkscheinsündern. Einen Euro musste ich erst einmal kleinkriegen, weil eine ganze Stunde wollte ich dann doch nicht lösen, erschien mir ja schon die halbe Stunde mehr als genug. Ein Taxifahrer wechselte mir schließlich meinen Euro und ich konnte den Parkschein lösen, ohne dass sich die Verkehrsüberwacherin auf mein unfrankiertes Auto stürzte. Warum, das nur mal am Rande bemerkt, heißen die eigentlich Verkehrsüberwacher, die überwachen doch keinen Verkehr, sondern ausschließlich parkende Autos?

Am Schalter war ich sofort, nur hat es eben ein bisschen länger gedauert, meiner guten Laune konnte das aber nichts anhaben. Es mussten Tickets für feste Züge sein und ein Vermögen wollte ich auch nicht ausgeben. Für die Rückfahrt von Italien hat der Computer nach langem Hin und Her schließlich eine Karte ausgespuckt, nur war dort leider eine ICE-Verbindung dabei, die zwar schneller, aber ohne meine Schüler gewesen wäre. Ungünstig. Nach weiterem wilden Eintippen – ich habe der Frau gesagt, meinetwegen müsse sie sich nicht so hetzen – kam dann die richtige Fahrkarte raus. Ein älterer Herr war dagegen eher ungehalten und vor allem ungeduldig, er musste dann mal auf die Bahn schimpfen, konnte aber die anderen Wartenden nicht davon überzeugen, denn außer an meinem Schalter ging es an den anderen flott zu. Ich habe schließlich ein Europa-Spezial-Ticket bekommen, gar nicht mal so viel teuerer als der Gruppenpreis.

Für die Hinfahrt auf deutschem Boden habe ich ein Spezial-Ticket empfohlen bekommen, das ich am Automaten kaufen sollte, da es dort 5€ billiger ist. Ein DB-Mitarbeiter sollte mir dabei helfen. Auffällig war bei der Eingabe der verschiedenen Zielorte, dass der Herr immer die Buchstaben im Alphabet suchte, das R war grundsätzlich nicht dort, wo er zuerst mit seinem Finger hinsteuerte und auch die anderen Buchstaben wurden stets mit kreisenden Bewegung herausgesucht. Das Problem: Auf Anhieb hat der Automat immer eine andere Route ausgegeben, bei der ich eine Stunde nach den anderen angekommen wäre. Nach der Eingabe aller Umsteigebahnhöfe war dann auch das geschafft und mein Parkschein war schon drei Minuten abgelaufen, als ich zu meinem Auto zurückgekommen bin.

Ich kaufe trotzdem gerne meine Karten am Schalter, auch wenn es manchmal länger dauert. Man kann ja an schöne Sachen denken.

Veröffentlicht am
Kategorisiert in Alltag, ÖPNV Verschlagwortet mit

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

3 Kommentare

  1. Verkehr, der ruht, ist aber kein Verkehr, weil das in meinen Augen eine Bewegung in seiner Bezeichnung trägt. Die Quintessenz, ich mag den Verein nicht. Die fühlen sich nämlich nur zuständig, wenn es um abgelaufene Parkscheine und Halteverbote geht, nicht aber, wenn es um zugeparkte Garagen und Hofeinfahrten geht. Da sind sie plötzlich nicht zuständig.

  2. Sehr gut, ein zufriedener Bahnkunde. Von den älteren Herren, die dauernd auf die Bahn schimpfen können gibt es zu viele. Das sind diejenigen, die grundsätzlich alles besser wissen, so tun, als hätten sie es eilig, obwohl der Zug erst eine halbe Stunde später fährt und schon mit einem Gesicht an den Schalter kommen, als wäre ihnen eine Lok über den großen Zeh gefahren. Oft kommen die aber auch nur aus Langweile, weil sie eventuell in ein paar Monaten mal nach Bad Füssing zur Kur fahren. Vielleicht sollte ich meine Erlebnisse doch mal in einem Buch niederschreiben…

Kommentare sind geschlossen.