Die geheime Rabattkasse oder alltäglicher Kassenwahnsinn

Es ist immer wieder ein faszinierendes Schauspiel, Liliana hat erst am Mittwoch Ähnliches im Würzblog beschrieben. Ich war, wie eigentlich an jedem Samstag, beim Einkaufen und durfte wie schon so oft erleben, dass Einkaufen für manche eine Art Kriegsersatz ist: Wie eigentlich immer wurde die Kassenschlange länger und länger, die an sich schon aggressive Grundstimmung ob der verlorenen Zeit immer aggressiver und das Verlangen nach einer weiteren geöffneten Kasse stieg ins Unermessliche. Etwas unglücklich war es von dem Stiftenkopf, in entgegengesetzter Richtung langsam an der Schlange entlang zu latschen (dieses Wort trifft es ziemlich genau) und dabei im aktuellen Werbeprospekt zu schmökern. Einige Augenblicke später machte dann eine Verkäuferin die dritte Kasse ganz rechts auf und schon war ich an der Kasse ganz links und konnte sofort meine Waren aufs Band legen. Warum? Offensichtlich mussten die Waren an der rechten Kasse nur gescannt, nicht aber bezahlt werden, zumindest erweckte das Platzhirschgebahren und Gerangel von Männlein und Weiblein den Eindruck, weil sich beinahe zwei komplette Warteschlangen auf die neue Kasse stürzten. Die haben geschoben, gedrängelt, es war wirklich lustig anzuschauen, wie erwachsene Menschen an einer stinknormalen Kasse zu Tieren werden, nur um für einen kurzen Moment das Gefühl zu genießen, ein bisschen Zeit gewonnen zu haben. Selbst die, die augenscheinlich nicht mehr ganz so viel Zeit haben, zeigen urplötzlich ungeahnte athletische Fähigkeiten.
Ein Kind hätte keine Chance gehabt, es wäre totgetrampelt worden, im günstigsten Fall wäre es nur missachtet worden wie Phils kleiner Bruder.

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“