Kompensationsdrang I

Auf dem Weg von der Zellerau zurück in die Innenstadt habe ich heute mittag mal wieder ein Exemplar einer ganz besonderen Spezies getroffen, einen Möchtegern-Rennfahrer, der seine Freundin mit seinen „Fahrkünsten“ beeindrucken wollte. Am besten zu erkennen sind diese geistigen Vollpfosten an der Handhaltung am Lenkrad: Linke Hand auf fast „zwei Uhr“. Ich frage mich da immer, wie die nach einer Rechtskurve den Knoten wieder aus den Armen kriegen. Unser Top-Exemplar mit einem blauen Golf 1.6 mit dem Kennzeichen WÜ-CG … (Schande, dass der eine Würzburg-Stadt-Nummer hat, benimmt sich wie ein Landei oder ein typischer KT) hatte auf dem Beifahrersitz eine blonde Tusse, die sehr leicht zu beeindrucken schien, nämlich mit einem Kavaliersstart an jeder (!) Ampel zwischen Wörthstrasse und Augustinerstraße. Zuerstmal musste der mich mit meiner 50cc Vespa ausbeschleunigen und dann noch knapp rüberschneiden. Wow! Das ist schon eine Leistung, einen alten 50er Roller so auszubeschleunigen. Hab ich mir das erste Mal gedacht, was der wohl zu kompensieren versucht. Potenzstörungen? Penis-Zwergenwuchs? Wahrscheinlich beides! An der Ampel war ich wieder vorne, ohne dass ich dem was wollte. Das hat ihn aber gleich wieder dazu bewogen, reifenquietschend loszufahren, um an der Friedensbrücke wieder an der roten Ampel zu stehen, er hat keinen Meter gewonnen, aber seine dumme kleine Freundin hat ihn als Belohnung ganz lieb geküsst. Was für ein toller Mann! Der Kavalierstart hat mich zu einen ersten Begeisterungsbekundung in Form eines lauten
Jauuuuuuuuuu hingerissen, ich war zu beeindruckt, habe aber gleich mit der nächsten Aktion rechnen können. Es ist nämlich jetzt zweispurig. Der Dödel und ich auf der rechten Spur, ein Stuttgarter Ford auf der linken. Ohne dass der Stuttgarter auf das Gaspedalspielen eingegangen wäre, ist der Megamann nun beim Umschalten auf Grün losgefetzt als ginge es um die Pole Position: Er ist natürlich wieder reifenquietschend Richtung Stadt/ Alter Kranen abgebogen, ich bin nicht ganz hintergekommen, nur war die Ampel am Alten Kranen auch Rot, er stand schon wieder vor mir, jetzt war die „Anlage“ auch standesgemäß laut und die linke Hand fast auf „drei Uhr“. Hat der jemals ein Autorennen gesehen. Glauben die, das sieht cool aus? Das ist so lächerlich! Schlimm war jetzt wohl, dass Stau war, konnte er seinem Bunny nicht zeigen, was er alles kann. Dafür stand dann unter der Alten Mainbrücke ein Auto zum Abbiegen in die Karmelitenstraße, es war etwas eng, macht aber nix. Der Idiot ist echt voll über den Bordstein geschrubbt, schönen Gruß von der Spur! Ich war übrigens immer noch hinter dem, aber es lohnt sich schon volles Programm, auf kurzen Stücken Vollgas zu geben. Auch die nächste Ampel war natürlich Rot, er wollte wie ich in die Wirsbergstraße abbiegen und was hab ich mir gedacht? „Der macht bestimmt nen Jumpstart, um VOR den Fußgängern links abzubiegen.“ Manche sind so dumm und so durchschaubar. ROT-GELB, Drehzahl geht hoch, Reifen quietschen und der prescht vor den kopfschüttelnden Fußgängern in die Wirsbergstraße. Hier musste ich dann doch rufen „Ist dein Schwanz zu klein?“. Er hat es nicht gehört, sonst wäre er wohl, ganz Mann, rechts rangefahren, ausgestiegen und hätte mir vor seiner Freundin Prügel angedroht. Er ist dann links in die Augustinerstraße abgebogen, ich geradeaus in die Neubaustraße gefahren. Er war nicht schneller als ich, aber er hat seinen Mann gestanden, irre! Es
muss wohl in Zukunft heißen: Am Fahrstil eines Mannes, erkennt man die
Größe des Johannes!

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

4 Kommentare

  1. ich fahre gar kein auto.. jetzt kannst mal sehen, wie gross meiner is leider wollen das die maedels einfach nicht erfahren

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