Wenn es um die marode Mozartschule im Herzen Würzburgs geht, schwillt mir der Kamm. Einmal mehr hat uns ein sogenanntes Aktionsbündnis, andere nennen es auch Bürgerinitiative, einen Bürgerentscheid aufgehalst, der kaum jemanden wirklich interessiert hat, der aber mit seinem knapp erreichten Quorum dafür gesorgt hat, dass der alte Kasten gegenüber der Residenz weiter herumstehen kann, kürzlich ist auch das Programmkino „Central“ ausgezogen. Meine Gründe, warum ich so gegen einen Erhalt dieses vermeintlichen Baudenkmals bin, habe ich hier im Blog hinlänglich geschildert und will nicht erneut damit langweilen. Mir schwillt nur der Kamm, wenn ich „Vertreter der Bürgerinitiative fordern…“ höre und lese. Mit einer vermeintlich demokratischen Entscheidung im Rücken kann freilich jeder munter etwas fordern, die Bindungsfrist ist abgelaufen, passiert ist nichts. Natürlich nicht. Unsere eifrigen Forderer haben ja wie immer viele Pläne, die eine Stange Geld kosten, das aber nicht vorhanden ist. Und Sozialrathäuser klingen so toll wie die Mischnutzung für Kultur und Initiativen, nur kostet auch das sehr viel Geld, das die Stadt Würzburg nicht hat und auch nicht ausgeben dürfte, wenn sie es denn hätte.
Zum unsäglichen Erhalt des Mozart-Gymnasiums gesellt sich seit einiger Zeit ein weiteres sogenanntes Aktionsbündnis, das sich mit dem Kardinal-Faulhaber-Platz befasst und dort unbedingt einen Park will. Keine Bebauung, keine Versiegelung, gegen Autos, gegen Parkhäuser, gegen Geschäfte. Gegen, gegen, gegen. Hauptsache dagegen. Wie bei den Arcaden damals. Der Ringpark wurde ja auch aus scheinheilig ökologischen Gründen gerettet, getan hat sich seit 2006 nichts, außer dass die Posthallen heute halbwegs kreativ genutzt werden. Aber auch nicht mehr ewig, wie am Mittwoch in der Mainpost zu lesen war. Die Grünen, wer sonst, sind dieses Mal ganz besonders laut und sammeln auch schon mit ihren Bündnispartnern eifrig Unterschriften. Wie auch bei früheren Bürgerinitiativen nimmt man es mit Fakten nicht ganz so genau, um an die begehrten Unterschriften zu gelangen.
„Grüne Mitte für Würzburg“ nennt sich das Bündnis dieses Mal, es mutet ähnlich lächerlich an wie die „Grüne Lunge Würzburgs“, die einst der Urwald am Platz’schen Garten sein sollte, um das jetzige Wohnhaus zu verhindern. Ein bisher recht hässlicher Platz, eingepfercht zwischen Theater, Geschäftshäusern und verranzter Mozartschule, kleiner als ein Fußballplatz, soll „grüne Mitte“ werden? Da haben unsere grünen Öko-Utopisten mal wieder tief in der Wortschatzkiste gekramt, um mit einer blumigen Parole dieses Mal Unterschriften ergaunern zu können. Immer nur soll verhindert werden, bezahlen sollen das, was einige wenige wollen, dann andere. Der Steuersäckel als Selbstbedienungsladen. Attac, Die Grünen, die Moz-Bürgerinitiative, die „Montagsspaziergänger*innen“ [sic!], Die Linke, die ÖDP, das Tunnelbündnis ZfW, das Who-is-who der Gegen-Alles-Würzburger mit schwerem Sternchen-Schuss.
Würzburg hat sich echt zur Hauptstadt des Bürgerentscheid-Missbrauchs aufgeschwungen. Wann immer ein paar Verhinderer etwas erreichen wollen, konstruieren sie sich ein Allgemeinanliegen, sind laut und nervig, sammeln Unterschriften und haben am Ende noch Erfolg. Leider. Und das Ende vom Lied wäre dann, dass sich rund um das Moz weiterhin nichts tut, ein möglicher Bürgerentscheid die Parkplätze am Kardinal-Faulhaber-Platz abschafft, ein Park aber nicht entsteht, weil das Geld dafür fehlt. Fortsetzung folgt, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.