Aus Tätern werden Opfer

Mir kommen echt die Tränen! Die beiden Münchner U-Bahn-Schläger Serkan A. und Spyridon L. wurden gestern zu zwölf bzw. achteinhalb Jahren Haft wegen versuchten Mordes verurteilt. Ein gerechtes Urteil, wie finde. Dass die beiden nach Verbüßung ihrer Haft abgeschoben werden, dürfte eigentlich gar nicht diskutiert werden. Bei dem Türken sollte das kein Problem sein, der Grieche lässt sich wegen des EU-Rechts wahrscheinlich gar nicht so einfach ausweisen.

Es wird aber diskutiert, leider auch über das Urteil. Ob dieses nicht zu hart sei. Ob eine Verurteilung wegen schwerer Körperverletzung nicht angemessen gewesen wäre. Ob die Richter nicht wegen des öffentlichen Drucks so hart geurteilt hätten.

Wer die Bilder von dem niederträchtigen Überfall gesehen hat, müsste sich eigentlich der Tatsache bewusst sein, dass der Rentner, der die beiden Schläger in der U-Bahn durch den Hinweis auf das Rauchverbot provoziert hatte, wie manch ein Allesversteher und Alleserklärer wissend bemerkte, nicht nur verletzt werden sollte. Die wollten den alten Mann umbringen, warum auch immer, wieso sonst haben sie mehrfach brutal auf den Rentner eingetreten, der regungslos am Boden lag. Auch wird gejammert, dass der Ältere der beiden Opfer unserer Gesellschaft nach Erwachsenenrecht verurteilt wurde. Der „Mann“ war bei der Tat 20 Jahre alt, wieso soll er wie ein Jugendlicher behandelt werden?

Manche müssen halt immer diskutieren und scheinen stolz zu sein, wenn sie ganz besonders gute Menschen sind und auch für solche Täter so viel Verständnis zeigen, dass diese die eigentlichen Opfer sind.

Natürlich sind auch die Besserwisser vom Bildblog besonders wissend, weil die böse BILD Meinungsmache betreibe. Ist ja ganz was Neues.

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Kategorisiert in Politik

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

8 Kommentare

  1. Oje, der bildblog. Das ist wirklich ein riesiger Dreck! Und den „Chef-Autor“ dort kann ich auch net leiden. Ansonsten gebe ich deinem Artikel recht – bis auf eine Sache – einer der beiden Angeklagten ist soweit ich weiß zwar nicht deutscher Herkunft, aber mittlerweile im Besitz der deutschen Staatsbürgerschaft.

  2. Er ist hier geboren, wenn ich mich nicht irre. Aber wer jemanden mit den Worten „Scheiß Deutscher“ zusammenschlägt, hat nichts hier verloren. Unsere ausländerfeindlichen Neo-Nazis können wir leider nicht loswerden, solche „Ausländerhasser“ aber hoffentlich schon.

  3. Es ist einfach eine abgedroschene Nummer, Tag für Tag den Besser-Journalisten zu geben und die Berichterstattung der Bild als Boulevard-Blatt an der Berichterstattung der FAZ oder SZ zu messen.

    Immer der gleiche langweilige Mist, wo Bild wieder Fotos von ach so armen Menschen nicht unkenntlich gemacht hat und irgendwelche falschen Dinge verbreitet. Das sind so gute Menschen.

  4. > Der “Mann” war bei der Tat 20 Jahre alt, wieso soll er wie ein
    > Jugendlicher behandelt werden?

    http://de.wikipedia.org/wiki/Jugendstrafrecht

    Es wäre schön, wenn die Millionen von Lesern der Bild selbige wie ein Boulevard-Blatt lesen würden und noch besser, wenn sie das Geschriebene, das immer tendenziell und meinungsmachend ist, mit der gebührenden Distanz lesen würden. Aber die Realität ist anders. Ganz anders. Da kann ich aus eigener Erfahrung sprechen. Die Nummer vor dem Polenspiel, bei dem ein Medienkrieg im eigenen Haus inszeniert wurde, ist nur eines von vielen Beispielen, warum die Bild indiskutabel ist.

  5. Bei einem 20-jährigen, der so roh und brutal einen alten Mann misshandelt, greift die Ausahmereglung in meinen Augen wirklich nicht mehr, auch wenn – zum Glück – kein Jurist bin. Irgendwelche juristischen Spitzfindigkeiten, die dann noch strafmildernd wirken, sind hier nicht angebracht. Es war auch bei weitem nicht das erste Delikt der beiden Früchtchen.

  6. Mensch, keiner stellt hier doch das Jungendstrafrecht in Frage; nur warum sollte der Richter hier den ihm eingeräumten Spielraum zugunsten der Täter nutzen? Somit ist die Fragestellung keineswegs mit dem Jungendstrafrecht unvereinbar….immer diese Wortverdreher. Wer heute immer noch alles für bare Münze nimmt, was in den Medien kommt, der darf auch nicht hart aber fair, Maischberger und den Rest schauen; neutrale Info gibts nicht-das meine ich nicht negativ.

  7. ich bin ja auch kein Jurist, aber er in diesem Fall würde ich auch keinen Grund sehen, nicht das Erwachsenenstrafrecht anzuwenden. Die Täter wussten was sie tun, sonst wäre spätestens jetzt Reue angesagt gewesen; aber da herrscht nichtmal ein ausgeprägtes Unrechtsbewusstsein

  8. Die Entschuldigungen, die sich angeblich sogar noch strafmildernd ausgewirkt haben, kamen auf Initiative der Anwälte zustande, die ersten Reaktionen der Verhafteten sprachen damals nämlich eine deutlich andere Sprache.

    Ich kann das Opfer verstehen, dass er die denen nicht verzeihen kann.

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