Blasphemie = Kunst? Nur für manche…

Seit gestern läuft im AKW Rockfalls, das Metal-Festival, für das auch letzte Woche auf dem U&D schon ordentlich die Werbetrommel gerührt wurde. Dort wird aller Voraussicht nach auch die österreichische Deathmetal-Band Belphegor spielen, deren Texte nicht nur äußerst brutal, sondern teilweise auch in höchstem Maße blasphemisch sind. Das hat sowohl unseren Bischof Friedhelm Hofmann, der ein Auftrittsverbot forderte, als auch Polizei und Stadtverwaltung auf den Plan gerufen, denn die Band dürfe auch seitens der Veranstalter nur dann spielen, wenn sie auf die übelsten „Lieder“ verzichtet, ansonsten werde sofort der Stecker rausgezogen und wegen Verstoßes gegen §166 StGB (Gotteslästerungs-Paragraph) ermittelt. Zu Recht, wie ich finde.

Alles hat seine Grenzen und mit Kunst hat all das sicherlich nichts zu tun, wenn im hauptsächlich beanstandeten Titel Vomit Upon The Cross von einem Heiligenschein auf dem wurmzerfressenen Kopf die Rede ist, von fauliger Luft aus dessen lügenden Mund, dem erblindete Zombies in den Untergang folgen. In der übelriechenden Kirche werde gekniet, was als Herumgekrabbel bezeichnet wird, und die anstößigen Schriften sollten verbrannt werden. Wer der „Sohn des Gestanks“, der „kastrierte Heiland“ und der „König des Schwachsinns“ ist, dürfte auch klar sein, das Gesinde dieses fauligen Königreichs solle erschossen werden. Auf eine weitere Übersetzung der Texte verzichte ich, das kostet nur wertvolle Zeit meines Lebens und ist den Speicherplatz nicht wert. Wer mehr wissen will, kann gerne selbst recherchieren.

Die Texte bzw. der Text dieses Liedes verunglimpft auf üble Weise den christlichen Glauben und wenn ich die Empörung in den Kommentaren mancher Mainpost-Leser in der Online-Ausgabe lese, in was sich die Kirche noch alles einmische, wenn sie sogar ein Auftrittsverbot fordert, frage ich mich wirklich, was sich „die Kirche“ – generell bietet so etwas immer einen willkommenen Anlass für ein wenig intelligentes Kirchen-Bashing, wo dann als „Kirchenkritik“ die Kreuzzüge und die Inquisition aufgetischt werden – alles gefallen lassen soll, ehe auch „sie“ sich wehren darf. Im Übrigen treffen diese Texte nicht nur die katholische Kirche, sondern das gesamte Christentum. Wer nichts mit Gott, Kirche und Religion am Hut hat, wird von niemandem gezwungen, das zu tun. Aber wer die christliche Weltanschauung, auf der unsere Kultur basiert, in diesem Maße diffamiert, soll sich nicht hinter Kunst- und Meinungsfreiheit verstecken dürfen. Beleidigung zählt nämlich meines Wissens noch nicht als Kunst. Durfte ich das nicht auch schon erfahren? Das ist nämlich keine Meinung und auch keine Kunst, denn die sieht in meinen Augen etwas anders aus. Und wer so gerne die Gräueltaten aus dem Mittelalter zitiert, sollte sich noch mal ins stille Eckchen zurückziehen und die Geschichtsbücher studieren. Es gab nämlich in der Zwischenzeit die Aufklärung und diesen Immanuel Kant, was auch an „der Kirche“ nicht spurlos vorübergegangen ist.

Aber Rockfalls soll in Würzburg nicht nur die Metal-Veranstaltung mit der Skandalband sein, sondern die Veranstalter haben viel Herzblut und Geld in die Sache investiert, da haben sie es verdient, dass ihr Fest ein Erfolg wird. Besagte Band ist schließlich nur eine neben 42 anderen Gruppen, die die eine vielleicht auch schnell vergessen lassen, wenn sie schlicht und ergreifend besser sind. Und wenn ich mir die Texte so durchlese, ist das auch nicht allzu schwer.

Nebenbei bemerkt wundere ich mich wieder einmal, wer alles zu Besonnenheit im Umgang mit Belphegor aufruft. Wie würden die gleichen Damen und Herren wohl reagieren, wenn der Islam in dieser Weise beschimpft würde oder noch schlimmer, sie selbst.

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Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“