Dittsche, 42. Kalenderwoche 2009

Dittsche, arbeitslos und inzwischen 45 Jahre alt, ist zurück, nach fast einem halben Jahr Pause war es auch höchste Zeit für eine Chefvisite, in der wir wieder die Welt erklärt bekommen. Ich weiß schon fast nicht mehr, was Weltideen sind.

Dittsche ist richtig gut drauf, das Weltgeräusch an seinem Bier macht ihn noch fröhlicher, zumal das Geräusch nichts kostet, wie Ingo bemerkt. Das erste Bier perlt auch ziemlich, Bauer sucht Frau bemerkt Dittsche und freut sich über die muggelige Verperlung. Muggeligkeit bekommt man sonst nur am Wasserfall auf den Bahamas oder in der Dommrepp. Biertrinken ist wie eine kleine Auslandsreise und man spart auch noch Geld.

Über Hamburg war ein reiner Leuchtbolide unterwegs, kein Wetterballon, aber trotzdem mit viel Herio drin. Ein Meteorit war es nicht, Dittsche hielt es zunächst für das Rampenlicht von Al Martino, der Blue Spanish Eyes von Bert Kaempfert geklaut haben soll. Es wäre zumindest schön gewesen, es war nämlich ein Kugelblitzfisch. Es ist Reisezeit für die Fische. Im Herbst und im Winter wandern die Wanderfische, der Kugelblitzfisch will leuchten, somit wird er in die Leuchtfähigkeit hineingedrängt. Der Zugvogel setzt sich zu einer bestimmten Zeit schließlich auch auf den Zug und fährt in wärmere Gefilde nach Afrika. Heute fliegen die Vögel aber selber. Alle Fische kommen momentan nach Hamburg hinein, um an den Landungsbrücken und am Fischmarkt ein Fest zu feiern, das Fischstäbchen wird nämlich 50 Jahre alt. Der Fisch als Mensch war nämlich in Verruf geraten, durch das Fischstäbchen steht er wieder gut da. Meistens ist der Kabeljau ja heute in Amerika unterwegs, weil er dem Kabel im Meer nachgeschwommen ist; durch das Fest kommen sie jetzt zurück zu uns. Nach der Schafskälte, dem Rinderwahn und der Schweinegrippe kommt jetzt der Fischhusten, weil der Fisch ein Kiemenhuster ist und so gefährlich ist, weil er unter Wasser hustet und wir das gar nicht mibekommen. Es bliebe dem Fisch ja unbenommen, eine Erkältung zu bekommen, auch wenn es dem Fisch unangenehm ist, uns anzustecken, als Flossenlöffler kann er aber nicht wie wir in die Armbeuge husten und gibt die Erkältung über die Panierschranke an den Menschen weiter, wenn der Mensch einen panierten Fisch isst.

Erstmal müssen wir aber die Schweinegrippe bekämpfen. Die unterschiedlichen Impfstoffe empören Ingo, Dittsche will an den Impfstoff herankommen und Ingo und Kröti daran teilhaben lassen. Er will Soldat werden und zur Bundeswehr gehen. Allerdings wird er Bedingungen stellen, zur Infanterie geht er nicht, zur Kavallerie auch nicht. Cavallo heißt Pferd, das hat ihm Giovanni gesagt, also gibt es dort Pferde, auch wenn Ingo das heftig bestreitet. Die Polizei hat schließlich auch Pferde, aber die sind Dittsche zu hoch. So ein Leopard fährt mal locker unter einem Pferd durch, die sind so hoch, dass man aus dem ersten Stock aufsteigen muss; in der Lüneburger Heide findet man solche Häuser nicht unbedingt. Zur Marine will er auch nicht, als reinen Fett- und Wasserspender setzt Dittsche auf Kamele bei der Bundeswehr. Ingo ist nicht opp tu däit, Dittsche weiß aber, dass die Scheichs jetzt die Schiffe für die Bundeswehr baut. Die Ausstattung mit Teppichen mag er nicht, deshalb wird er Sani. Mit stabilier Seitenlage, Pflastern und Verbänden kennt er sich aus, Mund-zu-Ohr-Beatmung zieht er dem Mund vor, das macht er nämlich generell nicht; auch Schmauchspuren kann er gut entfernen. Er sieht sich, Ingo und Schildkröte schon im Offizierskasino.

Amy Winehouse hat Angst vor einer Dosenexplosion, es brodelt überall. Auch bei RTL mit dem Vulkan muggeln die Bläschen im Rhein. Und Michael Jackson ist gar nicht tot. Lenin liegt auch mit Flüssigbrom in den Adern rum und kann besichtigt werden, er kann nur deshalb nicht aufstehen, weil er schon so lange liegt.

Ingos Kasse spinnt, er schimpft über die Software, was Dittsche gleich dankbar aufschnappt und von Zoffware philosophiert. Herr Karger hat seinen Friseurladen zugemacht, Dittsches Empfehlung, Tiere zu frisieren, war auch nur kurzfristig erfolgreich. Frau Karger hat Dittsche im Sommer den Schlüssel überlassen, Dittsche hat ein bisschen gestöbert und ein Album gefunden: FKK-Strand auf Fehmarn in der 60ern, ein Bild hat Dittsche weggeschickt, um Karger bei einem Wettbewerb anzumelden. Er fährt nackig auf dem Fahrrad und die Bild soll es abdrucken. Reine Schönheit will gezeigt werden, das Ganze soll eine Überraschung werden, wenn der Bild-Mann mit dem Geldkoffer vor der Türe steht. Ingo muss darüber lachen.

Schildkröte interessiert der blaue Fasan, der sich in einen Traktor verliebt nicht, auch nicht Dittsches Frage, wie das mit Schildkröte und seiner Säge ist. Er hat Feierabend.

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

2 Kommentare

  1. Wie immer eine köstliche Nachschau, lieber Algore! :-))

    Nur den ganz praktischen Grund, weshalb der KABELjau als einziger Fisch den Weg nach Amerika gefunden hat, vermisse ich noch in deinem Bericht! ;-)) Leidung is das Stichwort!

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