Feministischer Schwachsinn

Dass „Bürgerinnen und Bürger“, „Freundinnen und Freunde“ oder „Genossinnen und Genossen“ inhaltsarme Politikerreden – und natürlich Politikerinnenreden – unnötig aufblähen, aber nicht inhaltsreicher machen, daran ist wahrscheinlich nichts mehr zu ändern. Dass Genus und Sexus – grammatisches Geschlecht (bedingt durch den Artikel) und natürliches Geschlecht (Männlein oder Weiblein) – nicht zwangsläufig identisch sein müssen, ist bei den Sprachpanschern nicht angekommen, die sich das einst ausgedacht haben, das ist aber auch für die Sprachgerechtigkeitsfanatiker heute nicht nachvollziehbar, die mir erzählen wollen, Gendern sei reine Gewohnheitssache. Selbst vor der Bibel hat die „gerechte Sprache“ nicht Halt gemacht.

Genderismus

Auch in diesem Schreiben steht im ersten Absatz recht wenig Information, aber der Lesefluss wird durch die nervige Nennung der männlichen und weiblichen Berufsbezeichnung erheblich gestört. Im Oktober habe ich mich zu diesem Thema schon gefragt, ob man nicht folgerichtig in Zukunft eine/n Bürger/innen/meister/in wählen müsste. Auslöser war damals ein Werbeplakat der SPD, auf dem der Genderwahn in die Hose/ in den Rock gegangen ist, weil es einfach schwer und vor allem schwerfällig ist, so zu formulieren. Im Jahr 2013 müssen wir in Deutschland – und auch in anderen Ländern Europas – scheinbar immer noch ein bisschen gerechter sein, weil sich Feministinnen (oder heißt es gar Feministinnen und Feministen?) immer noch mehr als von den Männern unterdrückte Opfer sehen, je mehr sie gleichberechtigt sind. Waren Frauen vor Jahrzehnten noch tatsächlich benachteiligt, hat die Frauenbewegung Vieles bewegt und zum Glück auch erreicht. Das, was aber heute im Sinne einer sogenannten Sprachgerechtigkeit passiert, erscheint überflüssig und mitunter richtig lächerlich. Wer sich beim obigen Schreiben des Landesamtes auf den Schlips getreten fühlte, wenn dort nur von „Beamten“, „Richtern“ und „Arbeitnehmern“ die Rede wäre, hat zum Glück keine anderen Probleme. Vielleicht ist das auch ein wirkliches Luxusproblem im 21. Jahrhundert, wenn sich bestimmte Gruppen in ihrer Opferrolle suhlen, auch wenn sie längst nicht mehr „Opfer“ sind. Was passiert denn mit einer Opfervertretung, wenn es die Daseinsberechtigung plötzlich nicht mehr gibt? Die können sich doch nicht einfach auflösen. Richtig, können sie auch nicht. Wollen sie auch nicht. Und daher wird halt munter über -Innen, -_innen und kurze Sprechpausen gestritten, um sprachlich am Ende sogar die zu berücksichtigen, die nicht wissen, ob sie Mann oder Frau sind. Die von der Natur gegebene Ordnung von Mann und Frau muss ja völlig aufgehoben werden, damit jeder Mensch in seine Rolle hineinwachsen kann. Ganz Gerechte kämpfen sogar für Unisex-Klos. Irgendeine Minderheit lässt sich sicher immer finden, die man – und natürlich auch, ganz schlimm, „frau“ – sprachlich mit irgendeiner albernen Wendung berücksichtigen könnte.

Die generisch männliche Form beinhaltet auch die weibliche Form. Punkt. Auch ganz ohne Fußnoten. Ansonsten wurde mir während meines Germanistik-Studiums Blödsinn erzählt. Das hat der erweiterte Senat der Uni Leipzig nur nicht begriffen, dort fühlten sich die Damen und vielleicht auch die Herren offenbar ganz besonders gerecht, weil man den normalen Sprachduktus umdrehte und die Grundordnung der Uni umformulierte, um den mehrheitlich weiblichen Dozenten gerechter zu werden. Einen „Herr Professorin“ scheint es nun doch nicht zu geben, wie teilweise irrtümlich bzw. missverständlich berichtet wurde, aber die Erklärung der Uni Leipzig

„In dieser Ordnung gelten grammatisch feminine Personenbezeichnungen gleichermaßen für Personen männlichen und weiblichen Geschlechts. Männer können die Amts- und Funktionsbezeichnungen dieser Ordnung in grammatisch maskuliner Form führen.“

klingt trotzdem doof, wenn nicht gar dämlich, wenn erlaubt werden muss, dass Männer auch den Titel „Professor“ führen könnten. Sie dürfen sich demnach aber auch „Herr Professorin“ nennen, wenn dies die normale Bezeichnung sein soll. Und das Suffix -in macht aus dem generisch geschlechtsneutralen Professor nun wirklich eindeutig eine Frau. Sind solche unbeholfenen Versuche, eine noch gerechtere Gerechtigkeit herzustellen, nicht eher ein Armutszeugnis für die Frauenbewegung? Da kann das eine Leipziger Professorin noch so sehr als Notwehr empfinden und  sich nicht angesprochen fühlen, wenn die generisch männliche Form mit einer Fußnote versehen ist und klargestellt wird, dass Männer und Frauen gemeint sind, dieses Unterfangen ist lächerlich. Man stelle sich nur vor, eine andere Uni würde das Rumgendern ganz abschaffen, genau mit dem Hinweis auf den Unterschied zwischen Genus und Sexus. Wahrscheinlich würden sogar Claudia Roth und Renate Künast mit nackten Brüsten neben den Femen-Furien rumrennen und für Gleichberechtigung in der schlimmen Männer-Macho-Welt demonstrieren.

Was ist es da anderen Ländern einfach, die kennen in ihren Sprachen bei den Artikeln kein „der“, kein „die“, kein „das“. Aber vielleicht haben die dafür auch richtige Probleme…

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

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