IKEA-Impressionen einer guten halben Stunde

Wenn ich schon am Würzburger IKEA vorbeifahre, habe ich gedacht, kann ich auch mal schnell reinschauen, schließlich muss ich mir das eine oder andere Möbelstück kaufen, wenn ich nächste Woche zwei Zimmer einzurichten habe. Schnell ist bei IKEA immer so eine Sache, da man den Rundgang bekanntlich nicht abkürzen kann und somit immer an den ganzen Krimskrams vorbeilatschen muss, den man normalerweise nicht braucht, wenn man männlich und Anfang 30 ist.

Am Freitagnachmittag war das Wetter ja nicht so heiß und sonnig, dass man von einem Sommertag sprechen könnte. Mir ist der graue Pudel mit der Lockenfrisur auch nur deshalb aufgefallen, weil er direkt am Eingang angebunden war, zufrieden umherschaute und so hässlich war, wie Pudel eben aussehen. „Auch du wirst geliebt“, habe ich gedacht, und war beruhigt, dass dieses Geschöpf nicht allein auf diesem Planeten leben muss. Die Dame, die kopfschüttelnd daneben stand, ist mir erst wenige Minuten später eingefallen, als ein Hundebesitzer ausgerufen wurde, er möge seinen Hund aus der prallen Sonne entfernen. Es gab kein Fenster, ich hätte aber gerne rausgeschaut, wo die pralle Sonne war. Als ich eine halbe Stunde später zu meinem Auto zurückgegangen bin, war der Hund immer noch da, die besorgte Dame weg und die Sonne auch. Ob die je da war? Dem Hund ging es, dem ersten Augenschein nach, eigentlich immer noch ganz gut.

Warum sich Paare bei IKEA gerne lauthals streiten, frage ich mich auch immer wieder. Die einen waren in einem Ausstellungs-Kinderzimmer gestanden und haben sich über die Farbe der Wand daheim gestritten, die anderen waren sich nicht einig, wie groß die Küche daheim ist und wieder andere haben so laut über das Aussehen der Couch vor ihnen gestritten, dass ich mir selbst eine Meinung bilden musste. Die Couch – auch möglich: Das Sofa – war hässlich. Und unbequem.

Kurz vor dem Ende des Rundgangs kam wieder eine der zahlreichen Durchsagen, dass N.N. genug im SmÃ¥land gespielt hat und abgeholt werden möchte. Dieses Mal wollten aber Frauke, Romeo und Jule abgeholt werden, weil sie keine Lust mehr auf das SmÃ¥land hatten und mich hat die Tatsache wirklich sehr beschäftigt, dass Eltern ihre Kinder tatsächlich Romeo und Jule nennen. Von Frauke mal ganz abgesehen. Wie wäre es mit Max und Maurice für den nächsten Zwilling? Wenige Minuten später habe ich dann die Eltern der Kinder gesehen und verstanden, was mich die Minuten zuvor so beschäftigt hat.

Kurz zuvor habe ich im Kassenbereich noch einen kleinen Tumult mitbekommen, weil wohl der Herr an der Kasse das Schild „Dieses Möbelstück besteht aus zwei Pakten“ falsch gedeutet hatte und viermal das gleiche Päckchen aufgeladen hat. Je zweimal Paket 1 und Paket 2 wäre klüger gewesen und hätte ihm nicht den Unmut der Leute hinter ihm beschert, die in den recht langen Schlangen sicherlich ungeduldiger waren als der zufriedene Pudel vor der Tür. Wie die Geschichte ausgegangen ist, weiß ich nicht.

Im Gastro-Bereich freue ich mich jedes Mal über die Zeitgenossen, die mit Hotdog-Soße und Röstzwiebeln den Euro wieder reinholen wollen, den sie für die Wurst ausgegeben haben. Ich mag beides auch sehr gerne, aber irgendwann ist die Kapazität eines Hotdog-Brötchens ausgereizt, was diejenigen noch nicht begriffen haben, deren Parkplatz danach jeder Hobbydetektiv leicht und locker finden könnte, wenn sie nicht alle Zwiebeln schon im Ausgangsbereich auf dem Boden verteilt haben.

Malm brauche ich, 2x Rakke, einmal Poäng samt Schemel und einen Wohnzimmertisch. Dazu noch ein paar Teller. Das ist das Sinnvolle, was ich mir auch noch gemerkt habe.

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

5 Kommentare

  1. Es würde mich doch mal interessieren, in wievielen Wohnungen man inzwischen Poäng findet. Weit verbreitet, aber auch kein Wunder. Der ist so schön gemütlich.

  2. Ich bekenne: ja, meine Wurst im IKEA-Hotdog sieht auch kein Sonnenlicht mehr – und ich finds goil 🙂

  3. Ich reize die Kapazität eines solchen Wecks auch gerne aus, aber bei Überfüllung nochmal draufschaufeln, dass alles am Boden landet, ist dann doch eine Spur zuviel, wenn der Boden so aussieht wie gestern.

  4. Das erinnert mich doch tatsächlich wieder an die Saubären, die die wunderschöne Allianzarena mit Nussschalen versaut haben.

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