Busfahren für Schwangere

In den letzten Monaten wurde ja nur zu gerne von unseren grünen Klimarettern der öffentliche Nahverkehr beschworen, als es darum ging, Parkplätze auf dem Faulhaberplatz zu streichen. Und auch sonst ist der Individualverkehr den Besserwissern mit dem dauerschlechten Ökogewissen der Dorn im Auge, den sie bekämpfen wollen, koste es, was es wolle. Da träumen diese Leute von Pendlerparkplätzen irgendwo in der Prärie, ohne dass ihnen Grundstücke oder Felder zur Verfügung stehen, auf denen eventuell sogar ein Feldhamsterlein wohnen könnte. Dieser war immerhin einer der Gründe schlechten, weshalb sich Ikea dereinst nicht in Würzburg ansiedeln sollte. Stattdessen sollten sie sich vielleicht erst einmal der Optimierung des bestehenden ÖPNV widmen, da gibt es nämlich eine Menge zu tun.

Allein auf der Linie 14 weiß ich ein Lied davon zu singen, wie besch… schlecht der Omnibusverkehr in den Ferien ist. Das leidliche Thema sind wie immer die eingesetzten Busse, die jeder Logik widersprechen. Daher nehme ich mir die Freiheit, der WVV hier einen offenen Brief zu schreiben, um die momentane Situation in einer Polemik zu kritisieren.

Liebe WVV,
eure Monatskarten kosten Geld, nicht wenig, aber auch nicht zu viel, wir sind gerne bereit, diese Summe auch zu bezahlen. Dieses Geld buchen Sie ab, also sind Sie auch mein Ansprechpartner. Die Busse, die auf der Linie 14 verkehren, sind zwar Busse der DB Bahn Frankenbus, wie ich immer in der Anzeige lese, aber Sie, die WVV koordiniert und vergibt diese Linien.
Wer legt fest, wann und zu welcher Uhrzeit ein normaler Bus fährt und wann ein Doppelzug? Haben Sie zu diesen Zeiten jemals Fahrgastzählungen durchgeführt? Wenn man wie wir zwischen „Letzter Hieb“ und „Mainfrankentheater“ verkehrt, passiert es regelmäßig, dass ein Bus ankommt, der eine Sardinenbüchse gleicht. Ist jemals ein Mitarbeiter der WVV zu Stoßzeiten mitgefahren? Während des Semesters entlasten die 114 und die 214 spürbar, da verkehren auch meist Doppelzüge. Aber wer hat die dämliche Idee gehabt, in den Ferien nur normale Busse fahren zu lassen? Die sind ab der Uni oder ab dem Barbarossaplatz überfüllt.

Jetzt bin ich gesund und munter und ertrage es zur Not, mich in die Vollkontaktzone eine voll besetzten Busses zu begeben, angenehm ist das dennoch nicht. Für meine Eltern, die über 70 sind, ist das schon deutlich unangenehmer. Und für meine hochschwangere Frau war das erst recht eine Quälerei, zumal die ganzen Studenten, die zu einem Spottpreis Bus fahren dürfen, lieber auf ihr Handy stieren als Senioren oder Schwangeren einen Platz anzubieten.

Anrufe und Beschwerden nehmen Sie zwar unglaublich freundlich entgegen, selbst ein Rückruf auf der obersten Etage war möglich, es ist nur wenig hilfreich, wenn sich nichts tut. Gar nichts. Die 14 deckt nun wirklich eine so lange Strecke ab, dass man hier konstant einen Doppelzug einsetzen könnte. Das kostet vielleicht mehr Sprit, aber nicht mehr Personal. Es wäre daher wunderbar, wenn Sie Ihrem Dienstleister, der „DB Bahn Frankenbus“ gehörig Feuer unter dem Ar… Allerwertesten machen könnten, dass entsprechende Busse eingesetzt werden. Wir zahlen dafür Geld. Und dieses Vertrösten und Versprechen am Telefon ist wenig glaubwürdig, wenn die gesamten Sommerferien über wenig bis nichts passiert. Und Studenten, die ihr Fahrrad zurück zum Hubland kutschieren lassen, müssen auch nicht den spärlichen Platz besetzen.

Tun Sie was! Dieses unwürdige Schauspiel wiederholt sich auf der Linie 14 von Jahr zu Jahr.

Mit freundlichen Grüßen

Einer Ihrer Kunden

 

Und an all die Studenten, die auf der Linie 14 mit dem Semesterticket fahren:
Ich habe auch ein Smartphone, auf das ich gerne schaue, aber ich habe auch Anstand. Ihr habt scheinbar nur ein Smartphone! Wenn also ein gehbehinderter Mensch, eine Schwangere oder sonst jemand, der besser sitzend als stehend im Bus fahren sollte, einsteigt, dann schaut nicht betreten weg, als hättet ihr nichts gesehen oder schaut blöd debil aus der Wäsche, weil ihr gerade von eurem Handy beschallt werdet, sonst steht auf und bietet euren Platz den Leuten an, die dankbar dafür sind. Ihr bekommt dafür sogar ein Dankeschön und ein Lächeln. Und selbst, wenn ihr das nicht bekommen solltet, brecht ihr euch keinen Zacken aus der Krone, sondern ihr habt dann etwas Gutes getan. Aber das Verhalten, das ein Großteil von euch zeigt, ist asozial.

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

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