Ich bin ein schlechter Blogger geworden

Wie die Zeit vergeht, mich ärgert es wirklich jedes Mal aufs Neue, wenn ich mich hinsetze, um doch wieder mal zu bloggen. Kontroverse Beiträge zu schreiben, dauert dann doch eine Weile, hierfür fehlt mir meistens die Zeit, auch wenn so manches unter den Nägeln brennt. Gerade die Giftigkeit in der politischen Auseinandersetzung geht mir im Moment gehörig auf die Nerven. Inflationär gebraucht ist inzwischen der Vorwurf, eine Äußerung sei rechtspopulistisch. Ins gleiche Horn bläst, wer eine Diskussion abzuwürgen versucht, indem eine Nähe zur AfD unterstellt wird oder gleich hysterisch geschimpft wird, so stärke man nur die AfD. Eine sachliche Auseinandersetzung gibt es schon lange nicht mehr, zu einseitig ist immer die Ausrichtung. Alles, was sich rechts von der CDU bewegt, ist per se böse und muss bekämpft werden, alles links davon ist per definitionem gut. Schwarz und Weiß, Gut und Böse, dazwischen ist wenig Platz für eine ausgewogene Debatte. Wer nicht bedingungslos die „Willkommenskultur“ feiert, ist böse. Wer nur die Realisierbarkeit anzweifelt und über wie auch immer genannte Obergrenzen nachdenkt und dies andere wissen lässt, dem geht es so, wie ich es vorher beschrieben habe. Umsetzbarkeit ist egal. In die andere Richtung geht es ähnlich ruppig. Ein falsches Wort, meistens posaunt jemand irgendeinen Mist in 140 Zeichen über Twitter in die Welt, schon ist der Shitstorm perfekt. Hintergründe lesen? Wozu!? Die Schlagzeile reicht, um Leute zur völligen Empörung zu veranlassen, Andreas Scheuer weiß ein Liedchen davon zu singen. Erst wurde er falsch zitiert, dann wurden seine Aussagen auf ein zugespitztes Fazit verkürzt, um ihm boshaft zu richtig eins reinzuwürgen.

Überhaupt scheint Twitter das einzige Medium zu sein, mit dem Politik gemacht wird. Verkürzung, Vereinfachung, Reduzierung, irgendein blöder Hashtag, gerne auch gefördert von einem der vor Aktionismus nur so sprühenden Ministerien. Das muss reichen, um die Menschen zu erreichen. Reaktionen auf bedeutenden Ereignisse? Wozu sollen Journalisten noch die Politiker befragen, das Statement aus dem Twitteraccount muss reichen. Debile Einfachheit, damit es jeder versteht? Das Gegenteil dürfte der Fall sein. Politikverdrossenheit entsteht auch dadurch, dass einem alles zu platt und zu blöd vorkommt, weil „die da oben“ eh doof sind. Betroffenheit nach einen Attentat drückt man am besten heute mit einem betroffenen Tweet aus, gerne versehen mit #jesuis…, um im Bild zu bleiben.

Geht es um „Satire“, ist das Volk im Land der Dichter und Denker heute offenbar auch schon zufrieden, wenn niveaulose Beiträge Politiker entweder beleidigen, bloßstellen oder für dumm verkaufen. Die Heute-Show ist eigentlich das gebührenfinanziertes Beispiel schlechthin dafür, wie man Politikverdrossenheit noch verstärkt: Alle Politiker sind blöd. Die konservativen aber noch mehr.

So. Vielleicht ist dieser Beitrag ja Ansporn für mich, mich dem einen oder anderen politischen Thema etwas genauer zu widmen, auch in Würzburg ist ja einiges los. Ich nehme es mir vor. Versprochen.

 

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“