Jens Voigt: „Gebt uns doch mal eine Chance!“

Es ist sehr traurig, dass sich die Tour de France bzw. der Profiradsport nicht von der unsäglichen Doping-Problematik freistrampeln kann. Nach dem Desaster der letzten Jahre fällt es mir schwer, mich noch richtig für die Tour zu begeistern und gerade dann, wenn das Interesse langsam wieder kommt, wird der nächste Idiot erwischt, der es nicht lassen konnte und Fans und Kollegen zu betrügen versuchte. Am Mittwoch noch wurde ein Interview mit Jens Voigt auf Spiegel-Online veröffentlicht, in dem der alte Tour-Hase für sich und seine Kollegen eine Chance einforderte, dass eben nicht alle über einen Kamm geschoren werden, am Nachmittag wurde der nächste Doping-Fall, der bis dato zweite bei der Tour, bekannt. Und trotzdem hat Jens Voigt Recht, kaputtschreiben und kaputtreden kann jeder, und auch, wenn es vielleicht manchem lächerlich vorkommen mag, ich glaube weiterhin daran, dass es noch mehr Fahrer wie Jens Voigt gibt, die sauber fahren. Und meistens sind es gerade die, die vom Radsport keine Ahnung haben, die sofort meinen, mitreden zu können, weil Radsport ja gleichbedeutend ist mit Doping und jeder aus der Zeitung Bescheid weiß, was EPO ist.

Dass es schon am nächsten Tag mit Riccardo Ricco, zweimaliger Etappengewinner und bis dahin Träger des Bergtrikots, einen prominenten Fahrer erwischte, zeigt doch, dass sich keiner mehr sicher fühlen kann, dass auch das EPO der dritten Generation nun länger nachweisbar ist. Schadenfroh bin ich ja, dass die erwischten Dopingsünder in Frankreich von der Polizei in Handschellen abgeführt werden. Nicht einmal das scheint die Herren abzuschrecken, vielleicht ist es aber wirklich die scheinbare Sicherheit, nicht erwischt werden zu können. Die Karriere ist vorbei und es wäre wünschenswert, wenn Herr Ricco mal ein paar Jahre einsitzt. Allerdings saß er nur einen Tag in U-Haft und ist schon wieder daheim in Italien. Es ist nur fürchterlich schade, dass nun wieder nur das beschissene Doping im Vordergrund steht und manche Hohlbirnen gar fordern, die Tour abzuschaffen. Wir sind im Jahr Eins nach dem Tiefpunkt und die Fahrer haben die Chance verdient, die Jens Voigt fordert. Ich finde es auch gut, dass ARD und ZDF weiter übertragen.

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

3 Kommentare

  1. Bei uns im Verein diskutieren wir immer wieder mal über das Thema. Bei der Asfahrt diesen Samstag meinten alle, dass sie die Tour nicht mehr ansehen würden. Ich kann mich noch gut erinnern, dass von denen teilweise welche nen Nachmittag frei genommen hatten, wenn es nach Alpe D`Huez ging. Was soll man es noch ansehen, wenn man Tag für tag nicht sicher sein kann, dass der Etappengewinner nicht die Woche drauf erwischt wird? Und ohne Jens jetzt beschuldigen zu wollen – diese Sprüche haben wir alle schon von Aldag und Zabel auch gehört. Nein, ich bzw. trainieren lieber ohne diese „Vorbilder“.

  2. Nochmal in deutsch:

    Bei uns im Verein diskutieren wir immer wieder mal über das Thema. Bei der Ausfahrt diesen Samstag meinten fast alle, dass sie die Tour nicht mehr bewusst ansehen würden. Ich kann mich noch gut erinnern, dass von denen teilweise welche nen Nachmittag frei genommen hatten, wenn es nach Alpe D`Huez ging. Aber was soll man es sich noch ansehen, wenn man Tag für Tag nicht sicher sein kann, dass der Etappengewinner nicht die Woche drauf erwischt wird? Und ohne Jens jetzt beschuldigen zu wollen – diese Sprüche haben wir alle schon von Aldag und Zabel auch gehört. Nein, ich bzw. wir trainieren lieber ohne diese “Vorbilder”.

Kommentare sind geschlossen.