Zugeben, ich schaue mir dieses Mal keine Sekunde vom Dschungelcamp an. Die Kandidaten sind mir einfach zu abgestürzt und uninteressant, man könnte fast sagen, weger als weg vom Fenster. Sie scheinen fast alles zu machen, um wieder ein kleines bisschen ins Rampenlicht zu rücken, von dem sie schon seit Jahren nur noch allenfalls die Abluft der Scheinwerfer gespürt haben. Känguruh-Hoden zerbeißen, Käfer, Würmer und anderes Getier essen, eigentlich ist es faszinierend, wie sich Menschen vor einem Millionenpublikum erniedrigen, um wieder ein bisschen Geld verdienen zu dürfen. Da macht nicht mal mehr Fremdschämen Spaß, weil ich echt Mitleid mit denen hätte.
Und dann dieser vermeintliche Nazi-Skandal: DJ Tomekk, ein Pole, ein Rapper, den keiner – sein Fenster, von dem er weg ist, muss sehr sehr kurz offen gewesen sein – kennt, reckt – zu sehen auf einem Privatvideo – im Hotel den rechten Arm zur Nazi-Laola und „singt“ – einem Rapper spreche ich dieses Talent generell ab – in verhaltenem Ton Deutschland über alles. Als Provokation zu blöd, als Spaß zu schlecht und als überzeugte Nazi-Geste wenig glaubhaft. Mal nebenbei bemerkt, solche Freunde braucht man, die ein privates Video mit zweifelhaftem Inhalt drehen, dabei selbst noch blöd kichern und dieses dann postwendend an Bild verkaufen, um auch ein Stück vom Ekel-Kuchen abzubekommen.
Bild machte daraus selbstverständlich mehrere Tage lang die Titelstory, stellte das Video online (mit dem Kommentar „Dieses Skandalvideo schockiert Deutschland“ – Ganz Deutschland? Nein…) und befragte auch umgehend einen Vertreter des Zentralrates der Juden, um die Empörung glaubhaft zu dokumentieren. Ich kann da, weil ich zufällig auf einen Beitrag gleichen Inhalts gestoßen bin, Stefan Niggemeier nur beipflichten, weil ich mir Ähnliches gedacht habe. Muss bei jedem Nazi-Vergehen, ob ernst oder nicht ernst gemeint, ein Vertreter des Zentralrates gefragt werden, ob er auch wirklich empört ist, um eine ehrliche Stimme zu haben? 60 Jahre nach dem Holocaust sollte jeder vernünftige Deutsche reif genug sein, um selbst ein Urteil über solch einen Mist fällen zu können, sonst wäre all der Unterricht und die ganze Aufklärungsarbeit doch hinfällig, wenn es immer und immer wieder einen Vorreiter bräuchte, der die Meinung vorgibt. Niggemeier dokumentiert die ganze Aufregung um einen Niemand übrigens sehr ausführlich und interessant.
Wie schrieb doch Kant schon vor über 200 Jahren? „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit.“ Das geforderte Selbst-Denken zur Befreiung aus dieser Unmündigkeit wäre ein großer Schritt. Für viele… Sie wären überrascht und kämen mit Sicherheit zu einem ähnlichen Ergebnis wie die, die die Meinung „vorgeben“.
Wo ich wirklich lachen musste: Spiegel Online mutmaßt
„Offenbar war es den Machern des Dschungelcamps zu heikel, einen Ex-Torwart, eine Ex-Pornoqueen und einen Ex-Popstar über Vorfälle mit echter Relevanz diskutieren zu lassen.“Â Â
Vielleicht interessiert ja die Meinung dieser ganzen Exen auch niemanden. Oder RTL zweifelt ganz einfach an deren Fähigkeit, selbst zu denken. In einer Unterhaltungssendung. Im RTL…
—> schnipp <—
Muss bei jedem Nazi-Vergehen, ob ernst oder nicht ernst gemeint, ein Vertreter des Zentralrates gefragt werden ….
—> schnapp <—
Das frage ich mich auch jedesmal. Immer diese „A….kricherei“.
Aber diese Vergangenheit werden wir auch die nächsten 100 Jahre brühwarm unter die Nase gehalten bekommen, auch wenn ich nichts dazu kann.
So würde ich das ganz und gar nicht bezeichnen, im Gegenteil! Ich frage mich nur, warum jedes Mal ein Mitglied befragt werden muss, dessen Antwort zum einen eh klar ist, auf die aber zum anderen auch jeder selbst kommen kann, der ein bisschen Verstand in seinem Kopf hat.
Dass so ein Käse überhaupt so hochgekocht wird, ist das viel schlimmere Übel, da wird der Zentralrat eher missbraucht und lässt das das viel zu leicht zu.