Aufdringlich

Eigentlich wollte ich am Montag beim Walmart nur ein bisschen Gemüse kaufen, wurde aber schon am Eingang von einem unangenehmen Zeitgenossen aufgehalten, der mir unbedingt sein unglaublich tolles, einzigartiges und mit dem DEKRA-Prüfsiegel ausgezeichnetes Anti-Beschlag-Anti-Streifen-Spray-Flüssigkeits-Set andrehen wollte. Meine Brille hat er mir gleich abgenommen, durfte er auch, die war dreckig, hat daran rumpoliert und mir die üblichen Sprüche kredenzt. „Kennen sie das? Sie kommen, gerade in dieser Jahreszeit, vom Kalten ins Warme und sehen nichts mehr. Mit diesem blablabla ist das Vergangenheit blablabla.“ Ich habe versucht, wenn ich mal zu Wort kam, ihn abzuwimmeln und ihm mein Desinteresse zu zeigen, aber der hatte sich richtig festgebissen. „Ich kenne das doch. Ich habe doch selbst junge Leute daheim, die haben nie Geld. Ich sag ihnen was, das haut sie um. Ich gebe ihnen die große Flasche und die Spray-Flasche für 12,- Euro. Ist das ein Wort?“ Wieder habe ich ihn abzuwimmeln versucht (er hatte noch meine Brille, sonst wär ich wohl irgendwann gegangen), habe ihm was erzählt, ich hätte sowas auf der Mainfrankenmesse gekauft, aber das war ein Fehler. Erzählt der mir dann noch was über das dämliche DEKRA-Siegel, sülzt mich voll und erzählt mir, was ich damit nicht alles putzen könnte. Die Windschutzscheibe (ich war mit dem Roller dort, klar am Helm zu sehen) meines Autos, das ich nicht habe, was ich ihm mitgeteilt habe, das Visier meines Motorradhelms, das es nicht gibt, schließlich hat er ja meinen Vespa-Jethelm gesehen und und und. Und gestern? Läuft mir meine Brille an. Skandalös. Dabei habe ich nur in den Kochtopf geschaut. Immerhin hätte allein das kleine Fläschchen für 700 Brillenreinigungen gereicht. Wer´s braucht!

Veröffentlicht am
Kategorisiert in Alltag

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“