Miese PR ist auch PR

Dass ich dem Einstieg der ProSiebenSat.1 AG in die Tour-Berichterstattung nicht gerade positiv gegenüber stehe, habe ich schon am ersten Tag geschrieben. Der Ausstieg von ARD und ZDF nach dem Fall Sinkewitz war hart, möglicherweise auch überraschend, aber auf alle Fälle konsequent. Jetzt stellt sich eben die Frage, wie mit anderen Sportarten verfahren werden sollte. Gerade angesichts der Tatsache, dass uns nächstes Jahr bei den Olympischen Spielen in Peking bisher unbekannte chinesische Mannsweiber und richtige Männer erwarten, die die internationale Konkurrenz mit Bestleistungen „überraschen“, kann ich mir einen ähnlichen Schritt der übertragenden Sender nur sehr schwer vorstellen. Strenge und zuverlässige Kontrollen schon im Vorfeld der Spiele wären erstrebenswert, von den dopingverdächtigen Pedaleuren möchte ich dort nicht einen sehen.

Für Sat.1 hat sich der Einstieg wohl weniger rentiert, wenn ich heute die Süddeutsche lese. Die Zuschauer, bis vorgestern war ich auch einer, sind zu Eurosport gewechselt, weil dort kompetenter und kritischer berichtet wurde und wird. Ich war lange, vielleicht zu lange, ein Fan von Jan Ullrich, aber wenn ich lesen muss, dass sich Herr Ullrich im netten Plauderton mit Sat.1-Experte Mike Kluge über Wino (inzwischen auch erwischt) und Klödi unterhält und dabei auch noch die eher kritiklose Übertragung, bei der endlich wieder der Sport und weniger das Doping im Mittel stünde, loben darf, dann quittieren das die Zuschauer in meinen Augen ganz folgerichtig, indem sie einfach nicht einschalten. Und so wird die Übertragung, die laut Sat.1 bis zum bitteren Ende, allen möglichen weiteren Dopingfällen zum Trotz, durchgezogen wird, für den Sparkuschelsender zum „Megaflop“, wie die Netzeitung schreibt, weil Werbekunden in diesem Umfeld äußerst ungern ihre Produkte platzieren wollen, zumal die Zuschauer ausbleiben. Wie sagte der Vorstandsvorsitzende so passend, die Zuschauer sollten entscheiden, ob sie abschalten. Vielleicht hält es der Sender aber auch so wie z.B. diese Frau Hilton: Miese PR ist auch PR.

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

5 Kommentare

  1. Sehr lustig. Und so passend. Bei welchen olympischen Schwimmwettbewerben haben plötzlich die Chinesen ohne Penis gewonnen und die Weltrekorde pulverisiert?

  2. na, bei den Chinesen (na gut das klingt naiv) kann ich mir ob der grossen Auswahl und des harten Drills schon vorstellen, dass derartige Leistungen auch ohne Doping (also „nur“ mit dem verschriebenen Asthma-Spray) möglich sind…vgl. Michael Phelps…

  3. schon mal an Genmutation durch Umwelteinflüsse gedacht? Bei den Umweltbedingungen wie sie in China manchmal herrschen würde es mich nicht wundern…und immerhin haben die 1.3 Mrd Menschen, die Wahrscheinlichkeit derartiger Mutationen steigt mathematisch gesehen 😉

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