Gute Sneak

Wir kommen eben aus der Sneak und haben einen wirklich guten und anspruchsvollen Film aus Schweden gesehen, nämlich Wie im Himmel. Der berühmte Dirigent Daniel Darius ist mit allem Herzblut bei der Musik und erleidet auf dem vermeintlichen Höhepunkt seiner Karriere einen Herzinfarkt. Er zieht sich in seine schwedische Heimat zurück, die er in jungen Jahren mit seiner Mutter verlassen hat, einerseits, weil er von Mitschülern terrorisiert wurde, anderseits, weil es sein Lebenstraum war, Menschen mit seiner Musik zu bewegen und zu begeistern.

Er kehrt also in das schwedische Dorf zurück, übernimmt eher widerwillig den Kirchenchor, merkt aber schnell, dass er diese Menschen so sehr begeistern kann, dass er auf diesem Weg sein Ziel erreichen könnte. Dabei stehen mehrere Einzelschicksale im Mittelpunkt. Sein Konflikt mit dem Pastor, seine Liebe zu der jungen Lena und auch das Schicksal Gabrielas, die von ihrem Mann schwer misshandelt wird, aus dem Teufelskreis aber nicht entfliehen kann. Ihr Mann, Conni, war es auch, der einst Daniel als Schüler terrorisiert hat. Für sie schreibt Daniel ein bewegendes Lied, das der Chor dann mit ihr singt.

Der Film, der zusammen mit „Der Untergang“ 2005 ins Rennen um den Auslands-Oskar ging, bewegt wirklich und langweilt nicht. Einige Längen und eher überflüssige Szenen sind enthalten, dennoch war das die beste Sneak seit langem. Ich hatte nach fast zwei Stunden nur Angst, es könnte noch zu einem Chor-Wettbewerb kommen, den die Schweden dann natürlich gewinnen und dass deshalb Daniel auch noch sein Comeback als
Dirigent feiern könnte und wir das alles noch sehen müssten. War aber nicht.Schöne Musik, nur der Sound im altehrwürdigen Corso lässt das ein oder andere Mal echt zu wünschen übrig. Und dass der Film dann zum Schluss in Salzburg spielt, aber in Innsbruck gedreht wurde, fand ich auch nicht so toll. Briten, Amerikaner, Holländer und
Skandinavier können ruhig die harte Wahrheit vertragen, dass es in Salzburg nicht so schöne Berge hat wie in Innsbruck und dass Mozart eben nur auf ein paar Hügel geblickt hat. Burg Hohensalzberg steht nun mal auf dem höchsten Berglein dort und Salzburg im Film sah ganz und gar nicht aus wie Salzburg in Österreich.

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

4 Kommentare

  1. Ich fuerchte, ich fand „Wie im Himmel“ eher weniger begeisternd. Der Kitsch-Level in dem Film ist schon etwas argh anstrengend, da helfen auch die unbestreitbar schoenen Momente zwischendrin recht wenig. Ausserdem: Warum kann Daniel nicht einfach Koerperkontakt mit Frauen vermeiden, die einen krankhaft eifersuechtigen und gewalttaetigen Ehemann haben? Wann immer Conni in der Naehe ist hat Daniel nichts besseres zu tun, als Gabriella irgendwie anzutatschen… wie daemlich kann man sein?

  2. Die Momente, die du beschrieben hast, waren schon sehr sehr kitschig, muss ich dir zustimmen. Und dass Daniel Gabriella immer antatschen musste, wenn Conni kam, ist mir gar nicht so bewusst gewesen.

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