Einkaufssprache

Beim Bäcker, beim Metzger, in der Wirtschaft, ganz egal, wo Menschen etwas bestellen, die sprachlichen Gewohnheiten vieler Mitbürger ändern sich schlagartig, wenn sie entweder etwas wollen oder wenn sie darauf aufmerksam machen wollen, dass sie etwas bekommen. Da ruft dann plötzlich jemand unvermittelt „Ich bin des Schnitzel“, obwohl er weder paniert noch gebraten ist, oder wahlweise „Des Bier bin ich!“, falls es sich um das bestellte Bier handelt, das an den Platz gebracht wird, dessen Zielperson aber nicht mehr bestimmt werden kann und mit der Frage „Wer bekommt denn das Bier?“ gesucht wird. Hier ist aber auch die Frage „Wer hat denn das Bier bekommen?“ völlig falsch, weil das Bier ja noch nicht seine Zielperson erreicht hat. Sehr beliebt an der Wurst, Käse- oder Bäckertheke ist die Verwendung des Konjunktivs. Schon bei der Frage der Fleischereifachangestellten (oder der Aushilfe auf 400€-Basis), wer denn der nächste ist, antworten viele „Des wär dann ich!“, weshalb ich schon öfters in Versuchung war, „ICH bin der nächste!“ zu rufen, weil die anderen nur die Möglichkeit in Betracht ziehen, sie könnten die nächsten in der Reihe sein. Auf die weitere Standardfrage „Haben sie sonst noch einen Wunsch?“ antworten viele sehr gerne mit „Des wär dann alles.“ Ist es wirklich alles oder überlegen die dann noch, ob doch noch etwas dazukommt.

Der Ausruf „Ich würde dann zahlen.“ ist ebenfalls missverständlich, schließlich muss man ja immer zahlen. Meistens zumindest. Schon eigenartig, diese Metzgereifachsprache.

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

6 Kommentare

  1. Das ist sogenanntes Imbiss- oder auch Currywurst-Deutsch. Gibts auf youtube einige Filme zu 😀

  2. mmh.
    Find ich jetzt nicht so verwunderliche.
    Vielleicht hätte da jemand in seinem Studium ein paar Pragmatik-Seminare mehr besuchen sollen 😉
    Proseminar „Der Konjunktiv als Höflichkeitsform im deutschen Sprachgebrauch“ oder so ähnlich….

    Grüßchen,
    Homer

  3. „Ein Dauerbrenner: ‚Können Sie nicht mal Ihren Computer befragen?‘ Der Kunde ist ja König, daher tu ich ihm den Gefallen, beuge mich zum Computer hinunter und stelle ihm laut und vernehmlich die Frage. Nach ein paar Sekunden des Schweigens blicke ich wieder zum Kunden, zucke die Schultern und sage: ‚Sie hören es selbst – er antwortet nicht.'“

    Herrlich. Nur Kunden finden das sicher wenige lustig 😉

  4. Daher wurde mir in der Ausbildung schon beigebracht, am Telefon zu fragen „Wie IST Ihr Name?“ statt „Wie WAR Ihr Name?“; schließlich lebt die Person am Ende der Leitung noch.

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