Am 02.07.17, fast auf den Tag genau zwei Jahre nach dem leider erfolgreichen Bürgerentscheid, der uns den Erhalt des MOZ bescherte, sind wir Würzburger wieder aufgerufen, im Wahllokal darüber abzustimmen, was sich eine Bürgerinitiative in den Kopf gesetzt hat. Dieses Mal soll der Kardinal-Faulhaber-Platz zum Park umfunktioniert werden, natürlich sollen die Parkplätze ersatzlos gestrichen werden. Eine vorsichtige Bebauung soll es auch nicht geben, es könnte ja, so vermute ich, der Blick auf das Baudenkmal MOZ verdeckt werden, wenn man da steht, wo ich folgendes Foto gemacht habe.
Die gleichen Verhinderer also, die erfolgreich den Bürgerentscheid 2015 angestrengt haben, um den Schandfleck Mozart-Gymnasium als „Baudenkmal“ zu erhalten, haben weitere Mitstreiter gefunden, um jeglichen Fortschritt am Kardinal-Faulhaber-Platz zu verhindern. Wenig überraschend findet sich auf der Seite „Über uns„ eine illustre Auswahl:
- Die BI „Ringpark in Gefahr, die 2006 erfolgreich die Arcaden und einen neuen Bahnhof verhindert hat. Die Posthalle wird zwar in absehbarer Zeit abgerissen, es würde mich aber sehr wundern, wenn da nicht noch eine weitere BI auf den Plan treten wird, um wiederum das Baudenkmal Posthalle zu erhalten.
- Das politische Bündnis „Zukunft für Würzburg“ eines übereifrigen Anwalts, das erfolglos einen Tunnel am Katzenberg durchsetzen wollte und 2014 einen aussichtslosen, aber teuren Bürgerentscheid anstrengte.
- Die Grüne Jugend Würzburg, die gerne antritt, wenn es darum geht, irgendwas zu verhindern, was mit Autos, Geld oder Luxus zu tun hat. Da kommen dann gerne auch Klassenkampfparolen hinzu, weil teurer Wohnraum und kapitalistische Läden untragbar sind. Ansonsten demonstrieren sie gegen Verbindungen und Konzerte in der Posthalle, wenn Bands nicht deren Gesinnungstest bestanden haben. Kürzlich sprach sich die GJ schon grün vor Sozialneid gegen ein „Luxusquartier“ (schön gelernt!) und für den Erhalt der Posthalle aus. Vielleicht ist das schon der Startschuss für die oben befürchtete BI, wenn es rund um den Bahnhof ernst wird.
- Der Kreisverband der Grünen, der auch gegen alles ist, was mit Autos zu tun hat und am liebsten jedes Auto aus der Stadt verbannen würde. Das kann man ja leicht vertreten, wenn man selbst nur Fahrrad fährt. Dass aber genug Menschen aus den Randgemeinden und aus dem weiteren Umland nach Würzburg kommen und hier auch einkaufen wollen, sehen die Allesverhinderer nicht. Sie sehen ihren Vorteil, Nachteile für andere sind ihnen egal. Und selbst wenn der ÖPNV ausgebaut würde, kein Busverkehr in besagte Gemeinde könnte so attraktiv sein, dass er rentabel ist. Aber um die Bezahlbarkeit müsste man sich ja dann bei den Grünen auch wieder Gedanken machen. Das wäre zu viel Altruismus im Öko-Egoismus.
- Der Kreisverband der Linken ist auch mit im Boot, wahrscheinlich, um einfach mal wieder im Zusammenhang mit Politik in Würzburg Erwähnung zu finden.
Jetzt ähneln sich die beiden Entscheide, Bürgerbegehren und Ratsbegehren, auf den ersten Blick und auch beim Namen. Beide wollen einen grünen Platz. Nur, das Bürgerbegehren will nur einen grünen Platz. Sonst nichts. Auf ihren Plakaten zeichnen sie mal wieder eine dieser berühmt-berüchtigten Visionen, mit der Wähler auf billige Weise gelockt werden sollen. Am Ende würde nur wieder das Vorankommen verhindert und nichts passieren, wie beim MOZ, wie bei der Posthalle. Hauptsache, die bösen Autos kommen weg. Die Kosten müsste dann die Stadt allein stemmen, das wird sie nicht, das kann sie nicht.
Als modern, urban und ökologisch bezeichnet sich das „Aktionsbündnis Grüner Platz am Theater“. Was daran modern ist, was daran urban ist, ich weiß es nicht, eine drastische Verschlimmerung des Binnenklimas drohe. Schon wieder dieses Argument, das auch die Herrschaften bemühten, die die Bebauung am Platz’schen Garten verhindern wollten. Als ob dieses Plätzchen zur grünen Lunge, das Stadtklima verbessern und für saubere Luft sorgen würde, von einer grünen Mitte faseln sie auf ihrer Internetseite. Es geht darum, Autos aus der Stadt herauszudrängen, es geht ausschließlich ums Prinzip und ums Verhindern möglicher Investoren, die den Platz kaufen und gestalten. Ein bisschen Klassenkampf muss ja auch sein.
Einen grünen Platz für alle fordert dagegen das Ratsbegehren: Auch hier soll der wenig attraktive, um nicht zu sagen hässliche Platz völlig neu gestaltet werden, auch hier sollen Bäume und Grasflächen den Abschluss der Fußgängerzone in der Spiegelstraße bilden, die noch im Bau ist. ABER: Der Stadtrat möchte dort mehrheitlich auch Parkplätze erhalten, und zwar unterirdisch. Ein Parkhaus soll es dort Menschen auch ermöglichen, ihr Auto zu parken, weil eben nicht jeder mit seinem Velo in die Stadt gelangt, Würzburg braucht auch seine Besucher aus dem Umland, an die unsere urbanen Egoisten nicht denken. Auch auf dem Plakat des Ratsbegehrens „Innenstadt für alle“ findet sich eine Vision, diese zeigt aber auch eine zurückhaltende Bebauung im hinteren Teil Richtung Maxstraße. Soll tatsächlich das MOZ verdeckt werden?
Das Ratsbegehren, das von CSU, SPD, WL, FWG, Bürgerforum und FDP unterstützt wird, klingt in jeder Hinsicht vernünftiger. Parkplätze sind knapp, jeder ersatzlos gestrichene Parkplatz vergrößert den Suchverkehr, der das Stadtklima sicher nicht besser macht. Aber nach Meinung unserer grünen Weltverbesserer sollen die ja eh ganz aus der Stadt draußen bleiben. Die Menschen können dann ja im Internet einkaufen, oder? Die kapitalistischen Ladeninhaber sind zweitrangig, aber hinterher beklagen sie sich, wenn das nächste Geschäft schließen muss.
Lasst euch nicht von Öko-Parolen hinters Licht führen, denkt auch an die, die von außerhalb kommen und auch mal in unsere schöne Stadt kommen wollen und eben nicht auf öffentliche Verkehrsmittel zurückgreifen können. Ich gehöre demnächst nämlich auch zu denen, die nicht mehr zu Fuß in die Stadt gehen können, ich will aber auch weiterhin in meine Heimatstadt fahren können, ohne als Autofahrer ständig mutwillig das Leben schwer gemacht zu bekommen.
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