Jogi Kuschelweich und Podolski

Was darf sich der Podolski noch erlauben, ehe er mal einen Denkzettel bekommt und daheim bleiben darf, während die anderen zur Nationalelf fahren. Eine Torflaute haben viele Stürmer mal, ganz gleich, ob sie Rudi Völler, Jürgen Klinsmann, Luca Toni oder Roy Makaay heißen, aber schlechtes Benehmen und Ausraster in der Öffentlichkeit sollten irgendwann Grenzen haben. Vor nicht ganz einem Jahr hat der von sich selbst am meisten überschätzte Podolski seinem Kapitän Ballack auf dem Platz eine geschmiert, weil der es gewagt hatte, ihm taktische Anweisungen zu geben. Eigentlich schon Grund genug, den deutschen Wunderstürmer mal aus dem Kader zu streichen, aber Jogi Kuschelweich hat ein Auge zugedrückt. Gestern durfte Podolski gegen Argentinien von Anfang an ran, hat mäßig gespielt (wie der Rest der Mannschaft auch) und anschließend fast einen Reporter tätlich angegriffen, weil er sich von dessen Frage provoziert fühlte. Wäre er nicht von anderen zurückgehalten worden, hätte er vielleicht nach mehr geschlagen als nach dem Handy. Dazu die rüden Frustfouls auf dem Platz, die er sich immer wieder leistet…

Aber Jogi bleibt seinen Lieblingen gegenüber weich, was ich nicht nachvollziehen kann. Averell Kuranyi verließ einst beleidigt das Stadion und flog für immer aus der Nationalmannschaft, Thorsten Frings wurde aussortiert und bekam früh die WM-Absage, weil er sich über den Stil seiner Nichtberücksichtigung geärgert hatte und Podolski darf tun und machen, was er will, er wird nicht rausgeschmissen, er bekommt ein Rüffelchen, weil seine Enttäuschung natürlich nachvollziehbar sei. Bedenklich, wenn man seit Klinsis Amtsantritt ständig etwas vom Leistungsprinzip faselt und alles immer ganz genau beobachten und auf den Prüfstand stellen will. So macht man sich unglaubwürdig.


Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“