Jugendsprache im Hause Langenscheidt

Wenn ein renommierter Wörterbuch-Verlag wie Langenscheidt ein Wörterbuch über Soziolekte wie z.B. Jugendsprache herausgibt, bin ich da immer sehr skeptisch, ich verstehe nämlich bei sehr vielen Wörtern gar nicht, wie diese ermittelt werden. Ich habe sie noch nie gehört. Das war zu der Zeit so, als ich selbst noch unter die Kategorie „Jugendlicher“ gefallen bin, das ist jetzt so, wenn ich tagtäglich mit Jugendlichen zusammen bin. „Gammelfleischparty“ als Jugendwort des Jahres mag ja ganz witzig klingen, im Langenscheidt’schen Jugendjargon bezeichnet das etwas spöttisch eine Ü30-Party, ob das wirklich so ist, stelle ich einfach mal in Frage. In der Regel interessieren sich 14-, 15- oder 16-Jährige nicht in der Weise für eine Ü30-Party, als dass sie dafür ihr eigenes Wort brauchen. Meine Meinung. Meine Variante „Reste ficken“ finde ich da sehr viel lustiger und origineller.

Wie man aber darauf kommt, dass „Datenzäpfchen“ unter Jugendlichen gang und gäbe für den landläufigen USB-Stick sein könnte, weiß ich auch nicht. Wie wird das ermittelt? Gehen die mit Fragebogen in Schulen oder fragen Jugendliche auf der Straße? Irgendwann müsste mir das doch begegnet sein, da ich wirklich auf sprachliche Eigenheiten sehr gerne achte. Nordic-Walker als „Stockenten“ zu verspotten, finde ich aber ausgesprochen lustig.

Naja, dieses blöde Lexikon von Mario Barth darf sich ja auch mit dem großen hellblauen L auf gelbem Grund schmücken.

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

5 Kommentare

  1. Pons macht auch sowas und die machen dafür einen Wettbewerb, auch in Gymnasien.
    Aber ich stell mir auch die gleichen Fragen wie du.

  2. Mario Barth war – logisch RTL – bei Jauchs Jahresrückblick wieder dermaßen unerträglich und unlustig. Deswegen hat er wahrscheinlich auch nur 70.000 Fans.

  3. Sehr skurriler Blog, den du da führst. Ich bevorzuge bekanntlich auch die Bezeichnung „Reste ficken“. Gammelfleischparty passt eher zur Familienfeier mit Döner-Buffet.

Kommentare sind geschlossen.