Minderheitenschutz der Main-Post?

20 Personen, lose organisiert in vier (!) verschiedenen Initiativ(ch)en, haben gestern am Oeggtor den Verkehr für ein paar Minuten lahmgelegt, weil sie für einen autofreien Rennweg demonstriert haben. Keine große Kundgebung sollte es werden, was sich auf Nachfrage leicht sagen lässt, eher eine symbolhafte Aktion als Beitrag zur Diskussion um die neue Verkehrsführung, wenn die neue Straßenbahn zum Hubland gebaut wird. Der Arbeitskreis Studierende für Denkmalschutz hat gerufen, die Massen sind gekommen, die eifrigen Ringparkschützer durften da natürlich nicht fehlen. Oder war zufällig einer von denen in die Stadt unterwegs und hat sich gedacht, das ist putzig, ich erhöhe die Teilnehmerzahl mal im fast zweistelligen Prozentbereich? Nett, dass die Main-Post bemerkt, dass die Demonstranten für einen autofreien Rennweg ein Auto dabei haben mussten, um überhaupt auf die Straße zu dürfen, aber warum wird überhaupt über eine solche Mini-Veranstaltung berichtet? Minderheitenschutz?

Ich könnte auch mal eine Demonstration anmelden und versammle mit mir Gleichgesinnte, die ebenfalls gegen Krankheiten sind, gegen Krieg, gegen Terroristen, für den Frieden, gegen Verbrechen, für ein Verbot von Bayern-Niederlagen, für das Verbot von Bürgerinitiativen, gegen schlechtes Wetter, gegen hohe Benzinpreise und gegen Sulzschnee und vereiste Skipisten sind. Dann soll die Main-Post aber unbedingt darüber berichten und der Typ mit seiner Filmkamera, der sonst die Videos von Verkehrsunfällen dreht, soll bitte auch kommen.

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“