Fernseh-Boxer

Langsam nervt es, dass fast jede Woche am Samstagabend bei ARD und ZDF mehr oder weniger bekannte Box-Pflaumen, die uns so lange als große Box-Stars verkauft werden, bis wir das auch wirklich glauben, von anderen Pflaumen verklopft werden oder ebensolche verklopfen dürfen. Die großen Boxabende mit Henry Maske oder Darius Michalczewski sind Vergangenheit, schon Axel Schulz wurde nach seinem – zugegeben – guten Kampf gegen den Box-Opa (!) George Foreman von RTL zum Star gemacht, um sich dann bei jeder neuen Chance böse vermöbeln lassen zu müssen, bis das Image als netter Verlierer zementiert war. Im Box-Boom versuchte es RTL noch mit ein paar anderen Würsten, die ließen sich aber wegen des ausbleibenden Erfolges nicht so gut vermarkten. Henry Maskes Comeback für einen Kampf gegen Virgil Hill brachte nochmals eine Spur des alten Glanzes, seitdem – und auch schon davor – müssen wir uns in Deutschland mit den Klitschkos begnügen, um das wirklich große Boxen sehen zu können.

Das Halbschwergewicht interessiert nicht mehr, seit „unsere“ Stars dort nicht mehr boxen, jetzt müssen eben irgendwelche Gewichtsklassen herhalten. Warum kenne ich Luan Krasniqi überhaupt? Immer und immer wieder darf der Schwergewichtler im ZDF an einem sogenannten großen Boxabend nach dem Sportstudio um die Chance (!) auf einen WM-Kampf kämpfen, mal gewinnt er gegen Fallobst, dann verliert er wie gestern in der dritten Runde durch einen Leberhaken, damit anschließend spekuliert werden kann, ob das nun sein letzter Kampf war. Danke, ZDF, mir ist das egal. Während James Bond habe ich gestern gerade rechtzeitig zum ZDF gezappt, um Krasniqis K.O. zu sehen. Interessiert hat mich das nicht. Was früher Axel Schulz war, ist heute Luan Krasniqi. Ein netter Mensch mit Verlierer-Image, der aber dicke Gagen einsteckt. Bei RTL ist mir das egal, die finanzieren sich über Werbung. Bei ARD und ZDF stinkt mir das aber, weil die ganze Show auch über meine Gebühren bezahlt wird. Krasniqi muss jetzt halt als Beispiel für all die anderen Boxabende bei den Öffentlichen herhalten, weil er gestern geboxt hat wurde.

Krasniqis gestriger Gegner, dieser Alexander Dimitrenko, bestimmt der nächste helle Stern am Boxerhimmel, hat mich brutal an Ivan Drago (Dolph Lundgren) aus Rocky IV erinnert. Der Film wäre mir gestern lieber gewesen, Octopussy habe ich schon viel zu oft gesehen und diese saublöde Außerirdischen-Kacke mit Uri Geller und der merkwürdigen Nina Hagen könnte ich bei den grauen Herren nicht rechtfertigen. Das wäre Verschwendung viel zu kostbarer Lebenszeit.

Zum Glück bin ich am Samstagabend eher selten daheim.

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

2 Kommentare

  1. Das werden wir demnächst mal gemeinsam auschecken! Einerseits sammeln wir ein paar Beiträge im gemeinsamen Blog, andererseits bloggen wir (ich mangels Zeit noch nicht) dort Sachen, die wir unseren Blogs vorenthalten.

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