Blind Date

Auf dem Heimweg vom Einkaufen standen eben zwei alte Damen auf meiner Seite des Gehsteigs, den sie blockierten, schauten zu einem Fenster in einem Haus auf der gegenüberliegenden Straßenseite, winkten unentwegt der ebenfalls alten Dame, die dort auf der Fensterbank lümmelte und empörten sich darüber, dass die nicht zurückwinkte. Vielleicht sieht sie uns nicht, meine die eine, ob sie uns nicht mehr kennt, rätselte die andere, was wiederum der anderen Sorgen bereitete, weil diese fürchtete, die alte Frau könnte krank sein. Plötzlich rief die alte Frau im Fenster ab den beiden alten Damen auf meinem Gehsteig zu, ob sie ihr die ganze Zeit winken würde und fragte, wer sie denn sind, weil sie ihre Brille nicht aufhätte. Als die beiden ihr dann ihre Namen zuriefen, wurde es laut, die Fensterfrau freute sich nämlich, zwei alte Bekannte so wieder getroffen zu haben, gesehen hat sie sie ja nicht. Wahrscheinlich stehen jetzt die jetzt noch dort und unterhalten sich unüberhörbar, alle drei sind nämlich schwerhörig.

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Kategorisiert in Alltag

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

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