Indiana Jones und irgendein Kristallscheiß

Oh mein Gott, was für ein Scheißfilm! Ich bin schon mit geringen Erwartungen ins Kino gegangen, nach vielen Jahren aufgewärmte Klassiker halten leider meist nicht das, was die Originale eigentlich erwarten lassen können. John Rambo war in den letzten Jahren eine positive Überraschung, denn selbst Stirb langsam 4.0 wartete mit einem saublöden Finale auf, bei dem John McClane quasi mit seiner Beretta gegen einen Kampfjet die Oberhand behält. Egal, die Indiana-Jones-Trilogie bleibt eine Trilogie. Für mich. Den Film, den ich eben gesehen habe, Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels, verdränge ich. Die eine oder andere nette Szene war dabei, die waren dann aber auch nur deshalb nett, weil sie sich bewährter Muster bedienten oder diese einfach nur aufwärmten:

Wer noch in den Film will und nicht zu viel über die Handlung erfahren möchte, sollte die folgenden Zeilen besser überspringen: In dem Hangar, in dem im ersten Film die Bundeslade verschwindet, wird Indiana Jones erstmals mit seinen Widersachern konfrontiert. Statt mit Nazis muss er sich nun mit Kommunisten rumschlagen, die einen Kristallschädel suchen, der auf die angeblichen Roswell-Funde anspielen soll. Sehr originell. Warum Jones einen Atomtest in einem Kühlschrank überleben muss, klärt der Film nicht auf, hätte die Szene geehlt, ich hätte nichts vermisst, es wäre eben ein CGI-Effekt weniger zu bestaunen gewesen. Wer es braucht. Der James Dean für Arme, der schon sehr früh an Jones’ Seite tritt und sich bei jeder Gelegenheit die Tolle mit dem Kamm nachzieht, musste ja sein unehelicher Sohn sein, alles andere hätte mich gewundert. Ich habe den gesehen und zu meinem Bruder gemeint, dass das hundertpro der Sohn ist. Bingo. Kirsten Allen als Marion Ravenwood zurückzuholen, war eigentlich keine schlechte Idee, schließlich war sie um Klassen besser – und tougher – als die Kreischtussi beispielsweise im zweiten Film. Die Hochzeitsszene am Ende war dann der Kitsch-Moment, der dem Ganzen die Krone aufsetzte.

Bis zum Finale war der vierte Indy-Film ein seelenloser Abklatsch der früheren Filme: Während sich alle anderen längst ekeln, greift Henry Jones Jr. inmitten dichter Spinnweben in ein Loch in einer Felswand, verscheucht auch die dort lebenden  Viecher und bewegt einen Hebel, der wiederum eine Tür öffnet, dafür hat er später Angst vor einer Schlange, schließlich musste auch das mal untergebracht werden. Unverwundbarer noch als in den alten Filmen, fliegt Jones immer wieder irgendwohin oder wird verprügelt, um sich dann wieder aufzurappeln und weiterzumachen. Naja, nichts Neues eben und deshalb für meine Bedürfnisse zu wenig unterhaltsam. Darauf habe ich nicht fast 20 Jahre gewartet.
Den Garaus gemacht hat dem Film das unglaublich blöde Finale. Roswell habe ich ja schon erwähnt, in dem Maya-Tempel – selbstverständlich kann Jones einfach alle Hieroglyphen dieser Welt lesen – stoßen sie dann nach gewohntem Muster in den Geheimgängen auf Fallen, ehe sie außerirdische Artefakte entdecken. Der Schädel, den es an seinen Ursprungsort zurückzubringen gilt, so das Ziel des Films, gehört einem außerirdischen Wesen, dieses wird erlöst und fliegt mit seinem Ufo wieder weg. Der Maya-Tempel versinkt in einem Effekte-Overkill von der Bildfläche. Kein Witz. Und das alles mitten im Amazonas-Gebiet.

Ich könnte mich noch länger über diesen platten Aufguss aufregen, spare mir aber die Zeit und rate einfach jedem, der Indiana Jones liebt, davon ab, sich diese Fortsetzung anzusehen und Geld dafür zu bezahlen.

Vater Jones ist ganz einfach gestorben, Sean Connery wollte nämlich nicht mehr. Im Nachhinein verständlich. Dass er aber nach dem letzten Kreuzzug unsterblich sein müsste, haben die Drehbuchschreiber auch vergessen. Naja, George Lucas hat ja schon einmal gezeigt, dass er ein Händchen dafür hat, legendäre Film-Stoffe beim Aufguss schlicht zu beleidigen, Episode I mit Jar Jar Bings war ein ebenso böses Erwachen.

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

4 Kommentare

  1. Eine Nacht drüber geschlafen und ich finde den Film noch beschissener. Ungefähr so originell wie Kevin allein in New York, leider war echt das meiste nur aufgewärmt, der Rest beschmutzte kläglich das Denkmal Indiana Jones.

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