Mogadischu

Ein beeindruckender Spielfilm über den Deutschen Herbst. Der Film Mogadischu, der heute Abend in der ARD lief, versucht nicht zu romantisieren oder publikumsgerecht zu interpretieren, im Gegensatz zu Der Baader Meinhof Komplex kommt man gar nicht erst auf die Idee, die Motive der Terroristen zu verstehen, diese sind unmenschlich, grausam und wahnsinnig. Schockierend und fesselnd von der ersten bis zur letzten Minute, obwohl das Ende der Flugzeugentführung, mit der die Stammheimer RAF-Terroristen aus der Haft freigepresst werden sollten, hinlänglich bekannt ist. Kapitän Jürgen Schumann wird kaltblütig ermordet, seine verschlüsselte Botschaft hat den Einsatz der GSG9 erst möglich gemacht. Christian Berkel spielt Bundeskanzler Helmut Schmidt mit einer atemberaubenden Akribie, überhaupt zeigt der Film auch, wie die verantwortlichen Politiker um Entscheidungen rangen und dies wie bei Schmidt an die Substanz ging. Hervorragend recherchiert und aufbereitet von Maurice Philip Remy.

Die anschließende Diskussionsrunde bei Anne Will war auch sehr interessant. Der frühere Bundesinnenminister Gerhart Baum schilderte aufschlussreich, warum im Fall Christian Klar „lebenslang“ nicht lebenslang bedeutet, während die direkt Betroffenen von damals ihre Einwände gegen die Freilassung Klars, der an der Organisation der Entführung beteiligt war, bekräftigten, weil sie tatsächlich lebenslang mit diesem Trauma leben müssen. Jürgen Vietor, damals Co-Pilot, hat diese Woche sein Bundesverdienstkreuz zurückgegeben.

Genau für solche Fernsehabende zahle ich gerne TV-Gebühren. Nach dem Film und der Talkrunde sendete die ARD nämlich noch eine hervorragende Dokumentation über die Landshut-Entführung. Vielleicht kann ja die Fernseh-Fassung des RAF-Films, die Ende 2009 gesendet wird, einige Lücken schließen, die mir im Kino noch etwas zu groß waren.

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“