An der Haltestelle

Heute habe ich alle Wege mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt. Grombühl – Sanderring, Sanderring – Bahnhof – Veitshöchheim und Veitshöchheim – Bahnhof – Grombühl. Allerlei Gestalten sieht man da an den verschiedenen Haltestellen, heute waren es wieder einmal bescheuerte Gangsta-Arschlochkinder. Das erste hat am Sanderring immer den Kopf in den Nacken gelegt, wie üblich gespuckt, aber dann die Rotzglocke mit dem Fuß wieder aufgefangen, weil er so getan hat, als würde er den Speichel wegkicken. Sehr appetitlich.
Kein Gangsta, aber trotzdem ein Arschlochkind war das Dauerlaberhyperaktivitätsbündel in der Straba. Der Knabe hat alle genervt, mich, seine Klassenkameraden, die ihn deswegen verarscht haben, und auch die anderen Fahrgäste. Völlig distanzlos wurde einfach jeder vollgekäst und angequatscht, dann an der Scheibe rumgeschmiert, rumgeturnt und rumgerempelt.
Dafür stand am Bahnhof dann wieder ein Gangsta. Weite Hose, Kette, schwarze Footballjacke (seit wann sind die eigentlich schon out?), Mütze und die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Er stand unter dem Dach, wollte sich aber trotzdem die Jacke zuziehen. Also Zigarette in den Mund, um mit beiden Händen den Reißverschluss hochzuziehen. Dabei hat er wohl falsch geatmet und sich derart verschluckt, dass er wegen seines Hustenanfalls nicht nur von mir ausgelacht wurde. Kleines Bubi, auch Rauchen will gelernt sein. Er hat sich ziemlich geschämt, versuchte das aber zu vertuschen, indem er jeden so böse ansah, als wollte er ihn verprügeln.

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“