Franken in der großen weiten Welt

Mein Kommentar im ersten Urlaubsbericht von moggadodde hat mich darauf gebracht, dass wir Franken es auch im innerdeutschen Ausland nicht immer leicht haben, wenn es zu einer Kontaktaufnahme mit der dortigen Bevölkerung kommt. Je nördlicher der Aufenthaltsort liegt, desto schwerer wird es. Generell kennt man dort offensichtlich nicht mehr Franken, sondern als Bewohner des Freistaats Bayern ist man folgerichtig auch sofort ein Bayer. Da fragt dann ein Kind im Schwimmbad in Uelzen schon mal erstaunt, ob wir wirklich echte Bayern wären und wundert sich, dass wir nicht auch im Freibad eine Lederhose tragen. Bayern, auch wenn sie wie ich gar keine richtigen sind, müssen dann generell für das herhalten, was jeder immer schon mal über Bayern loswerden wollte.

Problematisch wird es, wenn man nur wenig südlich der dänischen Grenze in einen kleinen Getränkemarkt auf dem Dorf geht, um für die aus Oberpfälzern und Unterfranken gemischte Gruppe Bier in handelsüblichen Mengen einzukaufen. Entweder gibt es nur dieses merkwürdige Werner-Bier aus Flensburg, das nur deswegen Kult ist, weil es wie bei Werner ploppt und nicht weil es gut schmeckt und jede Menge anderes friesisches viel zu herbes Bier, das mir nicht schmeckt. Und wer zum Einkaufen fährt, bestimmt, was gekauft wird. So habe ich den gesamten Biervorrat nach einem Kasten abgesucht, wo das Bier nicht in 0,33er-Fläschchen abgefüllt war, ich bin aber nicht fündig geworden. Nur ein Kasten Warsteiner stand verloren rum, aber das mag ich eigentlich gar nicht. Unbekümmert habe ich an der Kasse des Getränkemarktes gefragt, ob es Bier auch in normalen Flaschen gäbe, habe aber den Fehler gemacht, die kleinen Fläschchen als Kinderportionen zu bezeichnen. Gefühlt war der Laden eigentlich leer, doch kaum hatte ich Kritik an der Abmüllmenge und den norddeutschen Trinkgewohnheiten geäußert und mich wegen meines Dialekts als Süddeutscher gebrandmarkt, kamen tatsächlich mehr Leute aus ihren Löchern gekrochen, als ich in dem recht kleinen Laden vermutet hatte. Wir Bayern würden ja eh nichts anderes können und Bier nur in Maßen saufen, obligatorisch natürlich der Spruch vom Grundnahrungsmittel. Wer nicht schimpfte, durfte wenigstens einen echten „Bayern“ angaffen, sieht man ja nicht alle Tage. Dass ich aus Franken komme, habe ich nicht mehr verbessernd angemerkt, schließlich wollte ich beim Monopolisten was kaufen und nicht ins nächste Dorf fahren. Ich habe halt zähneknirschend den Kasten Warsteiner mitgenommen, um nicht nur einen Schluck abzukommen. Das hat allerdings dem Rest der Gruppe auch nicht behagt, die wollten echt Bölkstoff.

Weggli bekommt man eh kaum außerhalb von Franken, da müssen es dann schon Semmeln sein, was völlig in Ordnung ist, aber bitte keine Brötchen (mit besonders spitzem Mund) oder sogar Schrippen. Die simple Frage nach einem Klo versteht schon in Würzburg manch ein Zugereister nicht sofort, anderswo muss dann nach der Toilette gefragt werden. Wir sind schon etwas Besonderes. Und wenn jemand unseren besonderen fränkischen Charme kritisiert und sich darüber aufregt, wir wären hier so unfreundlich, der soll man nach Norddeutschland fahren, wo ich echt ein Problem mit den Menschen habe. Ich verstehe die nicht, die sind unfreundlich, meinen das aber gar nicht so und sind eigentlich total nett. Trotzdem trinken sie kleine Bierchen und versenken, wenn es sein muss, noch einen Schnaps drin. Da muss man ja bescheuert werden.

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Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

13 Kommentare

  1. Mußt ja nicht nach Norddeutschland fahren wenns Dir nicht paßt, bleibst halt in Deinem Bazi-Ländle. Manchmal ists für alle besser so!
    Übrigends: Brötchen lt.Wiki:
    = verselbständigter Diminutiv von Brot.
    Alles klar Du Schlaumeier ?

    Grüße vonner Küste

  2. Wenn die Pole schmelzen, habe ich es nicht mehr so weit bis zum Meer und generell haben wir dann unsere Ruhe von humorlosen Norddeutschen! Wikipedia halt… In Bayern benutzen wir Bücher!

  3. Stelle mir gerade vor wie der Herr Referendar am Rechner sitzt, umgeben von 85 offenen Büchern um fundierte Inhalte für seine Kommentare nachzuschlagen…
    🙂

  4. nordkopp[at]liveh8.de finde ich eine ziemlich originelle Mail-Adresse.
    Was glaubst du denn, wie ich solch intelligente Kommentare von mir geben kann. Ich habe mir Bücher geholt und nachgelesen, welche Gebiete betroffen wären für den Fall, dass die Polkappen schmelzen. Dann habe ich nachgeschlagen, wo du wohl mit deiner IP herkommen könntest und dann psychologische Wälzer durchgearbeitet, ob du unter die Kategorie „humorlos“ fallen könntest. Somit bin ich zu obigem Schluss gekommen, der aber ebensowenig ernst gemeint war wie der gesamte Eintrag. Bölkstoff ist schließlich wesentlich geschmackvoller als Warsteiner. Der Kasten ist halt schneller leer. Und ganz ehrlich, nach Kassel will ich auch nicht fahren, um in der Nordsee zu baden!!! 🙂

  5. ich lach mich schlapp; sunshine: Merci für diese wirklich humorvolle Antwort auf diesen humorlosen Artikel…mann und ich dachte die Norddeutschen hätten keinen Humor…
    auch noch lustig, Bazi-Land…ist übrigens leicht herablassend, FISCHKOPF 😉
    das mit der Ruhe sehe ich leider nicht so..dann wird es das ganze Jahr wie im Sommer…lauter Witzfiguren (sollte humorvolle Menschen schreiben?) drängeln sich mit Skistöcken „unsere“ Berge hoch..wie die Ratten spare ich mir jetzt…

  6. Es war von mir übrigens ein Trugschluss zu glauben, dann hätten wir unsere Ruhe. Dann säßen plötzlich korntrinkende Männer mit blauen Hemden in unseren Biergärten und die Holländer würden unsere Weinorte als Notunterkunft bevölkern.

    Die kleinen Fläschchen haben einen Hintergrund. Beim gemeinsamen Umtrunk waren die Norddeutschen immer zu schnell platt, drei Bier und es war Schicht im Schacht. Dann haben sie kleinere Fläschchen genommen und schon war erst nach fünf Bier Ende Gelände. Der Korn ist in Wahrheit gar kein Schnaps, sondern Wasser zum Verdünnen. Alles Schiebung!

  7. Wir Fischköppe sind halt mit allem etwas sparsamer, auch mit unserem Humor, und den verplempern wir bestimmt nicht an Euch Möchtegernbayern !!

  8. Wer hat gesagt, dass wir gern Bayern sein möchten? Wir gehören nun mal zu Bayern, sind aber Franken! Und global gesehen sind wir dann eben in der Not auch Bayern! Beim Fußball sowieso! Da braucht es noch nicht mal Not!

  9. sunshine = Fischkopf = Sparwitz so what? PS Fischkopf wird nicht besser wenn man es Fischkopp nennt, stinkt trotzdem 😉

  10. hab Fischkopp (oder ähnlichen verselbständigten piscis rancens) gar nicht in wiki gefunden, hab aber auch nicht gesucht..

  11. Wie rührend!

    Ihr könnt über uns so viel schimpfen, wie ihr wollt – ihr werdet immer Randbayern bleiben !!

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