Deine Stimme gegen Armut

Im Moment läuft das Konzert „Stimmen gegen Armut“ im IGA-Park in Rostock. Herbert Grönemeyer tritt auf, die Sportfreunde Stiller, Bono, die Fantastischen Vier, die Toten Hosen, Michael Mittermeier, Seeed und viele weitere Künstler und Bands. Alle demonstrieren auf sympathische Art und erheben ihre Stimme gegen die Armut, sie appellieren im Rahmen dieser Großveranstaltung an die in Heiligendamm tagenden Mitglieder der G8, sich stärker im Kampf gegen die Armut zu engagieren und die zugesagten Entwicklunshilfen auch zu leisten.

Auch rund um Heiligendamm wird heute wieder überwiegend friedlich demonstriert, das schwarzgekleidete Gesindel hält sich zurück oder ist abgeschreckt von den Urteilen, die gegen die Randalierer vom Samstag gesprochen wurden, und dem Vorgehen der immer schuldigen und provozierenden bösen Polizei. Wenigstens distanzieren sich jetzt endlich die organisierenden Verbände klar und deutlich von den Chaoten und bestärken diese nicht noch direkt oder indirekt. Was die selbsternannten Revolutionäre den Demonstranten eingebrockt haben, zeigen die Urteile aus Karlsruhe.

Die Aktion von Greenpeace heute halte ich für eher fragwürdig: Aktivisten waren mit Schlauchbooten in die Sperrzone eingedrungen, um an Land eine Petition an die G8 zu überreichen, wurden aber nach einer wilden Verfolgungsjagd von der Polizei abgefangen. Waghalsig war das Manöver, ich habe es zufällig live im Fernsehen verfolgen können. Was wäre passiert, wenn bei dieser Aktion ein Greenpeace-Kämpfer zu Schaden gekommen wäre? Eine sicher nicht erwünschte Eskalation wäre die Folge gewesen, schließlich muss der Genosse gerächt werden. Ein sehr aussagekräftiges Plakat „G8 act now!“ stellt somit wieder alle „normalen“ Demonstranten, die Inhalte vortragen, wie es zur Stunde in Rostock passiert, in den Schatten, weil die spektakulären Bilder natürlich interessanter sind.

Und dafür, dass sich die Vertreter der G8 in Heiligendamm nicht nur gegenseitig die Eier schaukeln, sorgt schon Angela Merkel

Im Übrigen hatte Bob Geldorf am Abend erschreckend wenig zu sagen, eigentlich gar nichts. Er beschränkte sich auf abgedroschene Phrasen, ohne dabei auf Fragen zu antworten. Enttäuschend.

Alles Sehr viel zum G8-Gipfel findet sich hier.

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Kategorisiert in Politik

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

14 Kommentare

  1. Das Merkel tut WAS? Dafuer sorgen, dass sich die G8 nicht die Eier schaukeln? Ich hoffe, du hast das ironisch gemeint…
    Was gestern „beschlossen“ wurde, ist reine Propaganda. „Seht her, wir machen was – dass es alles nur Entwuerfe ohne konkrete Zusagen sind, merkt im Chaos der sich jagenden Tickermeldungen ja keiner.“. SO laeuft das.

    Die heisse Luft, die gestern in Heiligendamm produziert worden ist, duerfte nicht unerheblich zum CO2-Ausstoss Deutschlands beigetragen haben…

  2. wer bis dreissig nicht links ist hat kein Herz, wer über dreissig noch links ist keinen Verstand…wollen wir die Kirche doch mal im Dorf lassen? Wie reduziert man denn den CO2 Ausstoss tatsächlich, also technisch? Bitte nicht falsch verstehen, mir liegt sehr viel daran, mein Auto steht in der Garage und ist abgemeldet, aber lebst Du liebe(r) Jascha in einem Klimaneutralen Haus, oder konsumiertst Du klimaneutral, oder würdest Du auf deinen PC verzichten? Diesmal fault es von der Wurzel, jeder einzelene muss anfangen zu handeln, nicht zu demonstrieren, zu handeln. Willst Du ernsthaft China verbieten den selben Standard wie Westeuropa zu erlangen? Denk erst mal drüber nach…

  3. Und nebenbei, dass die US und A akzeptieren, dass die Klimaproblematik menschengemacht ist ebnet den Weg für das RIESEN Schritt! Kennst Du die Inhalte kannst Du Urteilen! Merkel macht das toll. Nicht vergessen, das läuft alles auf diplomatischer Ebene, das ist weder logisch noch sonstwas…das ist traurigerweise die Prämisse, aber das kann kein Mensch der Welte ändern, sonst gäbe es schon lange keine Kriege etc. mehr! Augen auf für die Realität heisst wie so oft die Zauberformel

  4. Meine Meinung, das, was gemacht werden muss/soll bzw. gefordert wird und das, was auf internationaler Ebene überhaupt möglich ist, geht meilenweit auseinander. Jetzt haben wir acht Regierungschefs an einem Ort und diese sind sich mit je eigenen Interessen nicht einig und müssen Kompromisse eingehen. Wenn jetzt die von G8-Gegnern gewünschten 194 zusammenkommen, dann möchte ich wissen, was am Ende rauskommt, nämlich gar nichts. Das ist ziemlich naiv und weltfremd. In den sozialistischen Ländern waren im Übrigen auch nicht alle gleich, wie das heute gerne als positive Errungenschaft des Sozialismus kolportiert wird. Wenn Ossis im Fernsehen sagen, es wäre gut gewesen, es hätte nur besser gemacht werden müssen, sagt das sehr viel über das politische Verständnis manch eines Demonstranten aus.
    Die G8 sehen sich doch nicht als Beschlussorgan, es beraten eben die acht Stärksten, da ist nichts legitim oder illegitim. Treffen die sich nicht, passiert gar nichts. Und wie Du sagst, dass die USA von einem Kyoto-Nachfolger sprechen, ist doch ein enormer Schritt nach vorne.
    Ich bin erstaunt, wie informiert all die Demonstranten sind. Ich gebe mir wirklich Mühe, mir ein Bild vom G8-Gipfel zu machen, aber so schnell wie die schlauen Köpfe mit ihren Palitüchern auf den Straßen bin ich nicht.

    Das von Greenpeace ist wilder Aktionismus, der null und gar nichts bringt! Wie Frau Merkel sagte, hoffentlich wurde nicht zu viel CO2 produziert.

  5. Zum Glück hast du es gemerkt! Die haben übrigens keine Beschlüsse gefasst, sie wollten etwas in Bewegung setzen und das ist in meinen Augen schon gelungen. Und einen Prozess kann man nicht beurteilen, ehe er richtig begonnen hat. Den G8-Gipfel pauschal zu verdammen, halte ich für ziemlich vermessen.

    Was haben eigentlich all die Demonstranten Handfestes gefordert? Das war sehr sehr viel heiße Luft und beschränkte sich im Wesentlichen auf Phrasen! Der Greenpeace-Ballon fliegt womit? Mit heißer Luft!

  6. weil ich eigentlich nach „ebnet den Weg“ „für das Nachfolgeprotokoll für Kyoto“ geschrieben hatte….dachte ich zumindest 😉

  7. Merkwürdig, offensichtlich doch nicht! Ich antworte heute Nachmittag mal endlich auf deine Geburtstagsmail, bin da noch nicht dazugekommen!

  8. @Uhrobloge:
    Selbstverstaendlich ist das die spannendste Frage – wie reduziert man Emission von Treibhausgasen? Nur: um genau das anzustossen und in die Wege zu leiten, ist die Politik gefragt. Und da sehe ich im Moment nichts.
    Um deine Fragen zu beantworten: ich habe kein Auto, fahre brav Bus und Fahrrad (zugegebenermassen geht das nur, weil Wue klein ist und alle Distanzen auch erlaufbar sind), und einen PC habe ich zur Zeit auch nicht.
    Aber du greifst deutlich zu kurz. Zwar ist es richtig, dass jede eingesparte KWh hilft. Aber zunaechst waere mal dran, die grossen Emissionsschleudern runterzufahren. Und das ist in .de immer noch die Industrie. Und die wird von alleine sicher nicht handeln, solange sie nicht durch Gesetze dadurch gezwungen wird.

  9. Lass es mich freundlich ausdruecken: ich halte deine Weltsicht fuer erstaunlich naiv. Zwei Beispiele zum Thema „heisse Luft, Propaganda und wie man das als Erfolg verkauft“:
    a) Zitat von
    http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,487602,00.html

    Den Europäern habe es nicht ausgereicht, dass es im G-8-Abschlusspapier lediglich heißen sollte, die Halbierung des Treibhausgasausstoßes bis 2050 werde man „in Betracht ziehen“. Bush selbst habe laut Protokoll am Ende vorgeschlagen, die Formulierung zu ändern in „ernsthaft in Betracht ziehen“. Damit hätten sich die Europäer schließlich zufrieden gegeben.
    Ernsthaft in Betracht ziehen… klar, das wird bis 2049 ernsthaft in Betracht gezogen und dann wird man feststellen, dass die verbleibende Zeit dummerweise nicht ausreicht. Aber das betrifft Bush und Merkel dann ja ohnehin nicht mehr.

    b) Im Maerz wurde auf dem EU-Gipfel eine Reduktion um 20% der EU-weiten Emissionen (verglichen mit 1990) bis 2020 beschlossen.
    Dass aber allein in Deutschland eine 15%ige Reduktion einfach dadurch erreicht wurde, dass die DDR-Schwerindustrie Mitte der 90er demontiert und aufgegeben wurde, ist dabei kaum jemandem aufgefallen. Nachzulesen ist das zum Beispiel in diesem Artikel des Magazine Deutschland:
    http://www.magazine-deutschland.de/issue/Klima_3-07.php

    Uebrig bleiben also laecherliche 5%… aber der BDI hat schon mal sein Veto angekuendigt – wegen Wettbewerbsnachteilen. Welche Wettbewerbsnachteile die deutsche Industrie durch steigende Temperaturen, vermehrte Stuerme und Ernteausfaelle haben koennte, dazu reicht die Phantasie wohl nicht.

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