China und Olympia, Südafrika und die WM

In Südafrika findet in zwei Jahren die Fußball-WM statt, ob auf dem afrikanischen Kontinent ein solches Geldspektakel steigen muss, wage ich doch sehr zu bezweifeln, das Land, der ganze Kontinent hat andere Probleme als die Ausrichtung einer WM, dass dort vieles im Argen ist, zeigte nur ansatzweise auch die Ermordung eines Österreichers in einem abgeschlossenen Luxushotel während der Auslosung der Quali-Gruppen.

Anderes Thema, ins ferne China wurden schon vor Jahren die Olympischen Sommerspiele vergeben, die im Sommer dieses Jahres stattfinden. 1980 boykottierten die USA und die bundesdeutsche Mannschaft die Spiele in Moskau, weil die Sowjetunion im gleichen Jahr in Afghanistan einmarschiert war. Die Welt befand sich bedingt durch den Kalten Krieg zwar weltpolitisch in einer ganz anderen Situation, seit Jahren kneifen aber Politiker aus aller Welt, den Chinesen ihre Menschenrechtsverletzungen knallhart aufs Brot zu schmieren, weil das Land zwar einerseits noch als Entwicklungsland zählt und Unterstützung kassiert, andererseits aber allmählich zur Wirtschaftsweltmacht aufsteigt und somit potenzieller Handelspartner ist.

Das IOC hat trotz massiver und bekannter Menschenrechtsverletzungen die Spiele nach China gegeben, in China werden Milliarden in die Sportanlagen investiert, die Luft ist so verpestet, dass Athleten über spezielle Masken nachdenken, all das erscheint aber beinahe nebensächlich, wenn man aktuell sieht, was sich in Tibet ereignet, wie brutal dort meist friedliche Proteste von Mönchen im Keim erstickt werden und von chinesischen NOC heruntergespielt werden; Nachrichten werden zensiert und Aufstände nicht zum ersten Mal blutig niedergeschlagen.

Ein Boykott großer westlicher Länder ist heute schon deshalb nicht mehr möglich, weil zu viele Sponsorengelder auf der Kippe stünden. Somit wird für die Journalisten eine kurze, politisch korrekte Kritik geäußert, ein Dialog gefordert und zur Mäßigung aufgerufen. Geschehen wird nichts, im Sommer reisen alle brav nach China, spielen Olympia und reisen wieder ab, mit den Goldmedallien, die die gedopten Chinesen, die natürlich völlig ungedopt sind, übrig gelassen haben und dem guten Gefühl, mit dem Statement gegen die Unterdrückung etwas für die Menschenrechte getan zu haben. Schade, wenn die Chinesen ihr merkwürdiges Verständnis von Menschenrechten mal am eigenen Geldbeutel spüren müssten, wäre das vielleicht ein erster Schritt. Spiele ohne die großen Nationen wären dabei sicher hilfreich.

2010 sind wir dann im Auftrag der Fifa betroffen von kleinen armen Negerjungen, hören Funktionären und Spielern zu, die wissen, dass sich dort was ändern muss und schauen dann eine WM, die steril abläuft und auch in jedem anderen Land so stattfinden könnte. Gut, dass die dann dort hochmoderne Stadien haben, aber kein Essen, AIDS und ungeheure Kriminalitätsraten.

Wenn Olympische Spiele nicht politisiert werden sollten, wie beispielsweise IOC-Präsident Jacques Rogge dieser Tage bemerkte, frage ich mich, warum in der Antike Kriege während der Spiele unterbrochen wurden. Wenn die Spiele dem kommunistischen Regime in China ohne Widerspruch als Plattform und Zirkus für die Welt dienen sollen, sollten sie auch gleich nach einer chinesischen Leni Riefenstahl Ausschau halten, weit weg sind sie dann nämlich nicht von 1936. Die antiken Spiele waren, modern ausgedrückt, auch stets ein politisches Gipfeltreffen der griechischen Welt. Aber welchen Stellenwert die olympische Tradition in der Neuzeit hat, haben spätestens die Jubiläumsspiele in Atlanta 1996 gezeigt… Always Coca-Cola! Nach Athen kehrte man erst acht Jahre später zurück.

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

10 Kommentare

  1. Oh wie schön doch diese einfachen Wahrheiten sind. Brot statt Spiele für die armen Neger. Bloß nicht die Stereotypen aufbrechen. Durch die WM könnte ja glatt der Eindruck entstehen, die Neger können auch noch was anderes als hungern und sterben.

    Nein, du hast schon recht. Die WM sollte lieber in reichen Ländern die Wirtschaft ankurbeln. Die Neger sollen sich mit unserer Entwicklungshilfe zufrieden geben.

  2. Bevor du mit deiner Polemik anfängst, denke mal darüber nach, in was dort investiert und was dort die Armen in den Townships nach der WM davon haben…

  3. Al, du hast vollkommen Recht und gibst meine Meinung wieder. Ich habe heute beim Mittagessen mit meiner Family darüber diskutiert. Ich bin definitiv für Boykott. Es hat niemand gesagt, dass WM und Olympia nur in reichen Ländern statt finden sollen. Es gibt in den Ländern nur sehr viele andere Probleme und ich finde, dass durch solche Großereignisse von den Problemen abgelenkt wird oder sie beschönigt werden.

  4. Ein Boykott ist hier das falsche Signal. Ein emotioneller Schnellschuß. Wenn ich Sportler wäre, wäre ich sehr enttäuscht, wenn ich mich lange dafür vorbereitet habe und dann soll alles umsonst gewesen sein? Der Sportler kann hierfür nichts.

    Vielleicht ist ja auch gerade die Olympiade das richtige Werkzeug die Welt auf die Mißstände hinzuweisen.

  5. Lach, WM Du bist echt peinlich..es gibt sicherlich nachhaltiger Investitionen als Stadien, das hat ja nicht mal in Leipzig funktioniert…oder denkst Du, die können aus dem Rasen Salat machen, geschweige denn, das Wasser aus der Sprinkleranlage trinken?

  6. Allgemein, ich war grad vor 20 Tagen in Lhasa…hier ist kein Boykott der Olympischen Spiele gefordert, sondern die Hinterfragung der wirtschaftlichen Hintergründe. Die ganze Welt hat sich aus Profitgier abhängig gemacht, das rächt sich jetzt!

  7. Finde ich nicht. Wie diese Spiele das richtige Werkzeug sein könnten, leuchtet mir nicht ein. China will friedliche Spiele zeigen, macht das wohl auch nach außen, aber dann passiert so was.

    China ist ständiges Mitglied im UN-Sicherheitsrat, die UN hat wohl deshalb noch nichts verlauten lassen, eine Atommacht ist China auch, Geld fließt milliardenweise dorthin und ein Boykott täte den Chinesen sicherlich richtig weh, weil es das Image doch mehr schädigen würde als perfekt organisierte Spiele mit dauerlächelnden Chinesen.

    Die Spiele selbst sind sicherlich der richtige Anlass für den jetzigen Protest in Tibet. De Reaktion ist daher umso erschreckender.

  8. Es war ein absolter Fehlgriff, die Olympiade an China zu vergeben.
    Ich bin für einen umfassenden Boykott gegen dieses Menschnverachtende Regim. Es ist eine Schande, wie China vorgeht. Free Tibet!

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