Feinfühlig

Ich gehöre offenbar zu der seltenen Gattung der Menschen, die grundsätzlich alles finden, was sie aber gar nicht finden wollen: Den Kirschkern in der Schwarzwälder Kirschtorte und das, wo ich sowieso so gut wie nie Kirschkuchen esse, weil ich ihn nicht so sehr mag. Die Gräte im Fischstäbchen habe ich auch schon gefunden. Von geschätzten 10.000 filetierten Seelachsen habe ich wahrscheinlich die einzige in der ganzen Produktion in meinem Fischstäbchen gehabt, die mir dann den Gaumen zerstochen hat. Ein Knorpel- oder Knochenstückchen im Hackfleisch? Ich habe es  ganz bestimmt. Egal ob in den Fleischküchli (mit gutem Hackfleisch vom guten Metzger), in den Bratwürsten oder beim Burger King im Burger, ich beiße auf was hartes Unkaubares. Der ganze Tisch kann Schnitzel essen und begeistert deren Qualität loben, ich habe das durchwachsene Stück, das sich streckenweise nicht kauen lässt. Da fange schon mal an zu göcksen. Ekelhaft. Im Kuchen ist bei mir grundsätzlich das Stück Eierschale, auf das vorher vielleicht sogar warnend hingewiesen wurde. Die Borste vom Backpinsel, die ausgefallen ist, findet sich zwischen meinen Zähnen wieder, ebenso das nicht nur sprichwörtliche Haar in der Suppe. Das finde ich auch in der Schweinebratensoße, im Salat oder im Gulasch. Die Nadel in der Roulade, die für meine Mutter noch unauffindbar war, ich stoße auf sie beim Zerschneiden. Die Welt ist gemein zu mir.

Fällt mir noch was ein? Das klingt alles nach Murphys Gesetz. Die falsche Supermarktkasse, der Depp vor einem an der Tankstelle, das grundsätzliche kaputte Gerät, das erstmal reklamiert werden muss usw., das kennt ja jeder, aber beim Essen finde ich es richtig fies, dass es immer mich trifft.

Veröffentlicht am
Kategorisiert in Alltag

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

5 Kommentare

  1. …und während ich mir die Zeit nehme, Dein Geschreibse hier zu lesen, vergesse ich meine guten Würschtl im Topf und sehe sie erst wieder, nachdem sie, hoffnungslos aufgeplatzt, in ihrem eigenen Saft vor sich hin köcheln…

    Da muss wohl irgend etwas übernatürliches an dieser ganzen Geschichte haften – lern doch einfach mal, Deine besonderen Kräfte für die gute Seite einzusetzen, mein junger Padawan!

    (ja, ja, ich weiß: den Job als Vorkoster gibts momentan noch nicht mit Beamtenstatus…)

  2. Würscht um die Uhrzeit?! Aber aufgeplatzt schmecken Würscht eh am besten! Außer bei Käseknackern, da darf man den Käse dann im Topf bestaunen!

  3. jetzt wein mal bitte hier nicht rum. es gibt leute, denen geht es viel schlechter als dir. oder möchtest du etwa, dass sich rohkost-r. für deinen freund hält?
    zum schnitzel. ich war vor zwei oder drei wochen beim schnitzelessen. erster schnitt – knüppelharter knorpel. da hab ich schon gedacht „oh sch…, das wird ja ein spaß“. und dann kam nichts mehr. perfektes stück (halber quadratmeter oder so was in der größenordnung) bestes oberschalenschnitzelfleisch.

Kommentare sind geschlossen.