Die Wahl von Stoibers Thronfolgern

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Heute steht die Wahl von Edmund Stoibers Nachfolger als Parteivorsitzender auf der Tagesordnung des CSU-Parteitags in München. Wirtschaftsminister Erwin Huber, Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer und die Fürther Landrätin treten zur Wahl an. Was die Deligierten von Frau Pauli halten, haben schon gestern die Abstimmungen über ihre Anträge zum Grundsatzprogramm gezeigt. Ihre eigenen waren auch die einzigen Stimmen dafür.

[10.15] Joachim Herrmann, Fraktionsvorsitzender im Landtag, kündigt als ersten Programmpunkt des Parteitags die Wahl des Spitzenkandidaten für die Landtagswahl am 28.09.2008 an. Der designierte Ministerpräsident Günther Beckstein wird von ihm als Kandidat vorgeschlagen und betritt unter tosendem Applaus das Podium. Er dankt Stoiber und würdigt dessen Leistung. Stoiber hat sogar die Ergebnisse von Franz Josef Strauß übertroffen.

[10.26] Auch Günther Beckstein will die christliche Prägung unserer Gesellschaft weiterhin gewahrt wissen und verweist darauf, dass in unseren Schulen auch weiterhin Kreuze hängen und öffentliche Gebäude auch eingeweiht werden. Er betont seine Heimatverbundenheit als überzeugter Franke und sagt, die Franken dürfen stolz auf ihre Zugehörigkeit sein, ebenso können aber auch die Bayern stolz darauf sein, die Franken mit im Boot zu haben.

[10.34] Beckstein attackiert wie gestern Stoiber die SPD, der es nicht gelungen sei, sich von den Extremisten abzugrenzen und Koalitionen auf Länderebene längst Alltag seien. Der aufgeklärte Patriotismus in unserem Land, den die CSU propagiert, sei immun gegen Einflüsse von rechts und links.

[10.42] In einer solidarischen Leistungsgesellschaft müsse auch auf die Schwachen, die Behinderten Rücksicht genommen werden und nicht nur auf Leistung geachtet werden. Wer aber zu faul ist, der dürfe auch keine Unterstützung bekommen. Beckstein stützt sich auf einen starken Mannschaftsgeist und nimmt die Herausforderung an. Als Kandidaten für den Parteivorsitz nennt er nur Huber und Seehofer. Abschließend noch ein Zitat vom Becksteins Günther: „Dass die Sozis jahrelang nichts zu sagen hatten, ist gut und das muss auch so bleiben.“

[10.53] Frau Pauli hat gegen Beckstein etwas einzuwänden. Als einzige. Ein merkwürdiger Auftritt und versteinerte Mienen bei den Deligierten. Sie verweist auf eine gemeinsame Vorgeschichte, sieht sich und ihr energisches Auftreten im vergangenen Winter, das zu Stoibers Abgang führte, zu wenig gewürdigt, will nicht als Königsmörderin gelten und attackiert Beckstein wegen dessen Auftreten ihr gegenüber und fordert keine Entschuldigung, aber eine Erklärung, warum er sie zum Psychiater schicken wollte.

[10.56] Die Erklärung bleibt aus, Gabriele Pauli fordert, da die CSU eine demokratische Partei ist, vehement die Erklärung Becksteins, da es in Paulis Einwand nicht um die Abstimmungsformalien selbst ging, wird ihr nach einer kurzen Diskussion mit dem Sitzungspräsidium kuzerhand das Mikro abgedreht. Frau Pauli ist kurz vor dem Explodieren, Becksteins Auftritt vermasselt. Sie nicht als Kandidatin zu nennen, war auch wirklich etwas taktlos.

[11.28] Die geheime Abstimmung ergab folgendes Ergebnis: 952 Stimmen wurden abgegeben, 938 waren gültig, 906 Abgeordnete stimmten für Beckstein, das sind 96,6%.

[11.31] Günther Beckstein nimmt die Wahl an und bietet Frau Pauli ein persönliches Gespräch an. Diese ist sichtlich erbost und scheint wenig interessiert. Es folgt Markus Söders Rechenschaftsbericht als Generalsekretär, er sagt, der CSU könne nur die CSU gefährlich werden.

[11.37] Die Abteilung Attacke legt los, was Uli Hoeneß bei den Bayern ist, ist Markus Söder bei der CSU. Er greift den politischen Gegner an.

[11.51] Edmund Stoiber legt letztmals als Parteivorsitzender Rechenschaft ab, dankt dabei seinem General Söder herzlich und gibt sein Amt mit Stolz zurück.

[12.39] Edmund Stoiber verabschiedet sich nach knapp einer Stunde Redezeit als Parteivorsitzender, Karin Stoiber kommt auf die Bühne und unser Landesvater wird mit stehenden Ovationen gefeiert. Ich tippe auf zehn Minuten Applaus Minimum.

[13.05] Nach einer emotionalen Dankesrede des Lichtenfelser Abgeordneten Georg Pfister – die Basis – folgt nun die Wahl zum Parteivorsitzenden und des Vorstands, die Regularien werden vorgegeben. Die Redefolge der drei Kandidaten wird ausgelost, zuerst spricht Horst Seehofer, dann Frau Pauli und als Dritter Erwin Huber. Horst Seehofer geht zum Mikrophon.

[13.18] Sachlich, engagiert und bestimmt stellt sich der Bundeslandwirtschaftsminister vor und betont seine Wertschätzung für Familie und Ehe sowie seinen Einsatz für eine gerechte Bildungspolitik. Er verweist auf seine bundespolitische Erfahrung, die er seinem Gegenkandidaten Huber voraus hätte.

[13.55] Gabriele Pauli tritt ans Rednerpult, Raunen im Publikum. Sie spüre die zunehmende Inszenierung dieser Parteitage einer Volkspartei, daher trete sie an, um dem entgegenzuwirken. Sie spricht sich gegen die hohen Hürden aus, die eine Ehe mit sich bringt, überzeugend wirkt sie nicht. Das Gesprächsnagebot von Beckstein nimmt sie an, hätte es aber gerne öffentlich gehabt, da über sie das meiste auch öffentlich gesagt wurde. Der Applaus ist höflich und kurz.

[14.10] Auch Huber hat gesprochen, die Abstimmung beginnt und die Wahlzettel werden eingesammelt. Anschließend wird ausgezählt.

[14.35] Die Wahl hat folgendes Ergebnis gebracht: 961 Stimmzettel wurden abgegeben, davon waren 959 gültig. Frau Pauli bekam 24 Stimmen (2,5%), Horst Seehofer 375 (39,1) und für den neuen Parteivorsitzenden Erwin Huber stimmten 585 Deligierte (58,19%). Erwin Huber nimmt die Wahl an und schlägt als erste Amtshandlung vor, Edmund Stoiber zum Ehrenvorsitzenden zu ernennen.

[14.45] Die vier Stellvertreter werden Horst Seehofer, Barbara Stamm, Ingo Friedrich und Beate Merk. Natürlich müssen sie erst gewählt werden, aber vier Posten für vier Kandidaten ist sehr gerecht.

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Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“