Nachdem ich in naher Zukunft kein Stadtbewohner mehr bin, sondern ebenfalls darauf angewiesen bin, noch in die Stadt gelassen zu werden, ohne als Autofahrer von der grünen Inquisition auf dem Scheiterhaufen am reaktivierten Hexenbruch zu landen, habe ich mich an der Diskussion um den nächsten Verhinderer-Entscheid sehr engagiert beteiligt.
Wenn ich mir nun das Abstimmungsverhalten anschaue, sehe ich mich in meiner Meinung mehr als bestätigt, dass hier eine Menge Egoisten am Werk sind, die kurzsichtig nur ihr Heil und ihr Wohl im Auge haben, weil sie ja kein Auto brauchen und selten mit diesem in die Stadt fahren. Klar, wenn ich da wohnen bleiben würde, wo ich gerade wohne, im Frauenland, wäre mir eine autofreie Stadt auch am liebsten. Im Zweifel laufe ich schnell runter. Eine komplett autofreie Stadt wünschte ich mir, schließlich ist der nahe Stadtring alles andere als gut für die Luft und der viele Verkehr, der an unserem Haus Richtung Gerbrunn vorbeifährt, macht es auch nicht angenehmer hier. Denke ich egoistisch, will ich das alles unterbinden, irgendwie, und nutze jede mögliche Chance, das Stück Kuchen etwas größer werden zu lassen.
Es ist doch sehr erstaunlich, wie die Wähler in den einzelnen Stadtteile abgestimmt haben, wenn sie denn abgestimmt haben. Nur mal so, eine Wahlbeteiligung um die 40% finde ich nicht berauschend, auch wenn es für einen Bürgerentscheid in Würzburg schon erstaunlich hoch ist. Aber einer schweigenden Mehrheit ist es wohl völlig egal, was passiert. Im Zweifel sind das dann aber, ganz typisch fränkisch, die lautesten Schimpfer, wenn dann Fakten geschaffen werden.
Altstadt: 61,99% für das Bürgerbegehren
Zellerau: 61,34% für das Bürgerbegehren
Grombühl: 63,62% für das Bürgerbegehren
Lindleinsmühle: 66,49% für das Bürgerbegehren
Frauenland: 62,41% für das Bürgerbegehren
Sanderau: 64,57% für das Bürgerbegehren
Wenn ich wie früher in Grombühl nah zur Straßenbahn wohne, die alle 12 Minuten fährt, mit der ich auch bequem in die Innenstadt komme, oder wenn ich so nah wohne, dass ich auch mit dem Radel oder zu Fuß in die Stadt komme, dann lasse ich mir natürlich leicht was von einem Park und einer autofreien Innenstadt erzählen, wo doch zudem der Park das ganze Klima radikal verbessert. Ich habe mich gewundert, dass der Park nicht auch noch das Ozonloch gänzlich schließen soll. Egal. Aber egoistisch hat da offenbar eine ganze Menge nur an sich gedacht, man hat seine eigene Situation beleuchtet und erfreut festgestellt: Ja, bloß keine Autos hier in der Innenstadt! An die Blödel vom Land haben nicht mal gedacht, die können doch schauen, wie sie in die Stadt kommen, wenn sie denn kommen müssen.
Wenn ich dann noch das dumme Gewaaf der grünen Auto-Inquisitoren höre, die ständig vom besseren ÖPNV, von freien Parkplätzen und dem Mikroklima reden, frage ich mich wirklich, in welcher kleinen Welt die sich bewegen. Die einen wohnen in Grombühl, andere in der Innenstadt, schon sind wir wieder bei obiger Thematik. Es ist ihnen egal, weil sie es nicht betrifft. Sie scheren sich da auch nicht drum. Die reden dann leicht vom Pendlerparkplatz bei Estenfeld, vom ÖPNV und von der autofreien Stadt. Kürnach, Estenfeld, Mühlhausen, Rimpar, Sommerhausen, Ochsenfurt, Giebelstadt, Reichenberg, Waldbüttelbrunn, Hettstadt, Zell, Zellingen, Greußenheim, Leinach, Uettingen, Remlingen, Eisingen, Waldbrunn, Lindelbach. Die Liste ließe sich quer durch den Landkreis und darüber hinaus verlängern, die sollen den Leuten dort mal erzählen, wie sie mit dem Bus in die Stadt fahren sollen. Ein Traum. Fährt da einmal oder gar zweimal die Stunde ein Bus? Wenn ich von einer Taktung wie bei der Straßenbahn ausgehe, ist das eine tolle Vorstellung, allerdings bleibt das ein Traum. Ich kann mir nicht vorstellen, wie das rentabel sein soll, wenn alle 12 Minuten ein Bus nach Würzburg fährt, auch wenn nur drei Männli drinsitzen. Na klar, wenn der fast geschenkt ist, so die Schwafler, dann fahren ja alle mit dem Bus, dann rentiert es sich auch. Ein paar Wenns zu viel.
Aber: Das ist doch Öko-Fanatikern völlig egal, die haben für alles ihre Pseudo-Argumente, die sie mantraartig ständig wiederholen. Blöd ist nur, wenn die Menschen vom Land irgendwann gefrustet wegbleiben, weil es eben nicht mehr attraktiv ist, am Wochenende in die Stadt zu fahren. Selbst wenn man noch so oft wiederholt, dass laut Statistik nur im Advent die Marktgarage voll ist, sie ist es jedes Wochenende und es ist schwer, gleich einen Platz zu finden. Die Stadt soll, die Stadt soll, die Stadt muss, die Stadt muss. Große Klappe, nichts dahinter. Die Finanzierung ihrer Tagträume müssen diese Menschen ja nicht stemmen, die schwingen große Reden und haben erfolgreich wieder ein Stadtentwicklungsprojekt verhindert. Jetzt gibt es den Park, das ist sicher nicht schlecht und wertet die Ecke in jeder Hinsicht auf, jetzt werden aber hoffentlich ebenso schnell Nägel mit Köpfen gemacht und der Schandfleck Mozart-Gymnasium abgerissen und durch einen zweckmäßigen Gebäudekomplex ersetzt.
Wir erinnern uns, schließlich wurden auch die Arcaden erfolgreich von Verhinderern abgewürgt, auch diese hätten Menschen in die Stadt gelockt, die auch Geld hier lassen. Wenn die Leute von außerhalb nämlich wegbleiben, schließen bald weitere Läden. Dann wird wieder rumgemosert, wenn sich die nächste Kette in Würzburg niederlässt, die keiner braucht. Aber die Landkreisbewohner dürfen nur kopfschüttelnd zuschauen, wenn die Würzburger und vor allem jede Menge Zugezogene wieder ihr Süppchen kochen.