Die Sache mit dem Benzin-Boykott

Wie ich das liebe, wenn sich das Email-Postfach zwar füllt, dann aber keine persönlichen Mails oder neue Blog-Kommentare, sondern weitergeleitete Powerpoint-Präsentationen Speicherplatz verschwenden. Wie war das letztes Jahr? Das wurde ein Boykott-Aufruf x-fach verschickt und weitergeleitet, dass an einem bestimmten Tag niemand Benzin kaufen sollte, um die Ölmultis bis ins Mark zu treffen. Bescheuert! Ist der Tank erst leer, musste dann eben am Tag nach dem Boykotttag getankt werden, Autos mit Segel gibt es noch nicht. Das Vorhaben, so die Ölkonzerne zum Handeln zu zwingen, ging voll in die Hose. Heute nun war es eine Mail mit einer Präsentation im Anhang, die dazu aufruft, dass bis zum Jahresende nicht mehr bei den zwei größten Konzerne Total und Shell gekauft werden solle, dann wären die spätestens im Winter gezwungen, den Preiskrieg zu starten und das Benzin würde wieder billiger. Nettes Vorhaben, ich tanke schon lange bei freien Tankstellen. Dann der übliche Aufruf mit der üblichen Milchmädchenrechnung: Der Urheber der Mail verschickt seinen Anhang an 30 Personen, die sich sicher unheimlich darüber freuen, an zehn Personen ihrer Wahl, ich denke es trifft wie üblich die ersten zehn vom Adressbuch, zu verschicken, dann das dann ihrerseits wieder tun sollen. So werden aus 30 300, aus 300 3000 und schon bald sind es 300 Millionen Menschen, die so erreicht werden. Könnten. Benutzt den Konjunktiv! So eine Scheiße! Hat irgendwer berücksichtigt, dass das immer im Kreis läuft, dass das nicht immer an zehn neue Kontakte geschickt wird und dass die Mail auf Deutsch ist? An einem Tag bekomme ich viermal die gleiche Kettenbrief-Kacke. In Deutschland, Österreich und der Schweiz werden es gut über 100 Millionen Menschen sein, die der deutschen Sprache mächtig sind. Diese bekommen die Mail also statistisch gesehen je dreimal? Tankt wo ihr wollt, vor Vietnam wurde jede Menge Öl gefunden, bohrt dort, fördert dort, aber verschickt nicht immer diese blöden Kettenbriefe.

Ist noch jemand mehrmals Opfer dieser Boykott-Mail geworden? Am besten gründet jemand im blöden StudiVZ eine Gruppe „Ich kaufe bis Jahresende nicht bei Total und Shell und verschicke massenhaft Emails“…

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

20 Kommentare

  1. so, das mit der Gruppe habe ich mal gemacht….ausser dass ich Kettenbrief mail weder verschicke noch lese (na gut, das stimmt so leider nicht, denn man weiss es ja vorher nicht..) tanke ich gar nicht mehr, sondern sammel fleissig Bahncard Punkte, so dass ich schon eine Freifahrt 1.Klasse quer durch die Republik habe 😉

  2. Hatte ich heute auch „Bitte unbedingt mitmachen und weiterleiten“. Habe ich dann sofort gemacht. Weitergeleitet – in den Papierkorb. Du hast Recht, das nervt. Bei all dem restlichen Spam-Geraffel fallen die paar Kettenbriefe allerdings auch nicht mehr groß ins Gewicht.

  3. von was träumen die alle nachts? Wenn man sein Auto verkauft und dann noch ein Passivhaus baut und dann fünf Jahre wartet, dann merkt einer der Konzerne dass was passiert ist; aber auf jeden der das hier macht kommen pro Tach fünfzehn Chinesen und zwanzig Inder, die das Auto und den restlichen westlichen „Lebenswandel“ entdecken; also verlagert sich das nur, der Rest ist denen egal. Aber wenn man an was glauben will, versuchts doch mal mit dem Weihnachtsmann, vielleicht lassen Esso und Shell den auch wieder frei, wenn ihr nur genug Kettenmails verschickt…..

  4. Leider hat der Verfasser dieses Schreibens oben, die Seite des Tankpreisbokott.de nicht richtig gelesen, dieses sollte man aber. Denn es soll ja nur ein Ölkonzern boykotiert werden, bis dieser die Preise senkt und dann ein anderes bis dieser unter den Preisen des vorigen geht. Dadurch entsteht wieder ein echter Wettbewerb zwischen den Konzernen. Der Verbraucher braucht in keiner Weise auf seine Fahrten zu verzichten.
    Fischer

  5. LOOOL aua, kauf Dir ein Fahrrad…dann kannste die mal unter Druck setzen, wennsde nicht grad neue Reifen, Satte oder sonstwas auch Plaste brauchst; sei froh wenn die in Zukunft noch hier her liefern, bei den Märkten die anderswo heranwachsen….

  6. Da ist was dran! Wenn Chinesen und Inder alle Auto fahren wollen, können deutsche Idealisten gerne Shell und Total boykottieren, dann wird die Suppe halt im fernen Osten verkauft.

    Dialog eines Polizisten mit einem liegengebliebenen Boykottierer:
    „Warum steht ihr Auto ungesichert auf der Autobahn?“
    „Ich habe kein Benzin mehr.“
    „Sie wissen, dass das Strafe kostet.“
    „Ja, aber ich setze mich für niedrigere Benzinpreise ein.“
    „Und deshalb haben sie an der Tankstelle vor fünf Kilmetern nicht getankt?“
    „Richtig! Die wird vom bösen Shell-Konzern geführt. Bei denen tanke ich nicht mehr in diesem Jahr, damit sie gezwungen sind, die Preise zu senken. Die anderen Konzerne ziehen dann nach und ich kann wieder zum Brötchenholen mit dem Auto fahren.“
    „Wie? Sie sind absichtlich an der Tankstelle vorbeigefahren?“
    „Natürlich, wir dürfen diese Öl-Multis nicht unterstützen, sondern müssen sie bekämpfen, das funktioniert.“
    „Wirklich?“
    „Ja, wir haben das letzte Woche durchgerechnet, das funktioniert. Wir haben Mails verschickt und wenn die jeder weiterleitet, dann wissen bald alle Bescheid und Shell und Total ist in die Knie gezwungen.“
    „Das ist ja toll! Ich helfe ihnen und fahre sie zur nächsten Tankstelle.“

    Schickt mal fleißig Mails an alle! Aber nicht mehr an mich, ich habe in dieser Woche viermal diese scheiß Email bekommen!

  7. mit den suchbegriffen „total/shell“ finden sich auf anhieb 11 boykott-gruppen bei studivz. aber keine mit dem zusatz mit den e-mails.

  8. Der StudiVZ-Kindergarten… Die gründen doch Gruppen, wenn sie mal einen Tag die Scheißerei haben und Gleichgesinnte suchen, die diesen Dünnschiss nach noch im Internet verbreiten müssen.

  9. Ach ja, der Dialog, den nur mir nur per Mail geschickt hast:

    Dialog eines Polizisten mit einem liegengebliebenen Boykottierer:
    “Warum steht ihr Auto ungesichert auf der Autobahn?”
    “Ich habe kein Benzin mehr.”
    “Sie wissen, dass das Strafe kostet.”
    “Ja, aber ich setze mich für niedrigere Benzinpreise ein.”
    “Und deshalb haben sie an der Tankstelle vor fünf Kilmetern nicht getankt?”
    “Richtig! Die wird vom bösen Shell-Konzern geführt. Bei denen tanke ich nicht mehr in diesem Jahr, damit sie gezwungen sind, die Preise zu senken. Die anderen Konzerne ziehen dann nach und ich kann wieder zum Brötchenholen mit dem Auto fahren.”
    “Wie? Sie sind absichtlich an der Tankstelle vorbeigefahren?”
    “Natürlich, wir dürfen diese Öl-Multis nicht unterstützen, sondern müssen sie bekämpfen, das funktioniert.”
    “Wirklich?”
    “Ja, wir haben das letzte Woche durchgerechnet, das funktioniert. Wir haben Mails verschickt und wenn die jeder weiterleitet, dann wissen bald alle Bescheid und Shell und Total ist in die Knie gezwungen.”
    “Das ist ja toll! Ich helfe ihnen und fahre sie zur nächsten Tankstelle.”

  10. Was auch niemand berücksichtigt, ist die Tatsache, dass alles was nach Spam riecht mittlerweile schon gar nicht mehr die Unternehmensnetze erreicht. Ärgerlich ist es trotzdem, wenn der Spamfilter die rechenintensivste Anwendung im Unternehmen ist.

  11. Ja, die glauben das wirklich.
    Das ist wie mit jedem Wahn, dem jemand verfällt – man baut sich seine eigene Realität, die man gegebenenfalls mit Schutzbehauptungen tapfer verteidigt, ist aber für rationale Argumente oder gar Fakten nicht mehr zugänglich.
    Traurig, aber wahr.
    Dabei sollte jeder vernunftbegabte Mensch in der Lage sein sich seine eigenen Gedanken zu machen und auch mal was in Frage zu stellen, was ihm da aufgetischt wird.
    Zum Beispiel wird behauptet, dass ein in Kanada stattgefundener Boykott den dortigen Benzinpreis um 12 Cent gesenkt habe. (Andere Quellen nennen sogar 15 oder 20 Cent). Bereits das sollte einen stutzig werden lassen. Viel mehr noch, dass sich zu dieser Geschichte nicht eine glaubwürdige Quelle finden lässt. Man sollte meinen, dass eine solche Aktion, sofern sie denn stattgefunden hat, den Nachrichtenagenturen mal eine Meldung wert gewesen wäre.
    Aber konfrontiere bloss nicht die Boykott-Jünger mit solchen Gedanken. Für die stecken da sicherlich die Ölkonzerne dahinter, die solche Nachrichten gezielt vertuschen, weil sie zittern und vor Nachahmung Angst haben.
    Bleibt abschliessend nur einzusehen, dass selbst der klügste Geist am Ende vor paranoiden Verschwörungtheoretikern und ihren Wahnvorstellungen kapitulieren muss. Weil gegen eine Wand aus Wahnsinn kommt die Vernunft einfach nicht an.

  12. Diese Boykott-Seiten schiessen ja gerade wie die Pilze aus der Erde. Das ist jetzt bestimmt schon die Fünfte, die mir unter kommt. Und alle schreiben sie ihren Stuss mehr oder weniger beieinander ab. Sehr einfallsreich.
    Ich freue mich jedenfalls schon auf die Grabenkämpfe zwischen dem Benzinboykott von Judäa, dem judäischen Benzinboykott und dem Populären Boykott. Spalter! (frei nach Life of Brian)

  13. Und was hat sich geändert????

    Nichts.
    Und was wird sich ändern????
    Nichts!!!

    Und mir ist es egal.
    Ich tank eh immer für 20€. basta

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