Chaos – und wer hat Schuld?

Was war das wieder mal lustig, mit Bus und Straßenbahn in Würzburg zu fahren! Wegen eines Unfalls im Bereich der Gleisanlagen in der Zellerau konnte die Linie 4 nicht dorthin fahren, sondern über den Lautsprecher sagte der Fahrer durch, er würde an der Juliuspromenade halten und dann zum Bahnhof fahren – er gehe von einem Busersatzverkehr von dort aus. Darauf habe ich mich dann verlassen und tatsächlich kam wenige Minuten später ein Doppel-Bus, um die vielen wartenden Fahrgäste in die Zellerau zu transportieren. Ein sehbehinderter alter Mann ist miteingestiegen, allerdings störte es junges Dummvolk auf den Behindertenplätzen wenig, somit machten sie ihrem Sitzplatz selbst alle Ehre, weil sie sitzen blieben. Ihren Äußerungen dann während der Fahrt nach, war es mit ihrem Intellekt auch nicht weit her, denn nachdem der überfüllte Bus in der Gerberstraße ebenfalls fast nicht weiterfahren konnte, da sich dort ein weiterer Unfall ereignet hatte, fing das Dummvolk an zu argumentieren, wenn man das denn so nennen kann. Denn es war nicht irgendwer schuld, es war keine Verkettung blöder Zufälle, sondern es wurde geschimpft, was das Zeug hält – und zwar mit etwas schwerer Zunge: "Und da sagen die immer, man soll die öffentlichen Verkehrsmittel benützen" war noch das Normalste. Dann aber schoben die die Schuld auf Stoiber, die Regierung und alle anderen Politiker, die ja gar nichts können, nicht mal den Verkehr regeln und nicht dafür sorgen, dass die Leute alle pünktlich ankommen. Die Frau neben mir (oder an mir, es war ziemlich eng) fand die Argumentationskette der IQ-Zweisteller genauso witzig wie ich und hat auch auf den nächsten Knaller gewartet, der dann auch kam, denn recht schnell konnte die Straba wieder fahren, eine fast leere Bahn hat uns an der Wörthstraße überholt. "Ich habs doch gsacht. Siehste, die sind zu dumm, echt ey!" Wir sind Deutschland, aber diese Deppen eben auch. Hätte man diese Kohle mal lieber in deren Bildung investiert!

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Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“