Der deutsche Herbst

Irgendwo in Würzburg. Mein Patenonkel hat ein Grundstück, das neben einem anderen Grundstück liegt. Auf dem Grundstück meines Patenonkels steht ein Baum, auf dem Grundstück des Nachbarn steht eine Regentonne. Es ist Herbst. Blätter fallen. Blätter fallen auch von dem Baum, der auf dem Grundstück meines Paten steht. Die Blätter fallen aber nicht nur auf das Grundstück meines Patenonkels, der Wind bläst die Blätter, die der Baum nicht mehr will, auch auf das Grundstück des Nachbarn, dort fallen sie in die Regentonne. Alle. Ein Maschendrahtzaun wird nicht beschädigt, aber Blätter fallen von einem Baum. Im Herbst. Da dieser Umstand für den Nachbarn untragbar zu sein scheint, hat er meinen Onkel aufgefordert, dafür zu sorgen, dass keine Blätter mehr auf sein Grundstück fallen.

Eine einstweilige Verfügung gegen den deutschen Herbst ist unterwegs. Der Baum hat die Unterlassungserklärung in der Abmahnung nämlich nicht unterzeichnet.

Du, deutscher Spießbürger, verstumme. Überhängende Äste hat der Nachbar schon beschnitten.

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

5 Kommentare

  1. Ja solche von mir angewandten sprachlichen Mittel wurden von meinen Deutschlehrern auch nie als solches erkannt 😀

    Zum Sachverhalt: Typisch Deutsch

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