Der letzte Fußgänger

Dem Regen habe ich dieses Mal ein Schnippchen schlagen können. Am linken Mainufer, dort wo der Radweg von Ochsenfurt nach Würzburg verläuft und ich mit meinem Rennrad unterwegs war, blieb es trocken, aber auf der anderen Seite und über Würzburg war deutlich zu sehen, dass es mal wieder regnet – und nicht zu wenig.

Dafür wäre ich unter der Autobahnbrücke beinahe mit dem wirklich einzigen Fußgänger auf der ganzen Strecke zusammengestoßen: Er sah schon von weitem so aus, als würde er just in dem Moment, wenn ich komme, den instinktiven Radlerjagdschritt machen, um mich von meinem Velo zu holen. Er war völlig fasziniert von den Bauarbeiten an der neuen Autobahnbrücke, torkelte dabei von einem auf das andere Bein und schien die Welt um sich vergessen zu haben. Ich habe es wirklich geahnt, habe die Bremsen gepackt und dann, genau in dem Moment, wo ich eigentlich problemlos an ihm vorbeifahren wollte, machte er überraschend den unkoordinierten großen Schritt in meine Ideallinie. Ohne seine Gefahr-Aura wäre das dumm ausgegangen. Für ihn und für mich.

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Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“