Der Radsport ist am Ende

Das dürfte der Todesstoß für den Radsport gewesen sein: Der Gesamtführende Mikael Rasmussen hat wiederholt gegen die Meldepflicht verstoßen, darf dennoch weiterhin sein gelbes Trikot durch Frankreich fahren, weil die Verstöße nicht addiert werden können. Der Zweitplatzierte Spanier Alberto Contador ist auch nicht frei von Verdächtigungen, er soll wie Ullrich in die Fuentes-Affäre verwickelt sein. Nach dem Dopingfall Sinkewitz sind schon die Öffentlich-Rechtlichen ausgestiegen, T-Mobile wird sich eventuell aus dem Radsport zurückziehen, Gerolsteiner überlegt ebenfalls. Wer will in diesem Umfeld noch Werbung machen? Heute nun der nächste Skandal: Der zweimalige Tour-Etappensieger Alexander Winokurow, einst bei Telekom Helfer von Jan Ullrich, wurde nach dem Sieg beim Zeitfahren am Samstag positiv getestet. Fremdblutdoping. Er streitet natürlich alles ab. Sein Team Astana ist umgehend aus der Tour ausgestiegen, somit ist auch der Deutsche Andreas Klöden, selbst nicht frei von Verdächtigungen, weg vom Fenster. Traurig, traurig. Wer immer in Paris am Sonntag das gelbe Trikot trägt, es interessiert nicht mehr, schon gar nicht, wenn es Rasmussen und Contador tragen. Letztes Jahr Floyd Landis und dieses Jahr Winokurow? Die wundersame Rückkehr nach dem Einbruch am Tag zuvor. Läuft das Fass nun endlich über? Vielleicht ist die Tour-Vision von SpOn etwas sehr utopisch, eine Tour ohne die bekannten HC-Berge wäre schon sehr gewöhnungsbedürftig, aber mehr Ruhetage ließen die Leistung menschlicher erscheinen und würden das verdammte Doping vielleicht auch verzichtbar machen. Ansonsten sollen meinetwegen alle das gleiche Zeug nehmen, dann wird niemand beschissen, der versucht, ohne auszukommen. Schlimm, so was will ich gar nicht denken.

Äußerst unpassend in diesem Zusammenhang finde ich übrigens die Werbung von Alpecin, die ich bei der Eurosport-Übertragung gesehen habe. Als „Doping für die Haare“ bewerben sie das neue Shampoo mit Koffein-Komplex, das den Haarausfall stoppen soll. Es gibt sicherlich bessere Bezeichnungen, schließlich ist Doping eine unerlaubte Leistungssteigerung, die gesundheitlichen Folgen sind in keinster Weise absehbar und überhaupt ist der Begriff Doping in jeder Hinsicht negativ konnotiert. Auch Todesfälle sind in der Vergangenheit kein Einzelfall gewesen. Von einem Herrn der PR-Abteilung durfte ich erfahren, dass Alpecin natürlich „in keinster Weise“ Doping befürworte oder dieses gutheiße, der Slogan „Doping für die Haare“ weise lediglich darauf hin, dass Alpecin „den Haaren und Haarwurzeln einen Energieschub/ Energiekick“ gäbe und das Haar stärke. Ein sehr unglücklicher Vergleich, EPO, Testosteron, Eigen- oder Fremdblut und Anabolika geben auch einen Energieschub und stärken den Fahrer.

Jetzt fehlt nur noch, dass die baskischen Behörden Herrn Rasmussen morgen vom Fahrrad weg verhaften, wenn er auf spanischem Boden fährt. Fühlt sich immer noch jemand von ARD und ZDF um die ihm zustehende Information betrogen? Das war der richtige Schritt im richtigen Moment, da hilft es nichts, dass Sat.1 Herrn Ullrich interviewen darf und streckenweise so tut, als gäbe es Doping nicht. Nicht im professionellen Radsport, allenfalls beim russischen Hallenschach.

[Nachtrag] Nach der absurd anmutenden Erklärung, die Testwerte lägen an dem Sturz in der ersten Tourwoche, ist Herr Winokurow, vor dem Ullrich gestern beim neuen Tour-Sender Sat.1 den Hut zog und das Dopingthema nur hochgespielt sah, abgereist und so der Razzia im Astana-Hotel entkommen. Für wie blöd halten die Fahrer eigentlich alle anderen? Scheinbar macht Doping dumm… Solche Typen sollten nie mehr Geld mit dem verdienen dürfen, was sie vermeintlich am besten können.

[Noch ein Nachtrag] Angriff ist bekanntlich die beste Verteidigung, deshalb sieht sich Winokurow nun als Opfer einer Verschwörung. Auch eine Möglichkeit. Auch der zweite Test nach dem Etappensieg am Montag war offensichtlich positiv. Ein Sitzstreik der „braven“ Fahrer ist zwar ein Zeichen, aber bewirken wird das sicher auch nichts mehr.

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Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

4 Kommentare

  1. Radsport-forum.de – kitziblog.de

    Vinokourov positiv – Astana verlässt die Tour

    Aufgrund der aktuellen Ereignisse sind unsere Server überlastet.
    Es kann daher zu sejr langsamen oder gar keinem Seitenaufbau kommen.
    Ich hätte fast Eigenurin in die Hose gemacht, als ich das gelesen habe.Telekom steigt aus und Gerolsteiner gründet mit den Franzosen eine zweite Rennserie , die im Schnitt 5 km/h langsamer ist als die Spanier und Italiener.

  2. Winokurow will die Ursache in seinem Unfall gesehen haben. War sein Sturz etwa so heftig, dass er eine Bluttransfusion benötigt hat? Wieso stehen die dann nicht wenigstens zu dem Scheiß, den sie gemacht haben?!

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