Ferien auf dem Bauernhof

So recht weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll, am besten aber von vorne. Beinahe staufrei – den einzigen echten Stau haben wir durchs NEAndertal mittelfränkische Hinterland umfahren – bin ich mit A. nach Oberaudorf gefahren, noch nicht mal der berüchtigte Irschenberg konnte uns aufhalten. Beim Burger King im Rasthof Holledau werden Gutscheine nicht akzeptiert und der Kaffee kostet mit der Begründung „Wir sind eine Raststätte“ satte 2,20€ statt der gewohnten 99 Cent. Gestärkt durch mehrere Cheeseburger, die trotz Rasthof auch dort 99 Cent kosten, kamen wir bald in unserem Quartier auf einem Bauernhof an, das uns Pater B. organisiert hatte. Vielen Dank dafür. Gleich nach der Ankunft und einem ersten Besuch bei B. haben wir uns umgezogen und sind mit dem Auto über die Tatzelwurmstraße und den Sudelfeldpass nach Schliersee gefahren, um von dort eine kleine Zwei-Stunden-Runde mit dem MTB zu drehen: Auf dem sogenannten Prinzenweg ging es über Hausham und einen kleinen Berg an den Tegernsee, am Tegernsee entlang führte uns der Weg (das GPS-Gerät hätten wir nicht gebraucht, so gut war alles ausgeschildert) nach Tegernsee, von dort sind wir dann über einen anderen wieder zurückgeradelt, die Abfahrt nach Schliersee war dabei nicht ohne.

Auf der Rückfahrt nach Oberaudorf habe ich mich auf der Passhöhe aussetzen lassen, um auf der geteerten Straße alle restliche Energie in der steilen Abfahrt zu verbraten. Ein geiles Gefühl, wenn das Adrenalin an der Schläfe pocht. Am Abend waren wir dann nach einer kurzen Führung im Kloster Reisach und einem ersten Bier, einem Boisei aus der Oberaudorfer Weißbierbrauerei, zu Gast bei der Freiwilligen Feuerwehr von Niederaudorf, wo Pater B. zum Helferfest eingeladen war und wir kurzerhand auch, weil wir ja der Besuch vom Pfarrer waren. Im Laufe des Abends kam auch unser Wahl-Schweizer T. an und reihte sich in die fröhliche Runde ein. Sehr nett, das Fest und die Leute, auch dafür ein Dankeschön. Radler – „a’pfui“ – habe ich nicht bekommen (hochdeutsch wäre die Begründung in etwa mit „Zu umständlich!“ zu übersetzen), also habe ich meinen Flüssigkeitshaushalt weiter mit gutem Bier bewirtschaftet und dabei gar nicht gemerkt, dass es immer mehr wurde… Uiuiui. So stramm war ich schon lange nicht mehr beinander.

Am Samstag gab es dann in der Früh das böse Erwachen, ich habe mich gefühlt, als würde ich jeden Moment sterben. Ich hatte ja nichts Besonderes vor, nur unsere größte Tour über mehrere Berge und 1600 Höhenmeter. Nach dem Aufstehen ein Liter Wasser, zum Frühstück vier Weckli mit Käse und Marmelade, dann ging es schon besser. In Brannenburg sollte unsere Tour Rund um den Wendelstein starten, vorher brauchte T. noch eine Sonnenbrille, weil das Etui zwar in der Tasche, aber eben leer war. Beim Warten vor dem Radladen habe ich nach 13km lockerem Radeln in der Ebene die Entgiftung durchgemacht, geschwitzt wie Sau und Kreislaufprobleme gehabt, aber viel Zeit zum Jammern blieb nicht, weil a) war ich selber schuld und b) war der erste Anstieg (7km lang und 650hm rauf) die beste Therapie. An der Schuhbräu-Alm, bis dort habe ich weitere 3l getrunken, angekommen war ich zwar fertig, aber nach einer Pause auch wieder fit. Rund um den Wendelstein führte uns der ebenfalls bestens ausgeschilderte Weg über Viehweiden und eine erste heftige Abfahrt wieder nach unten, an der Schwarzwand entlang wieder auf die Höhe und waghalsig und steil wieder bergab ins Tal, wo wir uns in Elbach und Fischbachau wiederfanden. Dort, im Augustiner-Biergarten, hatten wir uns die Erfrischung, wohlgemerkt wieder alkoholfrei, auch redlich verdient, denn Fischbachau bedeutete, dass wir auf dem Rückweg nach Niederaudorf noch eine Passstraße vor uns hatten, den Sudelfeldpass. Auch den haben wir nach fast fünf Stunden noch gemeistert, T. und A. sowieso, deren Fitness verdient echt ein Sonderlob, ich habe eben ein paar Minuten länger gebraucht. Oben angekommen hatten wir all die 1600 Höhenmeter runtergegerissen und die Schussfahrt bergab war quasi die erste Belohnung, ein kleines Zuckerl als Abschluss der 60km langen Strecke. Die große Belohnung wartete in Form eines Abendessens im urgemütlichen Gasthaus Waller unweit des Klosters. Als Vorspeise Semmelknödel mit Lunge, als Hauptspeise Semmelknödel mit Gulasch, dazu eine Radlermaß, so ließen sich die leeren Speicher doch prima wieder auffrischen.

Der Sonntag begann mit einem gemütlichen Frühstück in unserer Pension, anschließend machten wir uns auf den Weg in die Klosterkirche, weil dort anlässlich des Skapulierfestes zunächst ein Gottesdienst gefeiert wurde, der dann mit einer großen Prozession mit Blaskapelle, Gebirgsschützen, Trachtenverein, Feuerwehr und vielem mehr seinen feierlichen Höhepunkt fand. Sehr schön, können sich andere eine Scheibe von abschneiden. Sogar das Fernsehen war dabei, das eine Dokumentation über unseren Wirt vom Vorabend gedreht hat. In der Reihe „Wirtshausgeschichten“ gibt es uns vielleicht im November im BR zu bestaunen. Radeln war für mich nicht mehr drin, der Muskelkater war aber angenehmer als der Kater vom Morgen zuvor. A. und T. sind nochmal den ersten Anstieg zur Schuhbräu-Alm hinauf gefahren, während ich der Einladung zum Mittagessen im Klosterhof nachgekommen bin und dort wieder auf die netten Menschen vom Freitag getroffen bin.

Dann war unser Radwochenende auch schon wieder vorbei, wir haben T. zum Bahnhof gefahren, kurz in Österreich getankt und anschließend die Heimfahrt angetreten. Die Bilder zum Wochenende gibt es hier zu bewundern.

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Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

6 Kommentare

  1. Ein schöner Bericht von einem sehr schönen Wochenende! Nur hatte ich die Leberknödelsuppe, das SchniPoSa und ein Eis und ne Malzbier-Mass.. 🙂

  2. Die Vitamalz-Maß war geil. Zitat „Oh, sie haben ja Karamalz, äh, Vitamalz“ „Ja“ „Könnte ich da zwei in einem Glas haben?“ „Ja“ „Oh! Oder, sie nehmen drei und machen gleich eine Maß voll, geht das?“ Es ging!
    Fand ich cool!

  3. Schließe mich dem „Vorredner“ an 😉 genialer Bericht.

    Hier meine „Speisenfolge“:
    Leberknödelsuppe
    Bullensteak
    Walnußeis mit Eierlikör und Sahne
    dazu 2 Radler Maß und einen Hochsitz 😀 😎

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