Bratwurst vs. Oberbayern

Gestern abend war ich nun zum zweiten Mal in der Allianz-Arena, zum ersten Mal ein richtiges Spiel – das Freundschaftsspiel gegen die Nationalmannschaft zählt ja nicht, da war keine Stimmung, da war nur Begeisterung für die neue Arena, die gestern gezeigt hat, was echt geht. Eine irre Atmosphäre, echt der Wahnsinn! Ohrenbetäubend laut und doch so geil! Völlig egal, dass ich nicht mehr in der Südkurve bin (wo die besten, die schönsten, treuesten und besoffensten Fans sind), jetzt steh ich halt auf der Nordtribüne und habe eine tolle Sicht auf das Spielfeld und stehe zum Glück nicht unterhalb vom Gästeblock.
Jetzt haben wir ja alle feste Plätze, d.h. ich habe gestern die Leute gesehen, die ich in Zukunft bei jedem Spiel wieder sehen werde. Toll! Rechts neben mir, die drei Plätze bis zur Treppe, drei Frauen, die lieber sitzen als stehen und sich aufregen, dass die vor ihnen alle stehen wollen. Zwei von denen sind etwas betagter, aber was buchen sie Stehplätze, wenn sie sitzen möchten und nicht so lange stehen wollen. Im Olympiastadion gab es nicht mal die bequemen Klappsitze, wo man sich mal zwischendurch, z.B. in der Halbzeit, hinsetzen kann. Gut, die Jüngste von den drei Frauen ist wohl die Mutter von einem dicken unförmigen Jungen mit Zahnspange, der wohl nicht so oft in seinem Leben „Wurst im Brötchen“, wie es in der Allianz-Arena heißt, isst. Bratwurst, ich habe sie nicht gegessen, werde das aber sicher noch tun, ist eh nicht das Terrain von Oberbayern, da sind wir in Franken doch im Schlaraffenland, was das anbelangt. Im Löwenbräu-Biergarten hab ich im Frühjahr eine der widerlichsten Bratwürste meines Lebens gegessen. Ungewürzt, ne Struktur wie Gelbwurst und weder rot noch weiß, echt nicht gut – und dann nicht mal vom Holzkohlegrill. Darum gehts aber nicht. Der Vater oder Onkel oder was weiß ich von dem dicken 13-jährigen (schätz ich mal) hat dem eine Bratwurst im Brötchen mitgebracht, die bekommt man in einer Dreieckspapiertüte (ähnlich wie bei einem Döner) und wirklich beschmieren kann man sich nicht, wenn man es halbwegs versteht, mit seinen Händen zu essen. Der aber gar nicht, das wusste wohl auch seine Mutter: Der hatte noch nicht mal reingebissen, da hat sie gesagt, sie hätte ein Tempo-Taschentuch dabei (es waren aber nur billige Apothekentücher, die flocken, wenn man sie mitwäscht – Tempotaschentücher sind waschmaschinenfest und klumpen nur zusammen – hab ich K. diese Woche erklärt, weil lauter Taschentuchriebeli in ihrer Waschmaschine waren). Der hat gerade das Essen angefangen, ich habe nebenbei übrigens doch auch das Spiel gegen Borussia Mönchengladbach verfolgt, da habe ich für mich gehofft, dass sie mehr als das eine dabei hat, der dicke Junge hat nämlich das Ketchup überall hingeschmiert, v.a. in sein Gesicht und auf sein Trikot, das Waschmaschinenwürstchen gezogen hatte. Die Wurst hat er immer wieder rausgepresst und musste die dann mit seinen Fingern zurückdrücken, trotz Ketchup – der hat sich in der Tat voll eingesäut, war sehr geil und auch A. fand es geil, wo ich ihn auf dieses Spektakel aufmerksam gemacht hab. Irgendwann war dem Dolldi dann echt langweilig und er hat sich immer rumgefläzt, bis ihn seine Mama getröstet hat und gesagt hat, es fällt schon bald noch ein Tor. Es sind dann noch zwei gefallen, zweimal Makaay!
Ich habe mir für 3 Euro eine Riesenbrezel gekauft, davon hat man echt am meisten, wenn man gscheit Kohldampf hat, schmeckt v.a. auch gut! Die hätte ich in meiner Begeisterung beim 1-0 durch Owen Hargreaves fast in die Menge geworfen, hab sie dann aber noch festhalten können und fertig gegessen. Es lohnt sich übrigens, WÄHREND des Spiels Essen zu holen, dann steht man sich nicht die Beine in den Bauch und kommt sofort dran.

Und jetzt gibt es wieder die Premiere-Konferenz. R. kommt gleich und unseren Fußballtipp gilt es auch erfolgreich zu bestehen.

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Kategorisiert in Fußball

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“