Erhobenen Hauptes mit 0-4 verloren

Am Ende war es dann doch ein deutlicher Klassenunterschied zwischen dem Würzburger FV und dem VfL Wolfsburg, der den 4-0-Arbeitssieg sicher unter Dach und Fach brachte. Vor 11200 Zuschauern (inklusive Kinder, wie der Stadionsprecher betonte) boten die Würzburger aber eine tolle kämpferische Leistung und konnten hocherhobenen Hauptes nach 90 Minuten den Platz verlassen und zu Recht ausgiebig mit uns Fans feiern.

Schon kurz nach halb vier war die Straßenbahn an der Juliuspromenade so gut gefüllt wie sonst am Feierabend. Alle, die danach noch einsteigen wollten, mussten sich mit dem Gefühl einer Ölsardine anfreunden, was sicher auch an dem faulen Radfahrer lag, der sich den ganzen Weg aus der Innenstadt nach Heidingsfeld chauffieren, sich aber von keinem der Sprüche beeindrucken ließ, die ihm (auch von mir) freundlich entgegen gebracht wurden. Eine erwartungsfrohe Stimmung war in der Straßenbahn, die Menge auf dem Weg zum Kickers-Stadion voller Zuversicht und Vorfreude. Nach kurzem Warten und der üblichen Durchsuchung waren wir kurz nach Vier auch schon im Stadion, suchten uns einen Platz auf der Tribüne hinter dem Tor und gönnten uns das erste der sehr günstigen Biere, um die Veranstaltung zu unterstützen und den Durst zu löschen. Bald kamen auch Herr und Frau Daylight, um gemeinsam mit Herrn Grabowski, meinereiner und den anderen 11118 Menschen das DFB-Pokalspiel anzuschauen.

Aus Wolfsburg war ein ganzer Bus das ganze Dorf anwesend, die erstklassige Unterstützung der Mannschaft ließen die aber vermissen, ganz im Gegensatz zu den Würzburgern, die ihr Team ohne Unterlass unterstützten und sich auch von den Gegentoren nicht beeindrucken ließen.

Der WFV konnte das Tempo der Wölfe gut mithalten, nach zehn Minuten musste Ralf Scherbaum aber zum ersten Mal hinter sich greifen, weil Alexander Madlung einen präzisen Freistoß von Marcelinho (nach Foul von Buchholz) völlig unbedrängt einköpfen konnte. Fatal, dass der Verteidiger so ungedeckt blieb, ist er doch für seine Kopfballstärke bekannt. In der Folgezeit boten die Würzburger dem VfL, der sich nun allerdings auf das Nötigste beschränkte, gut die Stirn, am Strafraum war für den FV aber meistens Schluss, zwingende Torchancen boten sich selten bis nie. Der VfL spielte routiniert und konzentriert, bei den Angriffen der Wölfe stand aber auch unsere Abwehr sehr gut, die Würzburger störten früh und es ging mit einem knapp 0-1-Rückstand in die Pause, obwohl die Nullvierer Glück hatten, dass Madlung kurz vor der Pause, wiederum freistehend und nach Flanke von Marcelinho, nur die Latte traf. Dennoch alle Achtung!

In der Pause wechselte der VfL zweimal aus. Marcelinho blieb draußen, offiziell aus Angst vor einer Verletzung, inoffiziell hatte er wohl eher keine Lust mehr, da er in Götzfried einen fairen Kettenhund hatte, der ihm auf Schritt und Tritt folgte und kaum Räume ließ, ebenso musste Neuzugang Ricardo Costa ausgewechselt werden, er war kurz vor dem Halbzeitpfiff bei einem Kopfballduell mit Bradaric unglücklich gelandet, Verdacht auf Kreuzbandriss. Die Würzburger kehrten unverändert aufs Spielfeld zurück und boten weiterhin eine engagierte Partie.

Gefährlich wurde es, wenn Wolfsburg das Tempo schlagartig anzog. In der 53. Minute war es dann Radu, der einen Angriff der Wölfe unhaltbar für Scherbaum zum 2-0 ins Tor schoss und somit für die Vorentscheidung sorgte. Nur fünf Minuten später hatte Sebastian Vehrer zwar die große Chance zum Anschlusstreffer, sein Freistoß krachte aus 30m aber nur an den Pfosten. Simon Jentzsch hätte keine Chance gehabt. Wenig später sorgten dann die Neuzugänge Gentner und Dzeko (deren Namen musste ich selbst erst im Kicker Sonderheft nachschlagen) für den verdienten 4-0-Endstand. Sanel Bradaric hatte kurz vor Schluss noch die Chance zum Ehrentreffer, köpfte den Ball aber knapp am Tor vorbei.

Wir haben eine engagierte Partie der Würzburger gesehen, ein Pokalspiel, bei dem am Ende die Klasse und Routine der Erstliga-Profis gesiegt hat. Der WFV braucht sich aber nicht zu verstecken und kann der kommenden Bayernliga-Saison zuversichtlich entgegenblicken. Es heißt für die Zukunft also Daumen zu drücken, damit höherklassiger Fußball nicht wieder Jahre auf sich warten lässt. Für die nächste DFB-Pokal-Runde beginnt die Qualifikation schon am nächsten Mittwoch, dann geht es im Toto-Pokal nämlich zum TSV Rottendorf. Und für den Aufstieg in die Regionalliga wünsche ich dem WFV viel Erfolg.

Hier geht es zum Bericht der Main-Post mit vielen Fotos, hier zu meinen eigenen Bildern. Leider hat der Spielbericht im ZDF den Eindruck vermittelt, als wären die Würzburger recht hilflos gegen den Erstligisten aufgetreten und hätten ihr Heil in Fouls gesucht, wenn man Herrn Magath Glauben schenkt. Wolfsburg ließ erkennen, dass sie mehr können, wenn sie denn wollen, nichtsdestotrotz ändert sich nichts an der Tatsache, dass der FV ein gutes Spiel geboten hat und die Niederlage nicht nur deshalb nicht höher ausfiel, weil Wolfsburg sich auf das Nötigste beschränkte. Götzfried hat Marcelinho in einer Halbzeit weichgekocht, wollten Töppi und Co das nicht so deutlich sagen? Nur Ralf Scherbaum wurde besonders herausgehoben.

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

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