Ist das was Neues, dass die Werbung vom Media-Markt aggressiv und blöd ist, dafür aber auch gnadenlos einprägsam? „Ich bin doch nicht blöd“ ist schon fast ein Klassiker, wer darauf noch hereinfällt, dem ist auch nicht zu helfen. Olli Dietrich und Oliver Pocher haben sich schon erblödet, dort mitzumachen, Mario Barths Gekasper war dann negativer Höhepunkt und die jetzige Kampagne setzt halt mancher anderen die Krone auf. „Weihnachten wird unter dem Baum entschieden, eingänglich und in aller Munde, auch wenn er nicht allen gefällt. Und das Traurige, eigentlich ist das ein Sinnbild unserer Zeit, weil zwar alle Weihnachten feiern, der eigentliche Gehalt aber eben für immer weniger Menschen eine Rolle spielt. Überall kann man blöde Weihnachtsmänner, Rentiere und Elfen sehen, die sich zwischen Geschenken aalen, der christliche Ursprung, ohne große Bedeutung.
Die Reaktion darauf mutet aber eher wie der beleidigte Trotz eines Kindes an, dem man nicht nur die Rassel, sondern auch den Lolli und den Schnuller weggenommen hat. Die Katholische Landjugendbewegung setzt den Spruch „Weihnachten wird in der Krippe entschieden“ dagegen und die Freude darüber, mehr als 20.000 Fans auf Facebook zu haben, ist groß. Einerseits nett, dass sich doch so viele auf diese Weise einfach gegen den weihnachtlichen Konsumwahn aussprechen, andererseits auch albern, wie ich finde. Was wird denn entschieden an Weihnachten? Gar nichts. Klar ist es enttäuschend, dass die Kirchen immer weniger Menschen mit der Botschaft des Evangeliums erreichen, aber die beleidigte Trotzreaktion bleibt trotzdem albern, vor allem, wenn jetzt auch Musterbriefe zur Verfügung gestellt werden, die man an die Konzernzentrale schicken soll. Mehr als eine Standardantwort wird man mit einem Standardbrief nicht bekommen und das Sprichwort „Was stört es die Eiche, wenn sich die Sau daran reibt.“ wird einmal mehr wahr. Vielleicht sieht man in diesem Trotz aber auch einfach ein bisschen Neid darauf, dass der Media-Markt so viele Menschen mit seinem Spruch erreicht und für Gesprächsstoff sorgt. Jetzt kostet das zwar eine Stange Geld, eine solche Kampagne loszufeuern, aber es steht auch den Kirchen völlig frei, Werbeflächen zu mieten oder Zeiten für Werbespots zu buchen, um die Botschaft des Evangeliums auf neuen Kanälen zu übermitteln, solche Kosten können doch sicher von der Steuer abgesetzt werden. Vielleicht erwarte ich das sogar von meiner Kirche, neue Wege zu beschreiten. Mancher wird eine solche Aktion dann vielleicht belächeln und sich ein wenig das Maul zerreißen, dass sich die Christen so anbiedern, aber es werden sehr viele Menschen erreicht und denken zumindest für einen Moment nach. Vielleicht sogar länger.
Damit erreicht man auf jeden Fall mehr Menschen, als wenn man sich jetzt beleidigt vor seine Gemeinde stellt oder sich auf Internetseiten gegenseitig sagt, dass die anderen, die nicht dabei sind, doof sind, weil sie den ursprünglichen Sinn von Weihnachten nicht mehr kennen. Was bringt es denn, wenn man denen, die in die Kirche kommen, erzählt, wie schlimm es ist, dass diese immer leerer werden und die Stimme der Kirche(n) weniger beachtet wird? Oder wenn man in den sehr gut besuchten Weihnachtsgottesdiensten die schimpft, die mal wieder den Weg in den Gottesdienst gefunden haben, oder mit unverständlichen Theologenformulierungen wieder verschreckt? Ein selbstbewussteres Auftreten im Rahmen einer solchen Kampagne gehört halt dazu, eine von vielen Facebook-Protestseiten ins Leben zu rufen ist doch nicht mehr als eine gut gemeinte Aktion, mit der man sich wieder gegenseitig sagt, was alles getan werden muss, mit der man aber ganz bestimmt nicht die erreicht, die man eigentlich erreichen möchte. Ein paar Berichte darüber in den Zeitungen ersetzen sicher keine gut geplante Imagekampagne, mit der man möglicherweise solchen Werbeaktionen im Voraus den Wind aus den Segeln nimmt.
Und dann gilt vielleicht auch für die christlichen Kirchen, wir sind doch nicht blöd. Oder um es mit einer alten Fußballerweisheit zu sagen: Entscheidend is auf’m Platz.
„Friedensfest“ statt Konsum- oder Religionszwang!
Beide Weltanschauungen wollen mit Macht dominieren: die materialistische wie die christliche (wenn letztere mit dem üblichen – menschenrechtswidrigen – Absolutheitsanspruch verbunden wird und nicht mit der – menschenrechtskonformen – christlichen Nächstenliebe). Beide Ideologien trennen somit, ja spalten die Bevölkerung. Daher sollte so bald wie möglich das Weihnachtsfest durch ein „Friedensfest“ abgelöst werden, welches die Menschen der verschiedensten (ca. 4000) gleichberechtigten religiösen und nichtreligiösen Weltanschauungen friedvoll verbinden könnte – bei gegenseitigem Respekt vor der jeweils anderen Weltanschauung.
Nur bei solch einem weltanschaulich neutralen, sozial positiven Fest könnte Deutschland eine wirkliche „Heimstatt“ für alle(!) Bürgerinnen und Bürger werden, wie es das Bundesverfassungsgericht schon seit vielen Jahren fordert!
Wenn Sie das wirklich ernst meinen, können Sie einem dieser Meinung wirklich nur leidtun: Ein christliches Fest sinnentleeren, um irgendwas zu feiern, was früher mal Weihnachten war, nur damit alle irgendwas gemeinsam feiern können? Je mehr ich darüber nachdenke, desto alberner finde ich diese Idee.