Hauptsache weg! – Und dann?

Noch am Wahlabend habe ich mir gedacht, ob Herr Maget die Zahlen etwa verdreht hat, sich weiterhin über 43% freut und sich deshalb als Wahlsieger feiern lässt, während es andernorts schnell lange Gesichter gab, da das Wahlergebnis der SPD noch unter dem historischen Tief von 2003 lag. Realisten hatte Maget wohl nicht um sich versammelt. Hätte Herr Maget mit seiner SPD satte 10% zugelegt und der CSU die Wähler abgeworben, ich hätte ihm jede Freude zugestanden. Er hätte sie sich auch verdient gehabt. Aber der Ministerpräsident der Herzen Möchtegern-Ministerpräsident aus München hat noch einen Prozentpunkt verloren und wahrscheinlich nicht einen ehemaligen CSU-Wähler von sich überzeugen können, er wurde ebenfalls abgewatscht. Wenn man schon unten ist, fällt man eben nicht so tief. Fast lächerlich fand ich seine Idee von einer Vier-Koalition.

Zwei Tage später zeigt sich, dass er es wirlich ernst meint mit seiner Front gegen die CSU, die Grünen befürworten diese Lösung ja scheinbar ebenfalls. Ist es wieder das Hessen-Syndrom? Hauptsache weg mit den Konservativen? Was nachkommt, ist egal? Alle wollen doch das beste für Bayern, oder? Glauben diese Tagträumer wirklich, ein Bündnis aus vier unterschiedlichen Parteien wäre auch nur im Geringsten handlungsfähig? Die CSU hat ordentlich auf die Mütze bekommen, das Wahlergebnis kommt einem Tritt in die Eier gleich, ein Arschtritt wäre weniger schmerzhaft; aber hat die CSU deshalb gleich die Legitimation zum Regieren verloren, wenn sie trotz 17% weniger Wählerstimmen immer noch weit mehr als das Doppelte der SPD erzielen konnte? Von 43% träumen andere anderswo.

Das, was SPD und Grüne da durchspielen, kommt einer Wählerverarsche gleich, die haben nämlich der CSU die Stimme wohl verweigert, sie dafür aber FDP und Freien Wählern gegeben, die sich als Ergänzung oder Kontrollorgan empfohlen haben. Zumindest habe ich Jens so verstanden, was sich sehr klug anhörte. Jetzt krampfhaft, auch wenn es unrealistisch erscheinen mag, darauf hinzuarbeiten, nach der absoluten Mehrheit der CSU auch deren Regierungsbeteiligung zu beenden, widerspricht meines Erachtens dem Wahlergebnis. Wer nur 18% der Stimmen bekommen hat, kann nicht ernsthaft noch Ambitionen auf das Amt des Ministerpräsidenten beanspruchen.

Die Selbstreinigung bei der CSU ist ja schon angelaufen. Der glücklose Parteivorsitzende Erwin Huber hat seinen Rücktritt erklärt, auch Generalsekretärin Haderthauer wird auf einem Sonderparteitag abgelöst werden. Horst Seehofer steht parat und Günther Beckstein ist als neuer Ministerpräsident noch nicht sicher.

Soll das gleiche Chaos wie in Hessen nun etwa Bayern blühen? Dort folgte der Devise „Koch muss weg“ das unsägliche Theater mit Ypsialnti und der SED Linken, das scheinbar in absehbarer Zeit in trockene Tücher gebracht wird. Ganz toll. Und ganz der Wählerwille. Eine Viererkoalition mit FDP, Grünen, SPD und FW… Allein der Gedanke, dass vier Parteien plötzlich miteinander sollen. Furchtbar. So schlecht steht Bayern schließlich nicht da, dass plötzlich alles anders werden muss.

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

3 Kommentare

  1. Ich hab mich am Sonntag auch scheckich gelacht, als die SPD und Grüne versucht haben aus dem Ergebnis was positives zu machen.

    „Schaut her – dem andern gehts noch schlechter als uns!“

    Die CSU hat Ihre Stimmen nur ins andere Lager, sprich FDP und FW verloren, nicht aber an die Linke oder gar die SPD.

    Bei der nächsten Wahl auf Bundeseben werden eben diese Wähler (genau wie ich) recht sicher zurück kehren bzw. CSU wählen.

    Und wenn die FDP eine 4er Regierung eingehen sollte, können die sich gleich begraben…FDP Wähler sind CDU / CSU Liebhaber, die ab und an etwas Abwechslung im Be äh Kabinett wollen.

  2. Man sollte eins dabei nicht vergessen: Die vier kleinen würden de facto die Mehrheit der Wähler repräsentieren.

    Und vorgezogene Neuwahlen sind doch auch mal was. Dann klappts auch wieder mit der Alleinherrschaft!

    Davon mal ganz abgesehen: Was soll dieser ewige Vergleich der (Bayern-)Linken mit der SED? Ich mag nach wie vor nicht glauben, dass die ganze Bayern-Linke nur aus IMs und Ex-SEDlern bestehen soll…

  3. Die Linke ist defacto Nachfolger der SED und selbst der „Nachfolger“ ist ein Eupehmismus, denn der alte Name wurde durch PDS ersetzt. Ob bei der Linken in Bayern die WASG dabei ist oder nicht, erscheint mir nebenseächlich, da die Vordenker nicht vorwiegend dort zu suchen sind, auch wenn der Herr aus Schweinfurt stets etwas anderes zu vermitteln versucht.

    Die Mehrheit muss auch handlungsfähig sein und vier so verschiedene Köpfe bringt man nicht unter einen Hut, mein bisheriges Politikverständnis ist damit zumindest nicht zu vereinbaren.

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