Kampf mit der Metapher

Politiker lieben in ihren Reden gerne die Metapher. Der scheidende Landesvater Edmund Stoiber, einer der ganz großen Wortakrobaten, liebte ganz besonders den bildhaften Vergleich mit dem Fußball, da sah er Bayern allgegenwärtig in der CL, während die anderen tristen Zweitligaalltag bewältigen müssen.

Nicht nur bei ihm, auch bei vielen seiner Kollegen geht da im Eifer des politischen Gefechts mal der ein oder andere verbale Schuss nach hinten los, weil mit den Metaphern alle Pferde durchgehen, um beim Thema zu bleiben. Das neueste „Opfer“, dem seine eigene Rhetorik ein Bein stellte, wurde jetzt der Münchner Oberbürgermeisterkandidat der CSU, Josef Schmid. Er verglich den SPD-OB Ude und den rot-grünen Stadtrat der bayerischen Landeshauptstadt im Hinblick auf die Kommunalwahl im März mit der oft bemühten Made im Speck (Speck hier: die CSU) sowie mit einer Laus in der Mähne des bayerischen Löwen. Alles schön und gut.

Nur bei der Schädlingsbekämpfung, die er als CSU-Kandidat bei der Wahl vornehmen will, hätte er sich doch eines anderen Wortschatzes bedienen sollen, denn er schlug vor, mit der „Entlausung des bayerischen Löwens zu beginnen“. Das ist ganz sicher im besagten Eifer des Gefechts und voller Begeisterung über die tolle Metapher mit der Laus im Pelz des Löwen gesagt worden, dennoch dürfte jedem, ganz bestimmt auch Herrn Schmid, bei genauem Überlegen klar sein, in welchem Kontext „Entlausung“ im Zusammenhang mit Menschen seit dem Holocaust steht und daher ist Schmids verbale Entgleisung natürlich ein gefundenes Fressen für den politischen Geier Gegner und eine schwere Hypothek für die Wahl, bevor der Wahlkampf richtig angefangen hat.

Nur dieser bayernweite Aufschrei und die empörte Empörung führender empörter Politiker scheint mir doch ein wenig überzogen. Hat irgendjemand schon bemekt, dass man jetzt nicht aus einer Laus einen Elefanten machen sollte? Wenn nicht, habe ich das jetzt erledigt. Herr Beckstein sprach leider nur von einem kleinen Tier und dem Elefanten, dabei reimt sich Laus so schön auf Maus und muss nicht umständlich umschrieben werden, um im Bild zu bleiben.

Der bayerische SPD-Vize Florian Pronold hat Markus Söder den „größten Kotzbrocken der deutschen Politikszene“ genannt. Erstens ist das nicht wahr, und zweitens auch nicht die feine englische Art. Eine Art von Frust-Foul, um zu Stoibers Fußball-Rhetorik zurückzukehren.

Veröffentlicht am
Kategorisiert in Politik

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

6 Kommentare

  1. einfach unprofessionell…das ist nicht dumme Rhetorik, das ist Dummheit, oder er war besoffen oder sonstwas..das ist parteischädigender als Pauli je sein kann.

  2. Unüberlegt war es gewiss, aber dumm? Der gute Mann hat am Samstagmorgen beim Parteitag gesprochen, ehe es groß losging. Mit seiner Rhetorik wollte er die Leute an der Basis erreichen und hat ein bisschen über das Ziel hinausgeschossen. Die ganze Aufregung darüber ist auf jeden Fall zu viel des Guten. Er hat sich entschuldigt, fertig.

  3. das sind Profis, die werden dafür bezahlt…und nicht zu wenig. Im „normalen“ Beruf kostet dich so ein Ausrutscher den Job! Ausserdem ist dieses pseudo-Basis anbiedern doch echt abgeschmackt, und nicht mal am politischen Aschermittwoch passend…das kann ein echter Politiker (Söder etc.) besser (verpacken).

  4. Er war ja nicht der erste, der mit einem unglücklichen Vergleich eine Arschbombe in den Fettbottich gemacht hat. Schau dir Herrn Meisner der an, der von entarteter Kunst gesprochen hat. Si tacuisses, philosophus mansisses. Nur Philosophen waren die Politiker nie und werden es nie sein. Ein Freund der Weisheit? Nicht doch!

  5. ich meine ja nicht, dass er die dumme Ausnahme ist, aber warum dieses dumme anbiedern im Sinne von Laus im Pelz oder Made im Speck…gut, es ist ne andere Partei, aber man muss und kann doch durch Inhalte überzeugen, warum dann diese arme Polemik? Armutszeugnis, weil der Herr sich der Stärken der CSU nicht bewusst ist, das ist das schlimme..

  6. Der Stachel, dass in Bayern, wo die CSU mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit im Landtag regiert, ausgerechnet in der Landeshauptstadt seit Jahrzehnten nicht den Bürgermeister stellt (Vogel, Kronawitter, Ude), sitzt tief. Da wird dann schon mal zu Polemik gegriffen. Auf Landesebene ist das nicht nötig und wäre auch völlig unangebracht.

Kommentare sind geschlossen.