Der letzte Vorhang für Mehmet Scholl

Heute sollte der Fernseher nicht einfach so auf seinem angestammten Platz stehen, ein Altar sollte es schon sein. Mehmet Scholl tritt heute endgültig von der großen Fußballbühne ab und bekommt standesgemäß nach 392 Bundesliga-Spielen für den FC Bayern München sein Abschiedsspiel gegen den FC Barcelona mit Stars wie Ronaldinho, Messi und Henry, beim FCB wird auch Roy Makaay heute offiziell verabschiedet. Mehmet Scholl, wie oft habe ich mich an nicht enden wollenden Gesängen für unseren Dauerwusler beteiligt, jetzt sagt der menschgewordene Muskelfaserriss „Servus“. Eine seiner Sternstunden durfte ich 2003 live erleben, in der Südkurve des Olympiastadions, beim Derby gegen den TSV 1859 aus Giesing. Drei Tore schoss unser Scholli, am Ende schlichen die Blauen mit einer Nullfünf-Packung vom Platz. Ein geiles Spiel… in den letzten 30 Minuten, da fielen nämlich alle Tore. Unvergessen auch sein Auftritt in Nou Camp 1996, im Halbfinale gegen Barcelona, das auch Dank Mehmet Scholl mit 2-1 gewonnen wurde. Ach ja, der Scholl. Dem FC Bayern soll er in der Jugendarbeit erhalten bleiben, in der zweiten Mannschaft ist er als Spieler für die aktuelle Saison gemeldet, bei den Keglern.

Eine Sammlung seiner Sprüche findet sich hier, für das Motto „Hängt die Grünen, solange es noch Bäume gibt“ im Bayern-Jahrbuch musste er sich seiner Zeit öffentlich entschuldigen und die Passage wurde geschwärzt. Überhaupt lohnt es sich, in den unzähligen Weisheiten unserer Fußballer zu stöbern.

[Nachtrag] Was für ein symbolträchtiger Wechsel in der 53. Minute: Mehmet Scholl geht mit der 7 vom Platz, für ihn kommt Ribéry. Mit der 7.

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Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“