Das Ende einer langen Reise

Am Dienstag lag ich noch bei schönstem Wetter am Strand von Miami Beach. Am Mittwoch Vormittag habe ich mich bei brütender Hitze zu einer Apotheke gequält. Nie hätte ich damit gerechnet, dass nur wenige Stunden später ein paar dicke Wolken das Ende meiner bisher reibungslosen Reise durcheinander bringt.

Die Flüge 8 und 9 mit US Airways sollten mich nach sieben Wochen von Miami über Philadelphia zurück nach Frankfurt bringen. Beim Einchecken habe ich noch gefragt, ob die Übergangszeit von 75 Minuten ausreicht, wo fast so getan wurde, als ob meine Frage völlig überflüssig sei. Der Flieger hat das Gate zwar relativ pünktlich verlassen, stand dann aber rund 90 Minuten an der Startbahn, weil eine tief hängende Schlecht-Wetter-Wolke immer näher kam, die sich auch kräftig ausgeregnet hat. Beim Start erlaubte ich mir wieder die Frage, wie es denn mit meinem Anschluss um aussieht, der um 20.25 Uhr startet; ich hatte auch mitbekommen, dass einige andere auch nach Frankfurt wollten. Die Flugbegleiterin meinte nur, es wird eng und ich müsste schnell sein. Später meldeten sie, dass alle Verbindungen erreicht werden, jedoch interessierte niemanden, wer welchen Anschluss benötigt.

Nach der Landung sprangen schon sehr viele auf, obwohl das Flugzeug noch gar nicht endgültig zum Stehen gekommen war, was eine böse Durchsage des Piloten zur Folge hatte. Es war 20.23 Uhr.
Aus dem Flugzeug war ich schnell raus, weil mein Platz recht weit vorne war, daher eilte/rannte ich am sehr großen Flughafen von Philadelphia mal die große Distanz von Abschnitt D zu A. Der Ausgang, zu dem ich musste, war ausgerechnet am letzten Ende, doch alles war leer. Der Flieger war weg.

Wir mussten zurück zu einem Service-Schalter von US Airways, wo schon andere standen. Die drei Angestellten hatten alle Zeit der Welt, sodass wir einige Zeit warten mussten. Inzwischen hatte man uns einen Zettel mit einer markierten Verbindung für den folgenden Tag um 18.25 Uhr – ein Lufthansa-Flug – gegeben sowie einer Nummer über die man sich ein angeblich günstiges Hotel suchen kann. Alternativen, den Flughafen an diesem Abend zu verlassen, gab es nicht; auch der Flieger nach London war voll. Wir mussten also 22 Stunden warten. Seltsamerweise ist der Flieger nach Lissabon anscheinend nochmal zurück zum Gate gekommen, um die Anschlussreisenden aufzunehmen. Dass man auf uns, mindestens 12 an der Zahl, wartet, war wohl zu viel verlangt. Die Zeit hätte man leicht wieder eingeholt.

So habe ich die Nacht in einem unbequemen Schaukelstuhl auf dem Flughafen verbracht, bis ich gegen vier Uhr nicht mehr sitzen konnte. Kundenservice kennt man in den USA anscheinend nicht, denn auch die Läden, die zu der Zeit geöffnet haben, legten keinen Wert auf Kundschaft.

Damit die Zeit nicht endlos erscheint, bin ich kurz nach 9 Uhr mit dem Nahverkehrszug nach Philadelphia rein gefahren. Auf die vielen Filme, die hier gedreht worden sind, bin ich schon durch Filmplakate im Flughafen erinnert worden. Einer steht aber über allen und das ist Rocky. Mein erster Weg führte mich zum Philadelphia Museum of Art mit der großen Freitreppe, die Rocky Balboa bei der Vorbereitung auf seinen Kampf hinaufrennt. Gerannt bin ich mit meinem schweren Rucksack nur das letzte Stück, aber toll war das Gefühl auf jeden Fall, wie viele andere auch finden. Die Rocky-Statue steht leider nur an der Seite im Schatten unter Bäumen, sodass man sie anfangs fast gar nicht sieht.

Bei mehr als 30 Grad Hitze bin ich zurück zur City Hall gelaufen und von dort über die Market Street in den alten Teil der Stadt. Das, was ich gesehen habe, hat mir richtig gut gefallen; wesentlich besser als das wenig bietende Miami.

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Am Flughafen war ich wieder gegen halb zwei, wo ich mit Schrecken erfahren habe, dass für uns nur Stand-By-Tickets vorhanden sind und wir erst gegen 18 Uhr erfahren, ob wir mitfliegen dürfen oder nicht. Erst werden nämlich alle Passagiere mit Lufthansa-Tickets bevorzugt. Alternativen gab es fast keine, weil die anderen Flüge nach Europa fast alle voll waren. Den drei Herrschaften am Service-Schalter von US Airways habe ich erstmal mitgeteilt, dass ihre Fluggesellschaft den schlechtesten Service hat. Ich habe es in freundlichem Ton gesagt, weil sie ja im Grunde auch nichts dafür können (so wie die armen Reiseberater der Bahn, die auch immer das Ventil für unzufriedene Kunden sind). Auf meine Frage nach Alternativen, falls ich nicht mitgenommen werde, bot man mir einen Flug mit US Airways über Zürich nach Frankfurt – zur gleichen Zeit – an, aber ich habe mich dann doch für das Risiko entschieden. Lufthansa war mir dann doch lieber und man sagte mir ja, dass die Chancen gut stünden.

Um 17.45 Uhr erhielten wir am Gate unsere Bordkarte. Das Gepäck sei auch sicher dabei, gab man mir zur Auskunft. Von da an war mir alles wurscht, auch, dass wir wegen schlechten Wetters mit fast 90 Minuten Verspätung starten mussten, die wir aber unterwegs wieder einholten (es geht doch). Im Flieger gab es erstmal ein Bier zum Anstoßen und Abendessen. Zum Schlafen kam ich eigentlich wieder nicht, weil ich beim ersten Versuch wach wurde, weil eine alte Dame direkt auf der Höhe meiner Sitzreihe das Bewusstsein verloren hat, was entsprechend für Unruhe, Hektik und natürlich neugierige Passagiere sorgte.

Als wir um 09.19 Uhr in Frankfurt angekommen bin, regnete es. Die letzte spannende Frage war, ob das Gepäck da ist oder nicht. Als ich am Gepäckband recht schnell nur noch mit den anderen Stand-By-Leuten stand, war bald klar, dass es wohl nicht funktioniert hatte. Ich habe meine Adresse hinterlassen und war froh, dass sich in diesem Fall die Lufthansa kümmert und ich nicht auf die US Airways angewiesen war. Auf dem Weg zum Parkhaus wurde ich sogar angerufen, weil mein Gepäck anscheinend doch da ist. Das von mindestens zweien war da, meines nicht. Jetzt wünsche ich meinem Trolley eine gute, baldige Heimreise, egal, wo es gerade liegt/steht/lehnt.

Gelernt habe ich den Unterschied zwischen günstigen Airlines mit schlechtem Service zu denen mit gutem Service bei höheren Preisen. Meine Erfahrung war jetzt leider, dass die US-Amerikaner oft keinen guten Service bieten, was mir das ältere Ehepaar aus der Nähe von Philadelphia bestätigte.

Es ist schön, wieder hier zu sein.

Ein Kommentar

  1. willkommen zurück! War sehr unterhaltsam;
    Gute Erholung von der letzten Etappe und viel Spass mit dem Jet-Lag..

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